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Migranten und Flüchtlinge zu Pflegehelfern ausgebildet

Mehrere hundert Flüchtlinge und Migranten haben im Rahmen des Projekts Sesam einen Pflegehelfer-Lehrgang absolviert und eine Stelle gefunden. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) und das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) ziehen eine positive Bilanz.

Agentur
sda
25.10.18 - 15:57 Uhr
Politik
Das Projekt Sesam ermöglicht Flüchtlingen und Migranten, einen Pflegehelfer-Lehrgang zu absolvieren. Die Verantwortlichen ziehen eine positive Bilanz.
Das Projekt Sesam ermöglicht Flüchtlingen und Migranten, einen Pflegehelfer-Lehrgang zu absolvieren. Die Verantwortlichen ziehen eine positive Bilanz.
CRS, Roland Blattner

Es sei eine Erfolgsgeschichte, sagte SEM-Vizedirektorin Cornelia Lüthy am Donnerstag vor den Medien in Bern. Die stellvertretende SRK-Direktorin Christine Kopp stellte fest, sie sei stolz auf die Ergebnisse. Sesam habe Türen geöffnet.

Das Projekt war vor drei Jahren lanciert worden mit dem Ziel, Migranten, Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen den Einstieg in den Arbeitsmarkt im Pflegebereich zu erleichtern.

Unterstützung bei Ausbildung

Die Teilnehmenden werden darin unterstützt, den seit Jahrzehnten bestehenden Lehrgang Pflegehelfer/-in des SRK zu absolvieren - zum Beispiel mit Sprachkursen, Lernbegleitung und Hilfe bei der Stellensuche. Der Lehrgang besteht aus 120 Lektionen Theorie und einem Praktikum.

Seit Projektbeginn haben insgesamt 616 Personen an Sesam teilgenommen. Bei rund der Hälfte handelt es sich um anerkannte Flüchtlinge oder vorläufig Aufgenommene, drei Viertel sind Frauen. 444 Teilnehmende haben inzwischen den Lehrgang erfolgreich abgeschlossen. Bis zum Abschluss des Projekts Ende Jahr werden es mehr als 500 sein.

Auf dem Arbeitsmarkt gefragt

Fast 90 Prozent fanden im Anschluss auch eine Stelle. Von den übrigen befinden sich die meisten noch in der Ausbildung. Die Ausstiegsquote war laut Kopp dank der sorgfältigen Auswahl sehr tief. Rund ein Drittel der Interessierten wurde gar nicht erst zum Lehrgang zugelassen, in den meisten Fällen wegen fehlender Sprachkenntnisse.

Das SEM beteiligte sich mit einer Million Franken am Pilotprojekt, was der Hälfte der Gesamtkosten entspricht. Ende Jahr wird das Pilotprojekt zwar abgeschlossen sein, doch das Angebot bleibt: Flüchtlinge und Migranten können weiterhin mit spezieller Unterstützung den Lehrgang des SRK absolvieren. Kopp geht davon aus, dass pro Jahr künftig 100 bis 200 davon profitieren werden. Insgesamt absolvieren landesweit jedes Jahr über 4000 Personen den Lehrgang Pflegehelfer/-in SRK.

Steigender Bedarf an Betreuung

Inländische Arbeitskräfte würden durch die Ausbildung der Migranten und Flüchtlinge nicht verdrängt, betonen das SEM und das SRK. Der Bedarf an Betreuung nehme zu. Das Projekt trage dazu bei, das inländische Potenzial an Arbeitskräften besser auszuschöpfen statt Arbeitskräfte im Ausland zu holen.

Dem SRK war in diesem Zusammenhang wichtig, dass die Flüchtlinge und Migranten dieselben Anforderungen erfüllen müssen wie alle anderen Teilnehmenden des Lehrgangs - dass also keine «Schnellbleiche» mit tieferem Standard eingeführt wurde.

Teilnehmende hoch motiviert

Das SEM hebt hervor, dass alle profitieren - die Flüchtlinge, die Gesellschaft, die öffentliche Hand und die Pflegeinstitutionen. Die berufliche Qualifikation in der Schweiz lebender Migrantinnen und Migranten zahle sich aus, sagte Lüthy. Das Projekt habe gezeigt, dass sich auch Personen aus dem Asylbereich integrieren liessen. Viele seien hoch motiviert, rasch für sich und ihre Familie aufkommen zu können.

Das bestätigten Absolventinnen und Absolventen des Lehrgangs - eine Tibeterin, ein Eritreer und ein Afghane. Letzterer arbeitete schon in seiner Heimat in der Pflege. Nach dem SRK-Lehrgang möchte er nun eine dreijährige Pflege-Lehre machen. Sie sei sehr zufrieden mit ihm, sagte eine Heimbewohnerin in einer Filmeinspielung.

Sesam sei nur ein möglicher Weg zur Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt, hält das SEM fest. Ein anderer sei die Integrationsvorlehre. Bis 2022 will der Bund mit diesem Pilotprojekt 3600 junge Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene gezielt auf eine berufliche Grundausbildung vorbereiten und so die Sozialhilfe entlasten. «Wir sind auf dem richtigen Weg», sagte Lüthy.

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