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Wirbel um regionalen SVP-Sprecher

Michael Räumelt, Pressesprecher der SVP Viamala, ist in den Fokus der Medien geraten: wegen der Teilnahme an einem Reichsbürgerseminar.

Südostschweiz
29.11.18 - 09:23 Uhr
Politik
Michael Räumelt nimmt in der «Rundschau» Stellung.
Michael Räumelt nimmt in der «Rundschau» Stellung.
SCREENSHOT SRF/«RUNDSCHAU»

Sie haben im Rahmen einer verdeckten Recherche während eines dreitägigen Seminars von sogenannten Reichsbürgern am Walensee vor Ort gefilmt: Journalisten des ZDF und der «Rundschau» von SRF. Der Bericht wurde am Mittwochabend in der «Rundschau» des Schweizer Fernsehens und Teile daraus schon zuvor in der «Tagesschau» am Mittag ausgestrahlt. Teil des Berichts: der in Zillis wohnhafte deutsche Unternehmer Michael Räumelt, Pressesprecher der SVP Viamala.

Die Veranstaltung stand laut den Recherchen unter dem Titel «Überleben im Unrechtsstaat» – die deutsche Reichsbürgerbewegung bestreitet die Existenz der Bundesrepublik Deutschland als legitimer, souveräner Staat. In Deutschland steht sie zunehmend unter Druck, deshalb weicht sie mit ihren Anlässen offenbar gerne in die Schweiz oder nach Österreich aus. Am Seminar im Walenseegebiet soll es seitens eines Hauptreferenten – nicht Räumelt – zu Holocaustleugnungen gekommen sein. Räumelt sei am zweiten Tag des Seminars ebenfalls als Referent aufgetreten, sprach jedoch gemäss der «Rundschau» zum Thema «Bewährte und praktische Möglichkeiten der Vermögenssicherung im Ausland».

Räumelt äussere sich am Rande des Seminars aber auch zu angeblichen Kindeswegnahmen, hiess es in der «Rundschau» weiter. So habe er unter anderem gesagt, dass in Deutschland pro Jahr tausende von Kindern ihren Eltern weggenommen würden und dann von gleichgeschlechtlichen Paaren adoptiert werden können.

Räumelt nimmt Stellung

Die «Rundschau» hat den SVP-Sprecher Zuhause aufgesucht, wo er dann auch Stellung nahm. «Es ist eigentlich skandalös, dass es hier als Verschwörungtheorie betrachtet wird, wenn man ein Herz für Kinder hat und sich für die betroffenen Eltern einsetzt», so Räumelt. Er glaube nicht, dass es verwerflich sei, wenn man sich für das Wohl der Kinder und der Eltern einsetze.

Räumelt distanziert sich im «Rundschau»-Beitrag von der Ideologie der Reichsbürger und der Verleugnung des Holocausts. Er sei davon ausgegangen, dass er vor Unternehmern referiere und habe nichts von Reichsbürgern gewusst, heisst es. «Hätte ich das gewusst, wäre ich erst gar nicht dort erschienen», sagt er im Interview. Er sei maximal zwei Stunden dort gewesen und während dieser Zeit sei ihm nichts aufgefallen, dass in diese Richtung gedeutet habe. Auch die Hotelbetreiber in Walenstadt hätten keine Ahnung gehabt, dass sich Reichsbürger in ihren Räumen aufhielten, berichtet SRF.

SVP-Regionalparteipräsident Daniel Walti hielt auf Anfrage der Zeitung «Südostschweiz» fest, er wolle zum besagten Fall aufgrund der unklaren Ausgangslage zurzeit keine Stellung nehmen. (jfp/so)

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Es ist immer dasselbe, wenn man einen SVP-Politiker oder Politikerin bei einer Veranstaltung rechtsextremer ausmacht, hat dieser oder diese keine Ahnung davon gehabt, dass es sich um eine Veranstaltung von rechtsgerichteter Extremisten gehandelt hat. Es scheint, dass diese Leute von gar nichts eine Ahnung haben, sich in der SVP aber pudelwohl fühlen und auch noch auf entsprechende Unterstützung zählen dürfen.

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