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SBB-Chef wehrt sich gegen strengere Auflagen bei Beschaffungen

SBB-Chef Andreas Meyer hat sich trotz anhaltender Probleme beim neuen Doppelstockzug «FV-Dosto» in einem Interview gegen strengere Auflagen der Politik bei Beschaffungen ausgesprochen. Das Gesetz sei bereits heute streng und verursache einen grossen Aufwand.

Agentur
sda
19.01.19 - 05:23 Uhr
Politik
Eine "Zangengeburt": SBB-Chef Andreas Meyer. (Archivbild)
Eine "Zangengeburt": SBB-Chef Andreas Meyer. (Archivbild)
KEYSTONE/ALESSANDRO DELLA VALLE

«Wir haben schon jetzt ein sehr enges gesetzliches Korsett bei solchen Beschaffungen, alles wird bis ins letzte Detail geregelt mit einem sehr grossen administrativen Aufwand», sagte Meyer in einem Interview mit den Zeitungen von «CH Media» vom Samstag. Er könne sich nicht vorstellen, wie man die Beschaffungsfreiheit weiter einschränken solle. Die SBB seien und blieben Bestellerin, auch wenn es schwierig sei.

Die Pannen rund um den Einsatz der insgesamt 1,9 Milliarden Franken teuren SBB-Fernverkehrsdoppelstockzüge des Herstellers Bombardier wurde unlängst zum Politikum. Die Verkehrskommission des Nationalrats beschäftigte sich am Dienstag mit dem Thema und äusserte sich laut Mitteilung «äusserst besorgt» über die zahlreichen Pannen beim neuen Zug. Die Parlamentskommission fordert von den Verantwortlichen im Februar Antworten.

Meyer sieht Hersteller in der Pflicht

Meyer doppelte im Interview nach und hielt an der Kritik am Hersteller Bombardier fest, die sein Unternehmen bereits vergangene Woche geäussert hatte. Meyer schiebt die Schuld für die Verspätungen und technischen Probleme dem Lieferanten in die Schuhe. «Die Gründe für die momentane Situation liegen klar bei Bombardier.» Der Lieferant sei in der Pflicht, dieser habe sich um den Auftrag beworben. Wann alle 62 Züge einsatzfähig sind, konnte Meyer nicht sagen. Ursprünglich war ein Einsatz ab 2013 vorgesehen. «Es ist eine Zangengeburt.»

Insgesamt kostet der grösste Deal in der Geschichte der SBB 1,9 Milliarden Franken. Bis heute sei ein Drittel der Kaufzahlung beglichen und mit Bankgarantien abgesichert. Über Strafzahlungen für Bombardier werde «im Moment» nicht gesprochen. Gleichzeitig hielt Meyer fest: «Der Vertrag, den wir mit Bombardier abgeschlossen haben, ist ein harter Vertrag mit Strafzahlungen, die über das Übliche hinausgehen.» Details nannte Meyer nicht.

Bombardier sieht Fortschritte

Der Schweiz-Chef von Bombardier, Stéphane Wettstein, hatte sich am Freitag in einem Interview gegen die Kritik am Zug verteidigt. Die Zuverlässigkeit der Züge habe in den vergangen Wochen deutlich verbessert werden können. Er sei zuversichtlich, dass sehr bald ein stabiler Betrieb zusammen mit den SBB etabliert werden könne. Die Probleme beträfen vor allem Türen und Schiebetritte. Es seien keine Sicherheitsprobleme.

Seit Dezember sind zwölf Kompositionen des neuen Zugs im fahrplanmässigen Betrieb. Anhaltende Mängel führten im ersten Betriebsmonat laut SBB allerdings immer wieder zu Zugausfällen und Verspätungen. Die Züge verkehren seit dem Fahrplanwechsel im Dezember vorläufig nur auf der Interregio-Strecke Basel-Zürich-St. Gallen-Chur.

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