Hälfte der Glarner zahlt über 10 Prozent für Krankenkasse
Was, wenn niemand mehr als 10 Prozent vom Einkommen für die Krankenkasse ausgeben müsste? Die Regierung rechnet vor, was der Vorschlag der SP den Kanton kosten würde. Profitieren würden enorm viele.
Was, wenn niemand mehr als 10 Prozent vom Einkommen für die Krankenkasse ausgeben müsste? Die Regierung rechnet vor, was der Vorschlag der SP den Kanton kosten würde. Profitieren würden enorm viele.
Die Krankenkassenprämien drücken immer gewichtiger aufs Haushaltsbudget – besonders wenn dieses sowieso eng ist. Laut Zahlen des Bundes mussten Personen in bescheidenen wirtschaftlichen Verhältnissen 2010 noch jeden zehnten, 2014 aber schon jeden achten Franken vom verfügbaren Einkommen für die Krankenkassenprämien abzweigen. Und dies trotz der sogenannten individuellen Prämienverbilligung. Denn diese IPV bekommen immer weniger Versicherte.
Der Glarner Regierungsrat beantwortet Fragen der SP-Landratsfraktion zu diesem Thema, bevor es im Herbst neuere Zahlen gibt. Denn die Regierung will die Antwortfrist für die Interpellation einhalten, wie sie im jüngsten Bulletin schreibt. Und im Glarnerland sieht es nicht etwa besser aus.
IPV-Berechtigte zahlen im Schnitt 12 Prozent für Krankenkasse
Bei den Zahlen, welche die Glarner Regierung berechnet, reibt man sich die Augen: Die Hälfte der Glarnerinnen und Glarner liegen über der 10-Prozent-Grenze. Je nach verwendeter Basis zwischen 39 und 62 Prozent brauchen sie mehr als jeden zehnten Franken vom sogenannten verfügbaren Einkommen für die Krankenkassenprämien. Und da ist die IPV schon abgezogen – obwohl die Berechtigten sie nur dann bekommen, wenn sie auch einen Antrag stellen. Für die Modellhaushalte, mit denen der Bund als IPV-Zielgruppe rechnet, beziffert der Regierungsrat die Glarner Durchschnittsbelastung sogar auf 12 Prozent.
In Zahlen nochmals: Zwischen 15 414 und 24 383 Personen im Glarnerland zahlen für die Krankenkasse mehr als 10 Prozent von dem, was ihnen nach der Steuerrechnung zum Leben bleibt. Wie viele es genau sind, hängt davon ab, ob man die Durchschnittsprämie aller Krankenkassen im Glarnerland als Basis nimmt. Oder eine «Richtprämie» von nur 85 Prozent bei einer günstigen Kasse. Und es hängt davon ab, ob man mit dem blossen (verfügbaren) Einkommen rechnet oder mit einem «anrechenbaren Einkommen» vergleicht und das Vermögen mitberücksichtigt – wie der Landrat es beschlossen hat.
So viel würde eine 10-Prozent-Grenze für alle den Kanton kosten
2016 hat der Kanton Glarus für die IPV 15,6 Millionen Franken ausgegeben. Wollte man die Belastung – für die ganze Glarner Bevölkerung gerechnet – auf 10 Prozent begrenzen, so würden weitere Millionen fällig. Die Spanne dafür liegt zwischen 3,1 und 22,5 Millionen, so die Antwort des Regierungsrats auf die SP-Interpellation. Am tiefsten ist die zusätzlich nötige IPV, wenn vorhandenes Vermögen aufgebraucht und eine günstige Krankenkasse gewählt werden muss, am höchsten, wenn wie beim Bund mit dem Einkommen nach der Steuerrechnung gerechnet wird und mit der Durchschnittsprämie aller Krankenkassen.
Die IPV-Zielgruppe zahlt viel
Der Bundesrat formuliert ein Sozialziel für Personen mit kleinen Einkommen. Diese IPV-Zielgruppe soll laut Monitoringbericht von 2014 je nach Modellhaushalt mit maximal 6 oder 8 Prozent belastet sein. Der Kanton Glarus erreicht dieses Sozialziel bei Weitem nicht: Der Regierungsrat berechnet den Durchschnitt für sie auf 12 Prozent des verfügbaren Einkommens.
Der Rat stellt die Überlegung an, wenn man die 10-Prozent-Grenze für alle anwende, würden die Belastungen für die Geringverdiener sogar steigen. Haushalte mit einem anrechenbaren Einkommen von unter 40 000 Franken müssten nämlich heute nur 9 Prozent davon für die Krankenkasse ausgeben.
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