×

Reformierte Kirchgemeinde stoppt Plakatkampagne

Der Zwist um den Abstimmungskampf zur Erneuerung der Evangelisch-reformierten Kirche
in Rapperswil-Jona geht in die zweite Runde. Mit dem Abbruch der Plakatkampagne möchte die
Kirchenvorsteherschaft die Diskussion versachlichen.

28.01.19 - 21:55 Uhr
Politik

Sollen kirchliche Behörden in einen laufenden Abstimmungskampf eingreifen? Diese Frage treibt derzeit Mitglieder der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Rapperswil-Jona um. Die Kirchenvorsteherschaft hatte letzte Woche mit einer breit angelegten Kampagne in den Abstimmungskampf eingegriffen. Mit dieser wollte sie die Bürgerschaft von der Erneuerung der reformierten Kirche an der Zürcherstrasse überzeugen. Das Gotteshaus soll für 4,75 Millionen saniert werden. Der Kredit kommt am 10. Februar an die Urne (diese Zeitung berichtete mehrfach).
Nun hat die Kirchenvorsteherschaft die Plakatkampagne gestoppt. Die Verantwortlichen haben ausserdem eine schriftliche Stellungnahme verfasst. In dieser nehmen sie Bezug auf die einzelnen Vorwürfe. Auf Nachfrage sagt Beatrix Bock, Präsidentin der Reformierten Kirchgemeinde Rap- perswil-Jona, sie wolle mit diesem Schritt die Diskussion «zurück auf die Sachebene heben». Aufgrund der «verursachten Polemik» habe die Kirchenvorsteherschaft am Wochenende entschieden, die Kampagne abzubrechen, die Inserate zu sistieren und alle Testimonial-Plakate im Aussenbereich einzuziehen. Bock legt Wert auf die Feststellung, dass die Kampagne keineswegs aufgrund des öffentlichen Drucks gestoppt worden sei. «Seitens der Kirchbürgerschaft sind bis jetzt weder Briefe noch E-Mails noch Telefonate eingegangen», hält Bock fest.


Fehlender Dialog


Die Präsidentin der Reformierten Kirchgemeinde ist spürbar enttäuscht von der Gruppe Kirchbürger, die sich gegen die Sanierung des Gotteshauses wehrt. Konkret wirft Bock der Gegnerschaft um Johanna Krapf vor, die Möglichkeiten zum Dialog nicht genutzt zu haben. «Bis heute hat sich diese Gruppe weder bei mir noch bei einer anderen Person der Kirchgemeinde gemeldet und den Dialog gesucht.» Namentlich bei den Workshops namens «Denkbaustelle», die im letzten Frühling stattfanden, und an den vier Informationsveranstaltungen im Herbst sei Krapf nicht aufgetaucht, sagt Beatrix Bock. «Dabei wollten wir an diesen Terminen möglichst alle Altersgruppen und alle Meinungen vereinen, um uns ein Bild über das Befinden in der Kirchgemeinde zu machen.» Auch am Informationsabend vom 21. Januar habe Johanna Krapf das Wort nicht ergriffen. «Der Rest der Gruppe hat sich zudem bis heute namentlich nicht zu erkennen gegeben», hält Bock fest. 


Plötzliche Krediterhöhung


Diesen Vorwurf weist Johanna Krapf von sich: Sie habe sich nach der Bürgerversammlung vom März 2018 mit Beatrix Bock zu einem längeren Gespräch getroffen und an einem der Informationsabenden ihre Kritik kundgetan. «Auch mein Mann Bernhard hat an einem der Infoanlässe teilgenommen und seine Wünsche vorgebracht.» Am 21. Januar hätten sich mit Absicht andere Mitglieder ihrer Gruppe geäussert. «Ich selbst hatte meine Meinung zu diesem Zeitpunkt bereits in verschiedenen Leserbriefen kundgetan.» Seit der Bürgerversammlung 2017 seien immer wieder und von verschiedenen Seiten kritische Voten zu hören gewesen, hält Krapf fest.
Dass sich die Gruppe erst jetzt – kurz vor der Abstimmung – so vehement zu Wort meldet, habe mit der Erhöhung des Kredits zu tun, erklärt Krapf: «An der Bürgerversammlung vom 26. März 2018 war die Rede von 3,8 Millionen und nicht von 4,75 Millionen.» Dass die Kirchenvorsteherschaft den Gegnern den Gang an die Medien vorwirft, erstaune sie. «Es war die Kirchenvorsteherschaft selbst, die Anfang Dezember an die Medien gelangte, und in einem Artikel erstmals über die Urnenabstimmung und die Kostensteigerung informierte.» Die Leserbriefe seien ei-ne Antwort auf diese Neuigkeit
gewesen.


«Keine teure Kampagne»


In einer schriftlichen Stellungnahme wehrt sich die Kirchenvorsteherschaft auch gegen die Idee, es habe sich bei den Plakaten und Inseraten um eine «gross angelegte Pro-Kampagne» gehandelt. «Das ist Stimmungsmache», heisst es im Papier, dass der LZ vorliegt. Die gesamte Summe für die Kampagne betrage 5000 Franken, was lediglich 1,05 Promille der veranschlagten Bausumme entspreche.
Zum Vorwurf, es würden in der Kampagne Steuergelder verwendet, sagt Bock: «Ja, wir haben ei-nen öffentlichen Informationsauftrag, und mit dieser Kampagne wollten wir die Beweggründe für eine Kirchenerneuerung einfach und verständlich rüberbringen.» Zudem sei die Testimonial-Kampagne keineswegs als Reaktion  auf die Gegnerschaft zu verstehen.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Politik MEHR