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Jean-René Fournier kleidet sich gern im Stil eines Jägers

Er hat aus seinem Kleidungsstil ein Markenzeichen gemacht: Der Walliser CVP-Ständerat Jean-René Fournier sticht mit seiner Jacke im Stil eines bayerischen Jägers heraus. Bekanntheitsgrad erlangte Fournier auch, weil er dem Wolf im Wallis an den Kragen will.

Agentur
sda
25.11.18 - 08:01 Uhr
Politik
Die Walliser CVP-Ständeräte Jean-René Fournier (rechts) und Beat Rieder stecken am 14. Juni 2017 in der Sommersession der Eidgenössischen Räte die Köpfe zusammen. Es geht wohl einmal mehr um den Wolf.
Die Walliser CVP-Ständeräte Jean-René Fournier (rechts) und Beat Rieder stecken am 14. Juni 2017 in der Sommersession der Eidgenössischen Räte die Köpfe zusammen. Es geht wohl einmal mehr um den Wolf.
KEYSTONE/PETER SCHNEIDER

Die Lodenjacke mit Stehkragen und Metallknöpfen verleiht ihm den Look eines Jägers. «Mit den Wolf-Affären wurde ich zum Jäger-Staatsrat schlechthin», erzählt das ehemalige Mitglied der Walliser Kantonsregierung im Gespräch mit der Agentur Keystone-SDA.

Eines Tages habe seine Frau in einem Kleidergeschäft in Sitten einen Blazer in bayerischem Stil entdeckt und ihm zur Anprobe empfohlen. «So wurde das Kleidungsstück zu meiner Visitenkarte.»

Eine weiteres Merkmal des bald 61-jährigen Unterwallisers ist, dass er alle Räte präsidiert hat, in die er gewählt wurde. Fourniers politische Karriere begann 1985 mit seiner Wahl in den Walliser Grossen Rat. 1995 wurde er zum Präsidenten des Walliser Kantonsparlamentes gewählt.

Dieses Amt markierte in seinen Augen den eigentlichen Start seiner politischen Karriere: «Ohne dieses wäre sie niemals so verlaufen», glaubt Fournier. Der Walliser gesteht aber auch ein, von «günstigen Umständen» profitiert zu haben.

«Ein unvergessliches Gefühl»

Zwei Jahre nach dem Grossratspräsidium war der damals erst 36-jährige Fournier als Kandidat für die Walliser Kantonsregierung im Gespräch. Innerhalb der Unterwalliser CVP waren aber zwei weitere, weitaus bekanntere Persönlichkeiten in den Startlöchern.

Während ihm Beobachter kaum eine Chance gaben, hielt Fournier vor 1200 anwesenden Personen eine Rede ohne grosse Phrasendrescherei, die mit ihren klaren Vorschlägen offenbar ins Schwarze traf. Fournier wurde jedenfalls entgegen der allgemeinen Erwartung auf Anhieb zum Kandidaten der CVP für den Regierungsrat nominiert, weit vor den anderen beiden Kandidaten. «Das war ein unvergessliches Gefühl, als dieses Resultat verkündet wurde», erinnert sich Fournier.

Der studierte Betriebswirtschafter und Major im Militär wurde 1997 in die Walliser Regierung gewählt und stand der Kantonsregierung während seiner zwölfjährigen Amtszeit zweimal vor. Seine direkte Sprache, insbesondere in Bezug auf das Dauerthema Wolf, brachte dem CVP-Staatsrat neben Zuspruch auch viel Kritik ein.

Illegal geschossener Wolf als Bürotrophäe

2011, zwei Jahre nach Ende seiner Amtszeit in der Walliser Regierung, wurde alt Regierungsrat Fournier vom Bezirksgericht Sitten wegen Verletzung des eidgenössischen Jagdgesetzes zu einer bedingten Strafe verurteilt. Das Gericht verknurrte ihn zu 60 Stunden gemeinnütziger Arbeit.

Der Grund: Fournier hatte 2006 als Regierungsrat den Abschuss eines Wolfes genehmigt und einer Einsprache des WWF die aufschiebende Wirkung entzogen. Der Wolf aus dem Chablais, der rund 30 Schafe gerissen hatte, wurde im November 2006 abgeschossen.

Die Affäre trug Fournier vor allem in den Medien ausserhalb des Wallis viele Negativ-Schlagzeilen ein. Als geschmacklos und schockierend empfunden wurde insbesondere in Umwelt- und Tierschutzkreisen, dass sich Fournier den abgeschossenen Wolf ausgestopft in sein Büro stellen liess. Er wolle das «sehr schöne Tier» in seiner Nähe haben, solange die Verfahren um dessen Abschuss andauerten, sagte Fournier damals.

Der Walliser steht auch heute noch zu seiner Haltung gegenüber dem Wolf. Unterdessen im Ständerat, reichte Fournier 2010 eine Motion zum Abschuss von Wölfen ein, die vom Parlament überwiesen wurde.

2017 unterstützte Fournier auch eine Walliser Standesinitiative mit dem Titel «Wolf. fertig lustig!», welche die Bejagung von Wölfen verlangte. Der Standesinitiative wurde zwar keine Folge gegeben.

Trotzdem hatten die Wolf-Vorstösse aus verschiedenen Bergkantonen wie dem Wallis oder Graubünden im Parlament Gehör gefunden. Der Bundesrat legte einen Entwurf für eine Revision des Jagdgesetzes vor, in welchem der Schutz des Wolfes gelockert wurde.

Für KMU, Wasserkraft und Grenzschutz

Während seiner mittlerweile elf Jahre im Ständerat sass Fournier in zahlreichen einflussreichen Kommissionen, darunter der Sicherheitspolitischen, der Aussenpolitischen und der Finanzkommission. Eingesetzt hat sich der ehemalige Präsident des Walliser Gewerbeverbandes unter anderem auch für die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die Aufstockung des Grenzwachtkorps, für die Wasserkraft, aber auch für familien- und sozialpolitische Anliegen, etwa die Anerkennung schwerer Legasthenie durch die IV.

Nach seinem Jahr als Ständeratspräsident will sich Fournier 2019 aus der aktiven Politik zurückziehen, die ihn 34 Jahre seines Lebens begleitet hat. Behalten wird er voraussichtlich einige seiner zahlreichen Verwaltungsratsmandate, etwa jene bei der Helvetia-Versicherung oder bei der «Loterie romande».

«Der grösste Erfolg meines Lebens, ist meine Familie», bilanziert Fournier. «Wir haben sechs Kinder und sind viermal Grosseltern», sagt er nicht ohne Stolz.

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