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Pfarrer Köhle hinterlässt Spuren

Im Juli hat der katholische Pfarrer Marcel Köhle aufgrund einer Beziehung zu einer Frau seine Demission verkündet. Dies hinterlässt in Brigels spuren.

Südostschweiz
18.09.18 - 08:20 Uhr
Politik
Katholische Kirche Brigels
Die katholische Kirche in Brigels.
Yanik Buerkli

Die Brigelserin Florentina Camartin fordert in einer Online-Petition die Liberalisierung des Zölibats. In Zukunft sollen Weltpriester selber entscheiden können, ob sie ihr Amt als Zölibatäre oder als Verheiratete ausüben wollen. Auch verheiratete Priester sollen wieder in ihr Amt zurückkehren dürfen, wenn sie dies dann wünschen. Die Online-Petition ist direkt an Papst Franziskus adressiert.

Camartins Wunsch nach der Liberalisierung des Zölibats hat mit dem Brigelser Pfarrer Marcel Köhle zu tun. In ihrer Begründung zur Online-Petition schreibt Camartin: «Unser sehr beliebter Pfarrer von Brigels war so ehrlich und hat seine Beziehung zu einer Frau öffentlich bekannt gemacht.»

Mit der Tatsache, dass er diese Beziehung öffentlich leben möchte, hätten die allermeisten Pfarreiangehörigen keine Probleme. Schliesslich habe Gott den Menschen mit seinen emotionalen Bedürfnissen und mit seiner Sexualität geschaffen, so Camartin. «Dürfen wir es als getaufte Christen zulassen, dass qualifizierte, eifrige Seelsorger wegen der zu hohen Bürde des Zölibats einfach suspendiert werden?» Sie müssten so nicht nur die Pfarreien im Stich lassen, auch ihre Existenzen seien gefährdet. Camartin fragt sich deshalb: «Wird Gott uns nicht auch einmal fragen: ‘Warum habt ihr euch das bieten lassen?.»

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Zölibat ist unmenschlich
Mit gesundem Menschenverstand ist es nicht zu verstehen, warum katholische Priester keine Beziehung mit einer Frau eingehen dürfen. Ich empfinde es als unmenschlich und der Natur widersprechend, dies den Priestern zu verbieten. Gäbe es das Zölibat nicht, wären möglicherweise viele Kinder nicht von Priestern sexuell missbraucht worden. Bischof Vogel wurde es 1995 verboten, sein Kind im Leben als Vater zu begleiten, wenn er weiterhin in der Kirche tätig sein wolle. Er trat nur zurück, weil das Kirchen(un)recht dies nicht erlaube. Das nenne ich psychische Gewalt und Machtmissbrauch, wie es bei Sekten auch vorkommt.
Ist es die Eifersucht des Klerus, dass die Frauen von der Kirche noch immer als „zweitrangig“ angesehen werden? Die katholische Kirche predigt vom Leben… und die Frau lässt dieses Wunder mit einem kleinen Beitrag des Mannes in ihrem Körper über neun Monate entstehen. Unglaublich aber leider Realität, was sich da der Klerus anmasst und deshalb nur folgerichtig, dass eigenverantwortliche Menschen aus der Kirche austreten.
Pius Wihler Zizers
Text meines Leserbriefes vom 23.09.18, der leider bisher nicht veröffentlicht wurde.

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