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Kantonstierarzt: «Der Mensch ist das Problem, nicht der Hund»

Die Zahl der Hundebisse hat im vergangenen Jahr erstmals wieder zugenommen. Der Bündner Kantonstierarzt gibt fehlenden Hundekursen und Besitzern die Schuld – nicht dem Tier.

Südostschweiz
19.10.18 - 04:30 Uhr
Politik
Hundebisse haben wieder zugenommen.
Hundebisse haben wieder zugenommen.
PIXABAY/CHRISTELS

Der Hund ist der treuste Freund eines Menschen. Doch selbst diese Freundschaft ist nicht immer unproblematisch: Im Jahr 2005 etwa wurde im Kanton Zürich ein Sechsjähriger von drei Hunden zu Tode gebissen. Die Aufruhr war gross, die Folgen grösser: Die Kantone verschärften ihre Gesetze zur Hundehaltung, der Bund erliess einen obligatorischen Hundekurs.

Doch seit dem Vorfall sind Jahre vergangen, der Fall geriet langsam in Vergessenheit – und mit ihm die heftigen Emotionen. Deshalb wurde es wieder möglich, zur alten Vorgehensweise zurückzukehren: Das Obligatorium wurde abgeschafft. Seit 2017 kann wieder jeder Kanton selber entscheiden, ob er Hundehalter zu einem Kurs verpflichten will – oder eben nicht.

Im Kanton Graubünden muss diesen Kurs niemand zwingend absolvieren: Das hat der Grossen Rat vor gut einem Jahr entschieden. Jetzt zeigt sich: Dieser Schuss könnte nach hinten losgehen. Die Zahl der Hundebisse ist im vergangenen Jahr erstmals wieder gestiegen.

Schwerwiegendere Bisse

Der Bündner Kantonstierarzt Rolf Hanimann findet es richtig, dass der Bund das Obligatorium damals erlassen hat: «Dass ein Kind aufgrund eines Hundebisses stirbt, darf nicht passieren. Es war richtig, dass man mit allen Mitteln versucht hat, einen solchen Vorfall in Zukunft zu verhindern.» Hanimann hätte sich gewünscht, man hätte am obligatorischen Hundekurs in Graubünden weiterhin festgehalten.

Es hat Folgen, wenn sich heutzutage jeder einen Hund kaufen kann – und das ohne jegliche Erfahrungen. Nicht nur, dass es dann mehr Bisse gibt, «die Bisse werden auch schwerwiegender. Denn viele neue Besitzer beschäftigen sich mit dem Thema des Hundehaltens erst, wenn bereits etwas passiert ist», erklärt Hanimann. Früher wurde das Basiswissen an den obligatorischen Hundekursen vermittelt. Heute ist es freiwillig, sich überhaupt zu informieren.

Hanimann erklärt, dass die grosse Mehrheit der Hundebesitzer im Kanton Graubünden verantwortungsvoll sind. Doch es gebe eben auch diese kleine Minderheit. Und dort sei klar: «Der Mensch ist das Problem, nicht der Hund».

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Warum wird eigentlich nie erwähnt, dass bei diesem Vorfall im 05 der Hundehalter und seine Hunde bereits VORHER schon auffällig waren und keine Behörde etwas unternahm ?
Warum werden Rasselisten weiterhin gemacht, obwohl jeder weiss, dass es nicht um eine Rasse per se geht, sondern um die Haltung des einzelnen Hundes ?
Ich denke, der Kurs wie er war wird kaum etwas bewirken. Ich hoffe, dass man Hundehalter und ihre Hunde, die auffällig sind mehr in Pflicht nimmt und sie bestimmten Auflagen nachzukommen haben.

Nur einen Hundekurs zu absolvieren ist nicht die Lösung, da Politiker die Gesetzgeber sind haben wir schon das erste Problem. Da es in der Schweiz nicht so steif wie bei uns in Deutschland gehandelt wird sehe ich unsere Nachbarn auch als Vorreiter. Verbot von Quallzuchten etwas bei uns niemanden stört. Mir geht darum, den Züchtern mehr Verantwortung zu übertragen, so bös wie es auch sein mag, mit Rückgabe recht. Wie viele Hunde habe ich in meinem Leben gesehen, die man nie hätte veräußern dürfen. Im Verhalten physisch kranke Tiere.
Der Käufer benötigt für seine Auswahl eine Fach kompetente Beratung oder eine Schulung und nicht erst wenn er bereits einen Hund erworben hat. Ja dies ist auch nicht so einfach - aber es wäre der schlauere Weg

SO schreibt:
"Die Aufruhr war gross, die Folgen grösser"
DER Aufruhr, die Folgen sollten sehr gross sein, finde ich. Nicht nur durch Beissen, sondern auch durch Erschrecken/Stresshormone stellen Hunde eine Gefahr dar, und wenn Menschen deswegen nicht mehr im Wald spazieren, obwohl Bewegung ("Schrittzähler") essenziell für die Gesundheit ist.
Ausserdem schaden viele Hunde Nachbarn durch Bellerei beim Wohnen.

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