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Auto fährt in Fussgängergruppe - Täter wollte «Ausländer töten»

Offenbar aus Fremdenhass ist ein deutscher Autofahrer in der Silvesternacht in Bottrop im Ruhrgebiet in eine Gruppe feiernder Menschen gefahren und hat mindestens vier Personen verletzt. Darunter sind Syrer und Afghanen.

Agentur
sda
01.01.19 - 18:05 Uhr
Politik
Ein Absperrband der Polizei sperrt in  Bottrop einen Teil der Osterfelder Strasse ab. Auf dem Boden liegen verbrannte Feuerwerkskörper. Ein Autofahrer hatte in der Silvesternacht seinen Wagen gezielt in eine Fussgängergruppe gesteuert und mindestens vier…
Ein Absperrband der Polizei sperrt in Bottrop einen Teil der Osterfelder Strasse ab. Auf dem Boden liegen verbrannte Feuerwerkskörper. Ein Autofahrer hatte in der Silvesternacht seinen Wagen gezielt in eine Fussgängergruppe gesteuert und mindestens vier…
Keystone/DPA/MARCEL KUSCH

«Die Ermittlungsbehörden gehen derzeit von einem gezielten Anschlag aus», teilten Staatsanwaltschaft und Polizei am Dienstag mit. «Bereits bei seiner Festnahme äusserte sich der Fahrer mit fremdenfeindlichen Bemerkungen.»

Zwei weitere Versuche des Mannes, in Bottrop und der Nachbarstadt Essen Passanten anzufahren, schlugen fehl. Hier kamen die Menschen mit dem Schrecken davon.

Der 50-jährige Deutsche hatte die «klare Absicht, Ausländer zu töten», sagte der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul am Dienstag in Bottrop. Zudem sei offensichtlich, dass der Mann psychische Erkrankungen gehabt habe.

Vergleichsweise langsam

Das Jahr 2019 war erst wenige Minuten alt. Die Menschen auf dem zentralen Berliner Platz in Bottrop hätten ausgelassen gefeiert, berichtete ein Augenzeuge am Tag danach. Dann zeigt der Mann ein Video: Zu sehen ist das Auto, das in die Menschenmenge fährt. Es rollt vergleichsweise langsam, dadurch können sich noch relativ viele Menschen in Sicherheit bringen.

Die Polizei hält sich mit Aussagen zum genauen Tatablauf zunächst zurück. Ein erster Zeuge wird nach Darstellung der Behörden um 0.03 Uhr auf den silbernen Wagen des 50-Jährigen aufmerksam. Auf einer Zufahrtsstrasse zur Bottroper Innenstadt habe das Fahrzeug plötzlich auf den Fussgänger zugehalten, berichten die Ermittler. Doch der Passant konnte sich retten.

Der 50-Jährige fuhr weiter in Richtung Stadtzentrum, und wenig später kam es zu dem folgenschweren Zwischenfall auf dem Berliner Platz. Wie genau die Tat dort abgelaufen ist, wollen die Ermittler mithilfe von Zeugenaussagen noch rekonstruieren. Doch klar ist: Der Autofahrer fuhr in eine Gruppe von Menschen, die dort ausgelassen den Jahreswechsel feierten. Mindestens vier Menschen wurden verletzt, einige schwer. Unter den Verletzten sind auch Syrer und Afghanen, wie die Ermittler mitteilen.

Anschliessend sei der 50-Jährige nach Süden in Richtung seiner Heimatstadt Essen geflüchtet. Dort habe er noch einmal versucht, gezielt in eine Menschengruppe zu fahren, die an einer Bushaltestelle stand. Passiert ist dabei wie durch ein Wunder nichts. «Vielleicht sind Leute weggerannt, vielleicht hat das aus anderen Gründen nicht funktioniert. All das zu klären, ist jetzt unsere Aufgabe», sagte eine Polizeisprecherin.

Kurze Zeit später nahm die Polizei den Mann fest. Schon dabei habe er sich fremdenfeindlich geäussert, erklärten die Behörden.

Erinnerungen an Münster

Der Fall in Bottrop weckt Erinnerungen an die Amokfahrt in der Innenstadt von Münster im vergangenen April. Ein Mann raste damals an einem sonnigen Frühlingstag mit einem Kleintransporter auf einen belebten Platz. Es gab vier Tote, mehr als 20 Menschen wurden verletzt. Anschliessend erschoss sich der Täter in dem Wagen selbst.

Der 48 Jahre alte Amokfahrer war laut Polizei ein psychisch labiler Deutscher, der den Tod suchte. Einen terroristischen Hintergrund gab es den Ermittlungen zufolge in Münster nicht.

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