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Bischof liest die «Südostschweiz»

Katholischen Jugendverbände forderten eine mutigere Sexualmoral. Bischof Vitus kritisiert dies in einer Predigt. Mit den jungen Leuten hat er nicht geredet, dafür aber die «Südostschweiz» gelesen.

Pierina
Hassler
24.12.18 - 04:30 Uhr
Politik

Es war Mittwoch, der 12. Dezember. Bischof Vitus Huonder hielt im Priesterseminar St. Luzi eine Predigt: «Meine Lieben», sagte er. «Gehen wir aus von der Lesung aus dem Buch Isaias. Bedenken wir vor allem das Wort: Der Herr ist ein ewiger Gott, der die weite Erde erschuf.»

Man solle sich bewusst sein, dass der Herr der Schöpfung eine Ordnung gegeben habe, so Huonder. Und dann kam er zum Punkt – nämlich der Forderung katholischer Jugendverbände an den Vatikan, sexuelle Orientierung und Geschlechtervielfalt anzuerkennen. Es habe ihn erstaunt, so der Bischof, als er in einer Zeitung den Titel «Junge Katholiken wollen mutigere Sexualmoral» gelesen habe. Noch mehr erstaunt sei er gewesen, als er im Artikel gleich noch die Deutung dieses Titels erhalten habe.

Die Schöpfungsordnung

Tatsächlich hatte die «Südostschweiz» am 14. September getitelt «Junge Katholiken wollen mutigere Sexualmoral». Und tatsächlich konnte man aus der gleichen «Südostschweiz» entnehmen, dass die sexuelle Vielfalt bei den jungen Katholiken kein Tabuthema mehr ist. Offensichtlich geht das Huonder zu weit. Dies komme einem Ausscheren aus der Schöpfungsordnung gleich, unterstellte er den jungen Leuten. Oder auch: «Ein Ausblenden der Gebote Gottes. Ein Verlassen der Weisung des Herrn. Ein Leben nach eigener Willkür.»

Ein keusches Leben

Huonder sagte in seiner Predigt, man könne den Titel ruhig stehen lassen. Nur müsse man ihn ganz anders deuten. «Wir müssen ihn nur richtig interpretieren», waren seine Worte. Und was richtig ist, fasste Huonder so zusammen: mutiger bezüglich eines keuschen Lebens, mutiger bezüglich der Führung einer christlichen Ehe, mutiger bezüglich des Befolgens der evangelischen Räte, mutiger bezüglich der Anerkennung der Schöpfungsordnung. «Zusammengefasst: mutigeres Voranschreiten in den Spuren Jesu», so Huonder.

Seine Aussagen schlagen hohe Wellen. «Die Aussagen sind realitätsfern», sagt eine junge Katholikin. Junge Menschen würden sich eine Kirche wünschen, die sie ernst nehme, die zu Fehlern stehe, den Glauben authentisch lebe und echte Orientierungshilfe leiste.

Genau dies forderten die Verantwortlichen der katholischen Jugendarbeit aus Deutschland, Österreich, Südtirol und der Schweiz in einer gemeinsamen Erklärung zur Jugendsynode, die im Oktober in Rom stattfand. «Dazu gehört eben auch die Anerkennung von sexueller Orientierung und Geschlechtervielfalt», sagt die Frau. Doch statt mit den jungen Katholiken zu reden, kritisierte Huonder, was er in der Zeitung gelesen hat.

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Ich denke die Jugendlichen wollen die Bibel ändern so wie sie es möchten ich denke das kann man nicht machen man Jan auch in der Firma wo man arbeitet die richlienen ändern

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