×

Bundesrat belässt Signale für Stadtbahn Obersee auf Rot

Der Bundesrat will den Bahnknoten St. Gallen ausbauen. In diesem Punkt kommt er einer Forderung der St. Galler Regierung entgegen. Demgegenüber hat das Linthgebiet das Nachsehen: Die Stadtbahn Obersee bleibt weiterhin auf der Liste der Projekte, die nicht verwirklicht werden sollen. Beim Kanton ist die Hoffnung klein, dass sich dies noch ändert.

04.11.18 - 04:33 Uhr
Politik
Stopp für mehr Züge: Der Bundesrat will von der Stadtbahn Obersee nichts wissen.
Stopp für mehr Züge: Der Bundesrat will von der Stadtbahn Obersee nichts wissen.
ARCHIV

Der vereinte Druck aller politischen Kräfte im Kanton St. Gallen hat gewirkt: Wie diese Woche bekannt geworden ist, will der Bundesrat beim nächsten Bahn-Infrastrukturprogramm die Kantonshauptstadt nun doch zu einem Vollknoten ausbauen. Dies bedeutet, dass möglichst alle Züge kurz vor der vollen und halben Stunde ankommen und kurz nach der vollen und halben Stunde abfahren sollen. So ergäben sich für die Reisenden schlanke Anschlüsse.

Was für bauliche Massnahmen dafür notwendig sind, ist laut Patrick Ruggli, dem Leiter des kantonalen Amts für öffentlichen Verkehr, noch nicht bekannt. Fest stehe bis jetzt nur, dass die Fahrzeit der Fernverkehrszüge zwischen Winterthur und St. Gallen um ein paar Minuten verkürzt werden müsse. Verwirklichen will der Bund die besseren Anschlüsse innerhalb der nächste 15 bis 20 Jahre – wie alle Projekte des sogenannten Ausbauschritts 2035. Definitiv über das Programm entscheiden wird nächstes Jahr das eidgenössische Parlament.

In seinem ersten Entwurf hatte der Bundesrat St. Gallen noch aussen vor gelassen. Daraufhin erteilte der Kantonsrat der Kantonsregierung einstimmig den Auftrag, sich in Bern für den Vollknoten einzusetzen.

Stadtbahn ist zu teuer

Keinen Erfolg hatte der Kanton in Bern hingegen mit einem Projekt in der Region See-Gaster, das er beim Ausbauschritt 2035 ebenfalls gerne verwirklicht gesehen hätte: Der Bundesrat belässt die Stadtbahn Obersee auf der Liste der Vorhaben, die er nicht berücksichtigen will. Damit soll es auch in Zukunft keine viertelstündlichen Verbindungen von Uznach über den Seedamm nach Siebnen-Wangen geben (siehe Box unten).

Wie aus Dokumenten des Bundesamts für Verkehr (BAV) hervorgeht, schneidet das Projekt in einer Kosten-Nutzen-Rechnung zu schlecht ab. Dies, weil die SBB für ein zweites Gleis zwischen Bollingen und Rapperswil sowie für Infrastrukturausbauten im Raum Ausserschwyz rund 400 Millionen Franken investieren müssten. Für das BAV sind die Züge in der Region auch in den Stosszeiten nicht so sehr überlastet, dass sich Ausgaben in dieser Höhe rechtfertigen würden.

Dass das Parlament in Bern die Stadtbahn beim Ausbauschritt 2035 doch noch berücksichtigt, hält der kantonale Amtsleiter Ruggli für «sehr wenig realistisch», wie er sagt. Der Bundesrat habe mit einem neuen Tiefbahnhof in Luzern und einer neuen S-Bahn-Linie durch die Stadt Basel zwei Projekte weggelassen, die auf der Prioritätenliste um einiges weiter oben stünden, gibt Ruggli zu bedenken.

Doppelspur wird gebaut

Bereits beschlossen ist demgegenüber die Doppelspur Uznach–Schmerikon, die eine Verdoppelung des Angebots zwischen Uznach und Rapperswil ermöglicht. Das Projekt für 55 Millionen Franken wird derzeit noch durch eine Beschwerde der Gemeinde Schmerikon verzögert.
 

Das Konzept der Stadtbahn Obersee

Eine halbstündliche S-Bahn von Kaltbrunn über Rapperswil und Pfäffikon SZ nach Siebnen-Wangen soll die bestehenden Linien der St. Galler und der Zürcher S-Bahn ergänzen. Dadurch entstünde um den Obersee ein Viertelstundentakt, und Kaltbrunn bekäme halbstündliche Bahnverbindungen. Gleichzeitig sollen neue Haltestellen beim Spital und beim Linth-Park in Uznach sowie bei Seedamm Center in Pfäffikon die Feinerschliessung verbessern.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Politik MEHR