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Nordkorea will Atomanlagen schliessen - Gegenleistung verlangt

Auf dem Gipfel mit Südkoreas Präsident Moon Jae In in Pjöngjang hat Nordkoreas Machthaber Kim am Mittwoch überraschende Abrüstungsangebote gemacht. Im Gegenzug fordert er aber ein Entgegenkommen der USA.

Agentur
sda
19.09.18 - 11:36 Uhr
Politik
Der südkoreanische Präsident Moon Jae-in und der nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un haben auf dem Gipfel in Pjöngjang eine Vereinbarung unterzeichnet. (Foto: Korea Broadcasting System via AP)
Der südkoreanische Präsident Moon Jae-in und der nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un haben auf dem Gipfel in Pjöngjang eine Vereinbarung unterzeichnet. (Foto: Korea Broadcasting System via AP)
KEYSTONE/KBS via APTN

Feierlich unterzeichneten Kim und Moon nach der zweiten Runde ihrer dreitägigen Gipfelgespräche eine «Erklärung von Pjöngjang». Nordkoreas Machthaber bekräftigte anschliessend seine grundsätzliche Bereitschaft zur Abrüstung, liess aber weiter offen, wann und wie sein Atomwaffen- und Raketenarsenal konkret abgebaut werden soll.

«Wir haben vereinbart, die koreanische Halbinsel zu einem Land des Friedens ohne Atomwaffen und ohne nukleare Bedrohung zu machen», sagte Kim bei einem gemeinsamen Auftritt mit Moon. Der Konflikt schwelt seit Jahrzehnten, ein Friedensvertrag wurde nie geschlossen.

Atomanlage schliessen

Südkoreas Präsident berichtete, Kim habe auf dem Gipfel angeboten, seine grösste Atomanlage Yongbyon zu schliessen, wenn ihm die USA mit «entsprechenden Massnahmen» entgegenkämen. In dem Komplex stehen ein Atomreaktor und eine Wiederaufbereitungsanlage, die atomwaffenfähiges Plutonium erzeugen können. Es gibt auch eine Anlage zur Anreicherung von Uran, das ebenfalls zum Atomwaffenbau verwendet werden kann.

Als konkrete Massnahme will Nordkorea nach Angaben des südkoreanischen Präsidenten ferner die Testanlage für Raketenantriebe in Sohae an der Westküste und die dortige Startrampe unter Aufsicht internationaler Inspektoren abbauen.

US-Experten hatten im Juli berichtet, Nordkorea habe mit der Demontage wichtiger Teile der Raketenanlage begonnen. Sie spielte eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der ballistischen Interkontinentalraketen Nordkoreas, berichteten Experten. Ohne die Yongbyon-Anlage könne Nordkorea kein Atommaterial mehr produzieren, sagte ein Sprecher des südkoreanischen Präsidialamtes.

Nordkoreas Forderungen unklar

Damit sei eine atomwaffenfreie Halbinsel nicht mehr allzu weit entfernt, sagte Südkoreas Präsident zuversichtlich. Doch blieb unklar, was Kim im Gegenzug erwartet. Beobachter gehen davon aus, dass Nordkoreas Führer vor allem eine Lockerung oder Aufhebung der internationalen Sanktionen sowie Sicherheitsgarantien von den USA fordert.

Bereits am Montag will Moon US-Präsident Donald Trump am Rande der Uno-Vollversammlung persönlich über den Gipfel unterrichten. Dieser bewertete die Ergebnisse in einer ersten Reaktion als «sehr spannend».

Nordkoreas Führung habe den dauerhaften Rückbau der Raketentest- und Startanlage im Beisein internationaler Inspektoren zugesagt, schrieb Trump auf Twitter. In der Zwischenzeit werde es keine Raketen- oder Atomtests geben. Trump erwähnte zudem, dass die Kontrollen der Atomanlagen unter dem Vorbehalt «finaler Verhandlungen» stünden.

Besuch des heiligen Berges

Kim will nach eigenen Angaben auch «bald» zu einer Visite nach Seoul reisen. In der Geschichte des geteilten Koreas wäre es der erste Besuch eines nordkoreanischen Machthabers in Südkoreas Hauptstadt. Beide Staaten wollen sich zudem gemeinsam um die Austragung der Olympischen Sommerspiele 2032 bewerben, berichtete Moon.

Zum Abschluss ihres dreitägigen Gipfels wollen Kim und Moon am Donnerstag den als heilig verehrten Berg Paektu an der Grenze zu China besuchen. Kim hatte überraschend den Ausflug zum höchsten Vulkan in Nordkorea vorgeschlagen. Der mehr als 2700 Meter hohe Paektu hat für Süd- wie Nordkoreaner hohe mythische Bedeutung.

Im stalinistisch geprägten Nordkorea gilt der Berg auch als Symbol der Herrscherfamilie. Der Propaganda zufolge wurde der Ende 2011 gestorbene Vater von Machthaber Kim Jong Un, Kim Jong Il, dort geboren, obwohl er woanders zur Welt kam.

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