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Bald noch mehr Naturpark?

Wie könnte man den Regionalen Naturpark Biosfera Val Müstair und das Unesco-Biosphärenreservat Engiadina Val Müstair erweitern? Eine Studie soll schon bald Antworten liefern.

11.11.18 - 04:30 Uhr
Politik
Der Naturpark Biosfera Val Müstair könnte erweitert werden.
Der Naturpark Biosfera Val Müstair könnte erweitert werden.
PRESSEBILD

«Wir tragen die Verantwortung für eine nachhaltige Zukunft», sagt Philipp Gunzinger. Er ist Präsident des Forums Regiun Engiadina Bassa Val Müstair. Für Gunzinger ist die intakte Natur die grösste Stärke der beiden Täler. Und er ist deswegen überzeugt: Die ganze Region könnte von einem deckungsgleichen Gebiet von Regionalem Naturpark, Schweizerischem Nationalpark und Unesco-Bio-sphärengebiet profitieren. Seine Meinung teilen auch die strategischen Verantwortlichen der Regiun Engiadina Bassa Val Müstair, sprich die Gemeindepräsidenten von Scuol, Valsot und Val Müstair.

Deswegen haben sie eine Studie in Auftrag gegeben, welche die Machbarkeit eines Erweiterungsprojekts unter der Trägerschaft der Region prüft. Daran beteiligt sind nebst den erwähnten Gemeinden auch die Organisationen Regionaler Naturpark Biosfera Val Müstair, Unesco-Biosphärenreservat Engiadina Val Müstair und Schweizerischer Nationalpark. Um eine Erweiterung des Nationalparks geht es in der Machbarkeitsstudie zwar nicht. Dieser bildet aber die Kernzone des Unesco-Biosphärenreservats Engiadina Val Müstair. Deswegen wird der Nationalpark bei der Fragestellung ebenfalls einbezogen.

Valsot bekundet Interesse

Um zu verstehen, worum es bei der Machbarkeitsstudie überhaupt geht, ist ein Überblick über die aktuelle Situation hilfreich. Heute existiert keine flächendeckende Übereinstimmung von Regionalem Naturpark und Unesco-Biosphärenreservat in der Region Engiadina Bassa Val Müstair. Die sogenannte Pflege- und Entwicklungszone des Unesco-Biosphärenreservats Engiadina Val Müstair erstreckt sich über die Gemeinde Val Müstair und Teilgebiete der Gemeinde Scuol. Lediglich in der Val Müstair besteht der Regionale Naturpark deckungsgleich zum Unesco-Biosphärenreservat. Im Unterengadin ist dies nicht der Fall.

«Wir wollen jetzt untersuchen lassen, ob und wie das Modell der Val Müstair auf die ganze Region umgesetzt werden könnte», erklärt Gunzinger. Oder mit anderen Worten: Die Studie soll eine mögliche Erweiterung des Regionalen Naturparks auf das Unterengadin (ohne Zernez) prüfen. Darin inbegriffen ist die Erweiterung des Unesco-Biosphärenreservats Engiadina Val Müstair auf das gesamte Gemeindegebiet von Scuol.

Die Verantwortlichen von Valsot bekunden ebenfalls grosses Interesse, auf dem Gemeindegebiet eine mögliche Erweiterung der national und international anerkannten Modellregion zu prüfen. «Für Valsot wäre das eine grosse Chance, um sich besser zu positionieren», meint Gunzinger. Gemäss seinen Informationen gibt es heute schon einige geschützte Zonen in Valsot und in Scuol. «Die Voraussetzungen für unser Vorhaben sind gut», sagt Gunzinger.

In der Schweiz gibt es bereits ein erfolgreiches Beispiel, bei dem die Perimeter von Regionalem Naturpark und Unesco-Biosphärenreservat übereinstimmen. Die «Unesco Biosphäre Entlebuch» ist für die Engadiner ein Vorbild und zeigt, wie nachhaltig die jeweiligen Ressourcen und Möglichkeiten zugunsten der Entwicklung eines Lebensraums eingesetzt werden können.

«Konkret ermöglichen diese deckungsgleichen Perimeter etwa den kombinierten Einsatz der Mittel zur Projektfinan-zierung», heisst es in einer Medienmitteilung. Zudem stelle das Unesco-Bio-sphärenreservat ein Alleinstellungsmerkmal dar. Synergien können mit einem koordinierten Einsatz von personellen Ressourcen und Know-how genutzt werden, aber auch in der Kommunikation. Das Ergebnis ist eine effiziente Organisationsstruktur.

Eine Stärkung der Region

Mit der Schaffung eines deckungsgleichen Gebiets von Regionalem Naturpark und Unesco-Biosphärenreservat sollen die strukturellen Grundlagen geschaffen werden, um Projekte von lokaler und regionaler Bedeutung zu lancieren. Es geht um nachhaltige Entwicklung, aber auch um Wertschöpfung. «Mit dem erweiterten Gesamtperimeter würde eine kritische Grösse erreicht, welche Projektumsetzungen mit erhöhter Wirkungskraft und infolgedessen eine Stärkung der Region als Ganzes erwarten lässt», heisst es in der Mitteilung.

Für die Prozessbegleitung hat die Regiun Engiadina Bassa Val Müstair einen Lenkungsausschuss eingesetzt, welcher sich aus Vertretern aller direkt beteiligten Körperschaften zusammensetzt. Vorsitzender des Lenkungsausschusses ist Gunzinger. Bereits im Frühjahr 2019 sollen die Resultate der Machbarkeitsstudie vorliegen. Über eine mögliche Realisierung entscheidet die Stimmbevölkerung.

Fadrina Hofmann ist als Redaktorin für die Region Südbünden verantwortlich. Sie berichtet über alle gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Themen, die in diesem dreisprachigen Gebiet relevant sind. Sie hat Medien- und Kommunikationswissenschaften, Journalismus und Rätoromanisch an der Universität Fribourg studiert und lebt in Scuol im Unterengadin. Mehr Infos

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