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Grosse Mehrheit sieht Handlungsbedarf bei Gleichstellung

Vier von fünf Erwerbstätigen sind gemäss einer Umfrage der Meinung, dass die Gleichstellung in der Familie, am Arbeitsplatz und in der Politik nicht oder nur teilweise erreicht ist. Ebenso viele befürworten eine striktere Umsetzung der Lohngleichheit.

Agentur
sda
15.11.18 - 13:14 Uhr
Politik
Ende September demonstrierten mehrere hundert Personen in Bern für Lohngleichheit und gegen Diskriminierung "#Enough 18" (Archivbild)
Ende September demonstrierten mehrere hundert Personen in Bern für Lohngleichheit und gegen Diskriminierung "#Enough 18" (Archivbild)
KEYSTONE/PETER SCHNEIDER

Am besten wird der Stand der Gleichstellung von Frau und Mann noch in der Familie wahrgenommen: Aber auch hier finden nur 25 Prozent, dass diese in der Schweiz ganz erreicht ist. 47 Prozent glauben an eine teilweise Umsetzung und 28 Prozent antworteten mit «nicht wirklich» oder «überhaupt nicht».

Das zeigt das erste Nationale Barometer zur Gleichstellung, das von der Schweizerischen Konferenz der Gleichstellungsbeauftragten in Auftrag gegeben und am Donnerstag veröffentlicht wurde.

Am schlechtesten sehen die Befragten die Gleichstellung am Arbeitsplatz und bei Führungspositionen in Unternehmen umgesetzt. 88 Prozent sind der Meinung, dass es am Arbeitsplatz mindestens teilweise Diskriminierung gibt, bei Führungspositionen in Unternehmen sind es sogar 91 Prozent.

In der Politik sehen 21 Prozent die Gleichstellung vollständig erreicht, 42 Prozent glauben an eine teilweise Umsetzung und für 37 Prozent gibt es sie in diesem Bereich nicht wirklich oder überhaupt nicht.

Diskriminierung erlebt

Im Erwerbsleben fühlten sich 71 Prozent der erwerbstätigen Frauen schon einmal aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert. Bei den Männern sind es 43 Prozent. 17 Prozent der Frauen und 2 Prozent der Männer berichteten von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz.

Fast alle befragten Frauen (92 Prozent) und 75 Prozent der Männer denken, dass Frauen in der Schweiz eher weniger verdienen. Ein Drittel der erwerbstätigen Personen vermutet Lohndiskriminierung im eigenen Unternehmen, bei den Frauen sind es 40 Prozent, bei den Männern 27 Prozent.

Je grösser das Unternehmen, desto mehr gehen die Angestellten von Lohnunterschieden zwischen Frauen und Männern aus. Am häufigsten äusserten Personen in unteren und mittleren Kaderfunktionen diesen Verdacht.

Frauen sind mit ihrem eigenen Lohn insgesamt weniger zufrieden (48 Prozent) als Männer (59 Prozent). Gute jede Dritte Frau findet, dass ihr Lohn nicht ihrer persönlichen Leistung entspricht, bei den Männern sind es 26 Prozent.

93 Prozent für Verbesserungen

Zwar weiss über die Hälfte der Befragten nicht, dass das Prinzip «Gleicher Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit» gesetzlich verankert ist. Trotzdem sprechen sich 93 Prozent der Befragten für Massnahmen zur Verbesserung der Lohngleichheit aus.

Neben mehr Informationen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber finden 34 Prozent, dass es mehr staatliche Kontrollen geben sollte, und 26 Prozent fordern eine unabhängige Behörde mit Kontroll- und Klagerecht. Auf die Frage, ob das Gesetz im Bereich Lohngleichheit strikter umgesetzt werden sollte, antworteten 94 Prozent der Frauen und 73 Prozent der Männer mit «Ja» oder «eher Ja».

Durchgeführt wurde die Umfrage von der Hochschule Luzern und dem Meinungsforschungsinstitut gfs. Befragt wurden im Juli und August online 1852 erwerbstätige Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren.

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