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E-Vorsorgeauftrag stösst auf grosses Publikumsinteresse

Wird eine Person urteilsunfähig, ist sie ein Fall für die Kesb. Es sei denn, es besteht ein korrekt erstellter Vorsorgeauftrag. Marcel Dobler hat in Rapperswil ein Online-Tool dafür vorgestellt. Das Interesse war gross.

Linth-Zeitung
12.01.19 - 04:30 Uhr
Politik
Voller Saal: Marcel Dobler kann in Rapperswil fast 400 Personen zur Informationsveranstaltung begrüssen.
Voller Saal: Marcel Dobler kann in Rapperswil fast 400 Personen zur Informationsveranstaltung begrüssen.
PRESSEBILD

Marcel Dobler rief. Und fast 400 Personen kamen laut Organisatoren am Dienstagabend ins Eventhouse in Rapperswil. «Ich stelle fest, dass wir fast so viele Leute sind wie an einer Gemeindeversammlung», sagte Dobler in seiner Begrüssung. «Das bestätigt mir, wie bedeutsam die Thematik ist.» Es war der zweite von neun Infoabenden, die Dobler im ganzen Kanton zum Thema Vorsorgeauftrag organisiert.

Der frühere IT-Unternehmer und heutige FDP-Nationalrat erklärte, wie er aufgrund der eigenen familiären Bedürfnisse dazu gekommen ist, sich vertieft mit dem Thema zu befassen. Im Vorsorgeauftrag wird alles geregelt, was im Falle der Urteilsunfähigkeit einer Person zu geschehen hat. Daraus reifte die Idee, zusammen mit seiner Frau Simone (Anwältin und Notarin) und einem IT-Unternehmer eine Online-Applikation zu entwickeln, die das Erstellen des persönlichen Vorsorgeauftrags vereinfacht.

Mit dieser webbasierten Lösung hat Dobler offenbar einen Nerv getroffen. Bereits hätten rund 800 Personen davon Gebrauch gemacht. Die dabei erfassten persönlichen Daten würden sofort nach der Fertigstellung vom Programm automatisch gelöscht, verspricht Dobler. Unterstützt wird das Projekt von den Jungfreisinnigen des Kantons (technischer Support) und von den Regionalstellen Pro Senectute; «e-Vorsorgeauftrage.ch» verfolge keinerlei kommerzielle Interessen, so der Nationalrat.

Die Aufgaben der Kesb

Barbara Friberg, Präsidentin ad interim der Kesb Linth (Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde), informierte in ihrem Inputreferat über die Funktionen der Kesb. Sie erläuterte, wie die Prozesse bei Urteilsunfähigkeit einer Person oder bei einer Gefährdungsmeldung ablaufen. Die Kesb sei froh, wenn möglichst viele Bürgerinnen und Bürger über eigene korrekt verfasste und ordnungsgemäss hinterlegte Vorsorgeaufträge verfügen; dann müsse sie üblicherweise gar nicht einschreiten. Es sei nicht das Ziel der Kesb, möglichst viele Dossiers zu eröffnen, sondern nur dann, wenn es unumgänglich ist und sie von Gesetzes wegen dazu verpflichtet ist.

Kritisches aus politischer Sicht

Wie zu erwarten war, äusserte sich SVP-Nationalrätin Barbara Keller-Inhelder – eine engagierte Gegnerin der gegenwärtigen Kesb-Gesetzgebung – kritisch; insbesondere stösst sie sich an der grossen Macht, über welche die Kesb seit ihrer Einführung 2013 verfüge. Sie forderte die Anwesenden deshalb auf, nicht nur einen minimalen Vorsorgeauftrag zu verfassen, sondern darin auch Ersatzbeauftragte, Weisungen bezüglich der Betreuung von Haustieren, Wohnrechte und Wohnorte, Hausarzt und Weiteres detailliert zu benennen.

Die Kesb sei froh, wenn möglichst viele über korrekt verfasste und hinterlegte Vorsorgeaufträge verfügen.

Politisch setzt sich die SVP-Nationalrätin für eine «bürger- und familienfreundlichere» revidierte Gesetzgebung bei Urteils- und Handlungsunfähigkeit ein: Derzeit läuft eine Volksinitiative dazu.

Schritt für Schritt erklärt

Schliesslich lag es an IT-Unternehmer Noah Menzi, die Online-Applikation mittels Screen-Shots vorzustellen. Mit total 16 Schritten könnten alle notwendigen Daten und Informationen für den Vorsorgeauftrag erfasst und eingegeben werden, erklärte er. Ohne Computer und Internetanschluss geht es allerdings nicht. Nach Abschluss aller Eingaben werden die erfassten Daten automatisch zusammengeführt und in ein PDF-Dokument umgewandelt, das dem Verfasser via E-Mail zugestellt wird. Ergänzend dazu kann er sich ein Dokument ausdrucken, das die weiteren notwendigen Schritte bis zur Gültigkeit des Vorsorgeauftrags beschreibt.

In der Fragerunde stellten sich alle Podiumsteilnehmer, zusammen mit der Rechtsanwältin Simone Dobler, den Fragen der Besucher, bevor die Gäste in den Apéro «entlassen» wurden.

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