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Netzdächer sollen das Risiko auf dem Weg nach Betlis halbieren

Die Gemeinde Amden schützt die kritischsten Stellen auf der Betliserstrasse vor herabfallenden Steinen – falls die Stimmbürger das Geld dafür lockermachen. Noch unklar ist, wie lange die Arbeiten dauern.

25.10.18 - 21:53 Uhr
Politik

Auf der Strasse zwischen dem Restaurant «Lago Mio» und Betlis liegen an diesem Donnerstagmorgen mehrere faustgrosse Steine, die aus dem darüberliegenden Fels abgebrochen sind. «Das kommt hier täglich vor», sagt der Ammler Gemeindepräsident Markus Vogt und zeigt auf die fast senkrechte Wand, die sich über der schmalen Strasse entlang dem Walensee erhebt. «Bei dem brüchigen Fels müssen wir etwas unternehmen, das Risiko ist sonst zu gross», meint Vogt mit Sorgenfalten auf der Stirn.

Ob die Gemeinde Amden die Gefahr eindämmen kann, hängt von ihren Stimmbürgern ab. Denn Vogt und seine Leute aus der Verwaltung haben ihre Arbeit getan und ein Sanierungsprojekt für 1,35 Millionen Franken ausarbeiten lassen. Darüber muss die Bürgerversammlung am Montag, 12. November, entscheiden. Geplant ist, die sechs kritischsten Stellen in der 1,6 Kilometer langen Gefahrenzone mit baulichen Massnahmen zu schützen. An fünf Orten sind Netzdächer mit einer Gesamtlänge von 190 Metern vorgesehen, an einem sechsten Ort soll ein instabiles Gesteinspaket mit Felsnägeln fixiert werden.

«Wir mussten sofort handeln»

Bereits im vergangenen Winter gesichert hat die Gemeinde eine siebte Gefahrenstelle beim Kraftwerk Muslen. Dort war im Februar 2017 eine Frau von einem Stein getroffen und schwer verletzt worden. «Hier mussten wir sofort handeln, weil die Gefahr zu gross war», sagt Gemeindepräsident Vogt. Der Aufwand von rund 300 000 Franken ist in den 1,35 Millionen für das Gesamtprojekt enthalten.

Diese Kosten muss die Gemeinde Amden nicht allein tragen. Weil der Kanton die Sanierung als dringlich betrachtet, steuert er rund 750 000 Franken aus dem Forstbudget bei. Für die Gemeinde fallen damit noch rund 600 000 Franken an.

Noch nicht bekannt ist, wie lange die Arbeiten dauern sollen und in welchem Umfang die Strasse dafür gesperrt werden muss. Wie Vogt erklärt, will die Gemeinde möglichst viele Arbeiten nachts ausführen lassen. Dadurch bliebe die Strasse tagsüber befahrbar. «So könnten wir das Projekt innerhalb von eineinhalb Jahren durchziehen», sagt Vogt. Allerdings sei noch nicht klar, ob eine Bauunternehmung zu regelmässigen Nachteinsätzen bereit sei.

Falls die Bauarbeiten am Tag ausgeführt werden müssen, will der Gemeinderat sie aus Rücksicht auf den Tourismus auf zwei bis drei Winterhalbjahre aufteilen und auf die Werktage beschränken. Damit Betlis während der Bauphase auch tagsüber erreichbar bleibt, sieht der Gemeinderat ein Taxiboot auf dem Walensee vor. Die Betriebskosten von insgesamt rund 100 000 Franken müsste die Gemeinde berappen.

Alle 30 Jahre ein tödlicher Unfall

Das Sanierungsprojekt stützt sich auf eine Gefahrenanalyse ab, die der Gemeinderat nach dem Unfall im Februar 2017 bei einem geologischen Fachbüro in Auftrag gegeben hat. Dieses wertete die Schäden im Strassenbelag aus, die von den heruntergefallenen Steinen herrühren, und zog alle verfügbaren Ereignisberichte hinzu.

Wie die Analyse zeigt, muss ohne Schutzvorkehrungen alle 30 Jahre mit einem tödlichen Unfall durch Steinschlag gerechnet werden. Die baulichen Massnahmen, die nun geplant sind, würden das Risiko halbieren. Absolute Sicherheit böte nur ein Tunnel zwischen dem «Lago Mio» und Betlis oder eine durchgehende Schutzgalerie – was laut Gemeindepräsident Vogt jedoch «unverhältnismässig teuer» wäre.

Klar ist auch: Bei grösseren Felsabbrüchen wie im Jahr 2014 können Auffangnetze nichts ausrichten. Damals rissen die Gesteinsmassen ein ganzes Strassenstück mit und zerstörten Teile des Kraftwerks. Wie Vogt erklärt, halten solche Netze maximal fussballgrosse Steine zurück – je nachdem, aus welcher Höhe diese fallen.

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