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Bahn frei für den Weg in den Wipfeln

Der Laaxer Souverän unterstützt trotz kritischer Gegenstimmen das Projekt eines zwei Kilometer langen Waldpfads in den Baumkronen. Jetzt braucht es noch die Zustimmung der Landeigentümer im Gebiet.

Jano Felice
Pajarola
07.12.18 - 04:30 Uhr
Politik
Störung in einem ruhigen Gebiet? Der geplante Wipfelpfad-Ausstiegsturm in Dorfnähe hat in Laax für Diskussionen gesorgt.
Störung in einem ruhigen Gebiet? Der geplante Wipfelpfad-Ausstiegsturm in Dorfnähe hat in Laax für Diskussionen gesorgt.
PRESSEBILD

Debatten und Beschlüsse bis um Mitternacht – es war eine ziemlich lange Gemeindeversammlung am Mittwochabend in der Laaxer Aula Grava. Vor allem wegen eines Traktandums: Der Baumwipfelpfad hatte wenige Tage vor der Abstimmung noch für anonyme Flugblätter gesorgt. Die Kritik darin: Der Wald werde verschandelt, durch das Projekt entstehe mehr Lärm und Verkehr, und abstimmen müsse man an der Versammlung schriftlich, da man mit negativen Folgen zu rechnen habe, wenn man offen ein Nein abgebe. Gemeindepräsident Franz Gschwend bestätigte gestern die Existenz des von Radiotelevisiun Svizra Rumantscha am Dienstag vermeldeten Flugblattes. Dem er an der Versammlung deutlich habe widersprechen müssen: Dass Gewerbler abgestraft würden, wenn sie anderer Ansicht seien als die Exekutive, sei unwahr. «Bei uns hat noch nie ein Handwerker gelitten, weil er anderer Meinung war.»

Dass die Versammlung nicht ohne Widerstände und weitere Kritik über die Bühne gehen würde, habe er erwartet, so Gschwend. Vor allem der geplante Wipfelpfad-Ausstiegspunkt mit dem Turm in Dimplaun und die Verbindung von dort bis ins Dorf seien Gegenstand von kontroversen Diskussionen gewesen. «Bis jetzt hatten die Anwohner in diesem Gebiet immer ihre Ruhe.» Nun habe man Angst vor einer Störung. «Letztlich hat sich alles um diesen Aspekt gedreht.»

Letztlich ein doppeltes Ja

Zur Sprache gekommen seien jedoch auch Bedenken wegen der Tiere im Wald oder die hohe aktuelle Investitionskadenz der Gemeinde. Letztlich allerdings fielen die Beschlüsse positiv aus: Mit 173:107 Stimmen wurde der Generelle Erschliessungsplan für den Pfad angenommen, mit 171:106 Stimmen der Baukredit von 7,5 Millionen Franken.

«Jetzt geht es noch darum, bei den Landeigentümern die Nutzungsrechte für 50 Jahre einzuholen», so Gschwend – es handelt sich dabei um die Bürgergemeinden von Laax und Sagogn sowie um die Kirchgemeinde Laax. Geht es anschliessend auch mit dem Baugesuch reibungslos vonstatten, wird im August 2019 mit der ersten Etappe begonnen. Eröffnet würde der längste Baumwipfelpfad Europas dann im Oktober 2020.

Steuerfuss bleibt bei 50 Prozent

Gutgeheissen wurde am Mittwoch das Budget 2019 der Gemeinde, es rechnet bei Ausgaben von 14,02 Millionen mit einem Plus von 39 000 Franken. Netto investiert werden knapp 13,82 Millionen Franken. Der Gemeindesteuerfuss wurde bei 50 Prozent belassen. Gesprochen wurde ein Kredit von 1,8 Millionen für die letzte Sanierungsetappe des Center la Cauma, erneuert werden dabei die Fassade und das Dach. Ebenfalls bejaht wurde eine Revision der Ortsplanung in den Bereichen Gefahren- und Gewässerzone. Und auch ein neues Parkierungsreglement stiess zu fortgeschrittener Stunde auf Zustimmung. Mit den Regelungen sollen laut Gschwend gleiche Bedingungen für alle Laaxer Ortsteile geschaffen werden.

Jano Felice Pajarola berichtet seit 1998 für die «Südostschweiz» aus den Regionen Surselva und Mittelbünden. Er hat Journalismus an der Schule für Angewandte Linguistik in Chur und Zürich studiert und lebt mit seiner Familie in Cazis, wo er auch aufgewachsen ist. Mehr Infos

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