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Mehr als nur ein idyllisches Gasthaus

Vor wenigen Tagen hat das Gasthaus «Avrona» die Wiedereröffnung gefeiert. Seit Anfang Oktober gehört es zur Stiftung Bergschule Avrona. Damit beginnt ein neues Kapitel für die Stiftung, die im Weiler bei Tarasp ein Sonderschulinternat für Jugendliche führt.

03.01.19 - 10:00 Uhr
Politik
Das Gasthaus «Avrona» verfügt über eine schöne Arvenstube und bietet auch sieben Zimmer für Übernachtungsgäste an.
Das Gasthaus «Avrona» verfügt über eine schöne Arvenstube und bietet auch sieben Zimmer für Übernachtungsgäste an.
PRESSEBILD

Das Gasthaus «Avrona» liegt in einer Waldlichtung bei Tarasp, gemeinsam mit der Bergschule Avrona. Seit der Tagesbetrieb kürzlich wieder aufgenommen wurde, trägt dies nicht nur zur Belebung des abgelegenen Weilers bei, sondern eröffnet für die Sonderschulinstitution ganz neue Möglichkeiten. «Angedacht sind etwa interne Time-out-Möglichkeiten für die Jugendlichen der Schule oder in der Zukunft auch Lehrplätze in den Bereichen Küche, Service, Hauswirtschaft und Betriebsunterhalt», schreibt die Stiftung Bergschule Avrona in einer Medienmitteilung.

Für junge Menschen sei der Schritt von Schule zu Berufsleben ein grosser Schritt. Dies werde bei den Schülerinnen und Schülern einer Sonderschule noch deutlicher sichtbar. Konnten sie endlich Vertrauen fassen in Bezugspersonen und an einem Ort ankommen, wurde der nächste Schritt gefordert: Ortswechsel, neue Bezugs- und Vertrauenspersonen, dazu ein ungewohnter Tagesablauf und Tätigkeiten, die erst mal erlernt werden wollen. «All dies führt nicht selten zu frustrierten Abbrüchen von Ausbildungen», schreibt die Stiftung weiter. Mit dem Angebot von Lehrstellen innerhalb derselben Institution kann der Druck von diesem Wechsel weggenommen werden. Die Jugendlichen können im gewohnten Umfeld weiter begleitet werden und schrittweise mehr Selbstständigkeit erlangen, zum Beispiel im Wohnbereich.

Chance für Jugendliche

Mit dem Kauf und der Betreibung des Gasthauses «Avrona» ergeben sich neue Chancen und Möglichkeiten für verhaltensauffällige Jugendliche. In einem ersten Schritt wurde bereits seit Schuljahresstart 2018/19 eine Jugendwohngruppe eingerichtet. Dort werden ein Lehrling, der seine Ausbildung zum Spengler in Scuol macht, sowie ein Jugendlicher im 10. Schuljahr, der vor allem Praktika in der Gegend absolviert, begleitet. Die Möglichkeit für interne Time-outs besteht ab Wiedereröffnung des Gasthauses. So wird der Gast beim Besuch des Gasthauses vielleicht von einer Schülerin bedient oder geniesst einen Kuchen, der von einem Schüler zubereitet wurde.

Als neue Leiterin für das Gasthaus konnte die Bergschule Avrona Claudia Kläger verpflichten. Zuvor war Kläger unter anderem während fünf Jahren als Küchenchefin im Hotel «Piz Linard» in Lavin tätig. Nach einer kurzen Auszeit freut sie sich nun auf die neue Aufgabe.

Wieder ein Ort für eine Pause

Mit viel Herzblut haben Helene und Peter Witmer zuvor das Gasthaus über zwölf Jahre sehr erfolgreich geführt. Nebst der guten Küche und der schönen Arvenstube ist die Lage des Gasthauses einzigartig und einer der Hauptgründe, weshalb die langjährigen Gäste dieses Haus so schätzen. Das Gasthaus wird den Tagesbetrieb wieder aufnehmen und jeweilen ab 10 Uhr geöffnet sein.

Ob für die Wanderer von Scuol Richtung Lai Nair, die Schlittenfahrer, deren weg beim Gasthaus endet, oder für Schneeschuhläufer: Es gibt wieder einen Ort für eine Pause. Angeboten wird neu sogar ein Mittagsmenü. Abends gibt es ebenfalls ein Menü, immer mit einer vegetarischen Variante. Dies auf Voranmeldung, da die Platzzahl sehr beschränkt ist. Die öffentliche Zufahrtsstrasse wird auch im Winter gut geräumt.

Informationen: www.avrona.ch

Fadrina Hofmann ist als Redaktorin für die Region Südbünden verantwortlich. Sie berichtet über alle gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Themen, die in diesem dreisprachigen Gebiet relevant sind. Sie hat Medien- und Kommunikationswissenschaften, Journalismus und Rätoromanisch an der Universität Fribourg studiert und lebt in Scuol im Unterengadin. Mehr Infos

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