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Region geht nach Hitzesommer beim Wasser über die Bücher

Der Sommer 2018 geht in die Geschichtsbücher ein. Die lang anhaltende Trockenheit hat auch die Gemeinden der Region vor Herausforderungen gestellt. Diese prüfen nun Verbesserungen bei der Wasserversorgung.

14.01.19 - 04:30 Uhr
Politik
Ausgetrocknete Bachbette und verdorrte Wiesen prägten diesen Sommer in der Region das Bild.
Ausgetrocknete Bachbette und verdorrte Wiesen prägten diesen Sommer in der Region das Bild.
MARKUS TIMO RÜEGG

Der Hitzesommer 2018 hat an vielen Fronten für Probleme gesorgt: Bäche trockneten aus, Bauern mussten ihre Kühe notschlachten lassen, und auch in Reservoirs schrumpften die Wasservorräte. Deshalb riefen sämtliche Gemeinden des Linthgebiets die Bevölkerung mehrfach dazu auf, sparsam mit dem Wasser umzugehen.

In einzelnen Fällen wurden gar Entnahmeverbote ausgerufen. Für Aufsehen sorgte der FC Eschenbach, dem das Bewässern der Fussballfelder mit Wasser der Gemeinde verboten wurde. Platzwart Karl Kühne musste selber aktiv werden: Er kaufte Wasser von ausserhalb der Gemeinde ein und liess es mit Tanklastern zu den Fussballplätzen schaffen. Allen Bemühungen zum Trotz ging ein Teil der Plätze ein. Kühne, der früher selber im Gemeinderat sass, sagte in einem «Südostschweiz»-Artikel vom 7. August 2018: «Jemand in der Gemeinde hat seine Hausaufgaben nicht gemacht.»

Zahlen bleiben unter Verschluss

Um sich einen Überblick darüber zu verschaffen, wie prekär die Situation in den einzelnen Gemeinden tatsächlich war, hat die Region Zürichsee-Linth (RZL) einen Standbericht in Auftrag gegeben. Die Wasserversorgungen sämtlicher Gemeinden lieferten dazu Zahlen, das Rapperswiler Ingenieurbüro Frei + Krauer AG wertete diese aus. Die genauen Daten zu den Wassermengen gibt die RZL zwar nicht heraus. Im Bericht heisst es aber, Sommer und Herbst des vergangenen Jahres seien für die Wasserversorgungen «eine grosse Herausforderung» gewesen. Die Quellen trockneten stark aus, teilweise sprudelte nur noch halb so viel Wasser wie in früheren Trockenperioden. Und sogar bei vereinzelten Grundwasserfassungen, die das «Rückgrat» der Wasserversorgung bilden, konnte deutlich weniger Wasser entnommen werden, als erwartet.

«Verluste können reduziert werden, indem undichte Anschlüsse und Lecks repariert werden.»
Peter Göldi, Geschäftsführer RZL

Welche Massnahmen die RZL daraus ableitet, erklärt Geschäftsführer Peter Göldi: «Einerseits planen wir, das Datenmanagement zu vereinheitlichen.» Sprich: Sämtliche Wasserversorgungen sollen ihre Daten zu Quellständen und Entnahmemengen zur Verfügung stellen, damit diese ausgewertet und analysiert werden können. Zentral sei dabei, dass die Wasserversorgungen sich nicht nur in Störfällen, sondern auch bei Versorgungsengpässen gegenseitig unterstützen könnten.

Die Auswertungen zeigten nämlich, dass im Sommer 2018 zu jedem Zeitpunkt insgesamt genügend Wasser vorhanden war; allerdings nicht immer überall. Das Netz der Verbindungsleitungen zwischen den Versorgungen muss darauf ausgerichtet werden, einander gegenseitig zu helfen. «Auch die Fähigkeit der Quellen, sich zu erholen, soll genauer beobachtet werden», führt Göldi aus. Ausserdem soll die Erschliessung weiterer Quellen und Grundwasservorkommen langfristig gesichert werden.

Schliesslich seien laut Göldi auch Optimierungen in verschiedenen Bereichen möglich: «So können die Verluste reduziert werden, indem undichte Anschlüsse und Lecks aufgespürt und schneller repariert werden.» Auch der sparsamere Umgang mit Wasser allgemein und die Nutzung von Regenwasser könnte dazu beitragen, Engpässe in Zukunft zu verhindern. Zu guter Letzt solle laufend geprüft werden, ob die Bewässerung von öffentlichen und privaten Anlagen tatsächlich notwendig sei.

Gemeinden borgen sich Wasser

In Eschenbach, der einzigen Gemeinde, die vorsorglich ein teilweises Entnahmeverbot ausgesprochen hat, ist die Umsetzung der Massnahmen bereits in vollem Gange. «Die Versorgung für alle Ortsteile während Trockenperioden und der Feuerschutz werden geprüft und notwendige Massnahmen umgesetzt», sagt Gemeindepräsident Josef Blöchlinger. Aktuell sei beispielsweise die durchgehende Wasserleitung von Eschenbach nach St. Gallenkappel und weiter nach Goldingen fertiggestellt worden.

Neue Quellen zu erschliessen sei in Eschenbach zurzeit allerdings kein Thema: «Diejenigen Quellen, die ein ergiebiges Mass an Wasser liefern, sind bereits erschlossen», sagt Blöchlinger. Für Trockenperioden würden ausserdem die Grundwasserfassungen als «Back-up» genutzt. «Wenn auch die auf tiefem Niveau sind, beziehen wir im Extremfall Wasser von Nachbargemeinden.»

Verbote wie dasjenige für den Fussballklub sollen laut Blöchlinger die absolute Ausnahme bleiben: «Deshalb haben wir die Bevölkerung schon lange vor einem möglichen Kollaps orientiert, dass mit dem Wasser sparsam umgegangen werden soll.» Der Gemeinderat habe an die Vernunft der Bürger appelliert, anstatt ihnen Vorschriften zu machen, wie viel Wasser sie verbrauchen dürften.

Die Zusammenarbeit funktioniert

Dass die RZL sich nun Gedanken mache, wie die Wasserversorgung in den Gemeinden im Falle einer neuerlichen extremen Trockenperiode sichergestellt werden könne, begrüsst Blöchlinger: «Es werden jetzt Überlegungen gemacht, wie sich die Region mit möglichen Neuerschliessungen absichern kann.»

Dies mache auch vor dem Hintergrund von Aushilfslieferungen Sinn: «Die Gemeinden des Linthgebiets sind hier keine Einzelkämpfer. So hat Eschenbach während der Trockenperiode von der Goldinger-Meilener-Leitung, die durch unser Gemeindege-biet führt, mehr Wasser beziehen kön- nen als normal.» Sobald sich die Eschenbacher Quellen erholt hätten, sei das Wasser wieder zurückgegeben worden. «Dank der guten Zusammenarbeit der Gemeinden der Region bin ich überzeugt, dass wir auch für kommende Extremwetterlagen gerüstet sind», sagt Blöchlinger.«Dank der guten Zusammenarbeit der Gemeinden der Region sind wir auch in Zukunft gerüstet.»

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