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«Man muss uns sehen»

An der Herbst-Synode der Evangelisch-reformierten Landeskirche hat Pfarrer Gottfried Locher, Ratspräsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, für mehr Zusammenarbeit plädiert. Sonst falle der Protestantismus zusammen.

Südostschweiz
17.11.18 - 04:30 Uhr
Politik
Hoher Besuch an der Glarner Synode: Pfarrer Gottfried Locher (Mitte) ist Ratspräsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes. Rechts von ihm steht der neue Synode-Präsident Andreas Hefti, links dessen Vorgänger Hans Thomann.
Hoher Besuch an der Glarner Synode: Pfarrer Gottfried Locher (Mitte) ist Ratspräsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes. Rechts von ihm steht der neue Synode-Präsident Andreas Hefti, links dessen Vorgänger Hans Thomann.
MADELEINE KUHN-BAER

von Madeleine Kuhn-Baer

Gottfried Locher referierte nach dem Eröffnungsgottesdienst in der Stadtkirche Glarus unter dem Titel «Unsere Kirche für morgen». Er stellte dabei die neue Verfassung der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS) vor, die 2020 in Kraft treten soll.

«Wir werden kleiner», betonte der hohe Gast vor den Synodalen. Gab es vor 50 Jahren noch etwa 50 Prozent Katholiken und 50 Prozent Reformierte, sind es heute noch rund 40 Prozent Katholiken und 25 Prozent Reformierte. Fast eine Million Schweizer gehören nicht mehr einer Landeskirche an.

Im Wachstum befindet sich dagegen der Islam, dessen religionsbewusste Kultur eine Herausforderung für die Zukunft darstelle. So entstehe eine neue Religionslandschaft. «Wir müssen mehr zusammenarbeiten, sonst fällt der Protestantismus zusammen», sagte der Ratspräsident.

Neuer Name nach 100 Jahren

Aber wie erreicht man mehr Einheit ohne mehr Zentralismus, der in reformierten Kreisen verpönt ist?

Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK), 1920 als politischer Dachverband der reformierten Kirchen gegründet, soll nach 100 Jahren übergehen in eine Kirchengemeinschaft unter dem Namen Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz. Der Name bedeutet, dass die EKS selbst Kirche ist mit einem klar und präzis definierten Auftrag: das Evangelium von Jesus Christus in Wort und Tat zu verkündigen; durch Wort und Sakrament, Diakonie und Seelsorge, Erziehung und Bildung. Dies soll auf drei Ebenen gelebt werden: national mit der EKS, kantonal in den Mitgliedkirchen und lokal in den Kirchgemeinden – überall mit einem engeren Miteinander und engerem Zusammenwirken.

Dreiteilige Leitung

Die Leitung dieser Kirchengemeinschaft wird neu dreiteilig: synodal, die bisherige Abgeordnetenversammlung wird von einer nationalen Synode mit neuer Gewichtung der Stimmkraft ersetzt; kollegial durch den Rat und personal durch die Präsidentin oder den Präsidenten.

«Man muss uns sehen, das ist mir ein Herzensanliegen», sagte Locher bezüglich Vertretung in Politik und Gesellschaft. Dabei seien persönliche Beziehungen sehr wichtig.

Die anschliessende, kurze Diskussion kreiste um die Volkswahl von Pfarrpersonen, das Abrücken der Schulen, den Zerfall der Solidarität und die Veränderungen, die nach vorangegangener Kritik nun zur Akzeptanz der neuen Verfassung geführt haben.

Wobei die Schlussabstimmung noch aussteht. Diese soll am 18. Dezember in Bern erfolgen.

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