×

Schulleiter soll für SP den Stadtratssitz zurückholen

Fachwissen statt Politerfahrung: Gestern hat die SP Rapperswil-Jona ihren Kandidaten fürs Schulpräsidium vorgestellt. Mit Luca Eberle setzt die Partei auf einen pragmatischen Bildungsexperten.

27.11.18 - 04:39 Uhr
Politik
Streben nach oben: SP-Co-Präsident Eduard Hirschi (von links), Schulpräsidiums-Kandidat Luca Eberle und SP-Vorstandsmitglied Viv
Streben nach oben: SP-Co-Präsident Eduard Hirschi (von links), Schulpräsidiums-Kandidat Luca Eberle und SP-Vorstandsmitglied Viv
EVA PFIRTER

Für die Arbeit des Schulpräsidenten von Rap-perswil-Jona braucht es vor allem eines: Fachwissen. Auf dieses Argument stützt die SP ihren Wahlkampf um das prestigeträchtige Amt. Ihr Kandidat: der politisch unerfahrene Luca Eberle. Nach dem Rücktritt des 64-jährigen Thomas Rüegg (FDP) möchte Eberle im kommenden März für die SP den verloren gegangenen Stadtratssitz zurückholen.
Den Mangel an Polit-Erfahrung will der Schulleiter der Oberstufe Rain mit Sachverstand und Pragmatismus wettmachen. Gerade in der Schulraumplanung komme in den nächsten Jahren eine Herausforderung auf die Stadt zu: «Durch die sinkende Schülerzahl müssen wir von vier auf drei Oberstufen-Standorte reduzieren.»


Familien in die Stadt holen

Eng verknüpft mit der Demographie ist für Eberle die Frage nach dem Wohnraum für junge Familien. «Hier sehe ich Handlungsbedarf.» Bisher habe die Stadt zu wenig für Familien getan, glaubt Eberle. Auch Vereine bekämen das zu spüren. «Kinderlose Paare engagieren sich weniger im Vereins- und Quartierleben», ist der Vater von drei Kindern überzeugt.

Eberle würde sich nach einer allfälligen Wahl auch an der Schnittstelle zwischen Freizeit und Schule engagieren, wie er erklärt: «Es braucht dringend ergänzende Betreuungsangebote in der Stadt.» Der Schulleiter denkt dabei an Kurse in den Bereichen Kultur und Sport. «Bisher wurden vor allem Kinder gefördert, die sehr sportlich sind», kritisiert er. Es brauche aber Angebote für alle Kinder. Und dies im Idealfall gleich im Anschluss an den Unterricht.

Nicht nur innerhalb seines Fachbereichs pocht Eberle auf Anpassungen, sondern auch im Organigramm des Stadtrats: «Das Schulpräsidium war bereits vor der Verwaltungsreform ein 100- Prozent-Job.» Dass der Schulpräsident nun auch noch für die Themen Alter und Gesellschaft zuständig sei, überlade das Fuder. «Das geht in meinen Augen nicht auf.»


Kritik am Stadtratsmodell

Auch würden nicht immer «die richtigen Personen» im Stadtrat gegen aussen kommunizieren, findet Eberle. «Insgesamt müsste die Exekutive geeinter auftreten.» Zudem hält er die Aufteilung in nebenamtliche und vollamtliche Stadträte für nicht immer ideal: «Plötzlich müssen Stadträte in der Öffentlichkeit hinstehen, die vorher gar nicht mit diesen Geschäften in Verbindung gebracht worden sind.»

Dass Luca Eberle politisch ein weitgehend unbeschriebenes Blatt ist, sieht seine Partei kaum als Problem. «Die meisten Stadträte sind am Anfang ihres Mandats unerfahren», hält SP-Co-Präsident Eduard Hirschi fest. Eberle selber beruft sich auf seine Erfahrung in der Personalführung. Und Hirschi verweist erneut auf das Zauberwort «Fachwissen»: «Davon bringt unser Kandidat mehr als genug mit. Alles andere ist lernbar.»


Keine Angst vor Gegenwind

Angesprochen auf den bisweilen rauen Politbetrieb, der einen Kontrast zur «geschützten» Welt der Schule darstellt, sagt Luca Eberle: «Ich glaube, als Politiker ist klares Argumentieren wichtig.» Er selber würde sich generell nicht als dünnhäutig bezeichnen. «Man muss sich aber bewusst sein, dass so ein Amt schwierig werden kann.»

Vorstandsmitglied Vivian Frei hofft im Wahlkampf auf die Unterstützung anderer Parteien, die «ebenfalls die fachliche Eignung am stärksten gewichten». Frei schätzt die Wahlchancen von Luca Eberle insgesamt als «sehr gut» ein. «Es ist wichtig, dass die SP wieder im Stadtrat vertreten ist.» Das Schulpräsidium vereine zudem wichtige SP-Themen.


Parteien haben noch Zeit

Noch bis zum 8. Januar können die Parteien ihre Kandidaturen einreichen. Der erste Wahlgang für die Nachfolge des Schulpräsidiums von Rapperswil-Jona findet am 10. März nächsten Jahres statt. Ein allfälliger zweiter Wahlgang würde am 19. Mai durchgeführt. Die Kandidaten für den zweiten Wahlgang müssen bei der Stadt bis zum 29. März eingereicht werden.

Die CVP setzt auf Manhart, die FDP sucht noch
Während sich die linken Parteien SP und UGS bereits auf einen Kandidaten beziehungsweise eine Kandidatin geeinigt haben, befinden sich CVP und FDP noch in der Findungsphase. Die FDP Rapperswil-
Jona stehe derzeit im Gespräch mit einer potenziell geeigneten Person, sagt Parteipräsident Markus Gisler auf Anfrage. «Wir sind dran.» Bereits einen Schritt weiter ist die CVP. Wie Ortspartei-Präsident Thomas Hofstetter bestätigt, hat die Parteileitung den nebenamtlichen Stadtrat Roland Manhart als Kandidaten für das Schulpräsidium nominiert. Die Mitgliederversammlung der Partei muss Manharts Kandidatur am kommenden Donnerstag aber noch absegnen. Neben Manhart waren bei der CVP zwei weitere Personen im Gespräch für eine Kandidatur.
Inwiefern der Wirbel um die Entlassung von Kesb-Präsident Walter Grob die Wahlchancen des für das Geschäft zuständigen Stadtrats Manhart geschmälert hat, ist derzeit schwer abzuschätzen. Die SVP verzichtet auf eine Kandidatur. (ep)

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Politik MEHR