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Zürich: Arbeitsgruppe «Doppelpass» soll Gewalttäter ausdribbeln

Die Stadt Zürich sowie die Fussballclubs FC Zürich und Grasshoppers Zürich wollen im Kampf gegen Fussballgewalt noch stärker gemeinsam vorgehen. Deshalb wurden zwei Arbeitsgruppen unter dem Namen «Doppelpass» vereint.

Agentur
sda
14.09.18 - 14:28 Uhr
Politik
Vereint im Kampf gegen Gewalt: GC-Präsident Stephan Anliker, FCZ-Präsident Ancillo Canepa, Daniel Blumer (Kommandant der Stadtpolizei Zürich) und Zürichs Stadträtin Karin Rykart, Vorsteherin des Sicherheitsdepartements (v.l.n.r.).
Vereint im Kampf gegen Gewalt: GC-Präsident Stephan Anliker, FCZ-Präsident Ancillo Canepa, Daniel Blumer (Kommandant der Stadtpolizei Zürich) und Zürichs Stadträtin Karin Rykart, Vorsteherin des Sicherheitsdepartements (v.l.n.r.).
KEYSTONE/ENNIO LEANZA

Gewalt im Umfeld des Fussballs beschäftigt die Schweiz und auch Zürich seit vielen, vielen Jahren. Unterschiedlichste Massnahmen wurden sowohl von den Clubs als auch den Behörden ergriffen.

Art und Ausmass der Gewalt haben sich allerdings immer wieder verändert. So finden Gewalttätigkeiten in Zürich seit rund einem Jahr kaum mehr im, sondern ausserhalb des Stadions irgendwo auf Stadtgebiet statt. Und die Brutalität einzelner Vorfälle sei beängstigend, sagte Zürichs Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart (Grüne) am Freitag vor den Medien.

Seit Anfang dieses Jahres haben die Stadt Zürich und die beiden Stadtzürcher Clubs in zwei verschiedenen Arbeitsgruppen intensiv am Gewaltproblem gearbeitet, wie es an einer gemeinsamen Medienkonferenz hiess.

Die beiden Arbeitsgruppen standen in Kontakt miteinander und konnten gegenseitiges Vertrauen aufbauen. Deshalb wurden die Expertengruppe der Clubs und die städtische Arbeitsgruppe Orbit nun in der neuen Projektgruppe «Doppelpass» zusammengeführt. Das Projektteam besteht aus Vertretern der Clubs, der Staatsanwaltschaft, der Stadtpolizei, des Schul- und Sportdepartements, des Sozialdepartements und des Sicherheitsdepartements. Es hat die Arbeit bereits aufgenommen.

Im «Doppelpass» ist man sich einig, dass «eine kleine Gruppe von Gewalttätern das Problem bildet». Die meisten Fans würden sich korrekt verhalten. Die rund 200 Gewalttäter hingegen sollen isoliert und strafrechtlich streng verfolgt werden. Ihre Taten sind «keine Lausbubenstreiche», wie der Stadtzürcher Polizeikommandant Daniel Blumer sagte.

Die Arbeitsgruppe überlegt unter anderem auch, wie Personen geschützt werden können, die Straftaten zur Anzeige bringen oder Informationen liefern.

Sie will zudem Massnahmen zur De-Anonymisierung von Gewalttätern prüfen - denkbar ist etwa der Einsatz von mobilen und temporären Videokameras. Laut dem Polizeikommandanten haben Videos «nachweislich die beste Wirkung».

«Gegner ist kein Feind»

Wie es an der Medienkonferenz weiter hiess, soll auch das Engagement im Bereich der Prävention verstärkt werden. Der Fokus wird dabei künftig auf den jungen Fans liegen. «Denn eine Radikalisierung erfolgt immer früher», sagte Schul- und Sportvorsteher Filippo Leutenegger (FDP). Man wolle beispielsweise vermitteln, dass ein Gegner kein Feind sei und man nicht auf wehrlose Personen einprügeln soll.

Eine Schnittstelle zwischen Fan- und Jugendarbeit soll institutionalisiert werden. Grundsätzlich will Sozialvorstand Raphael Golta (SP) das bestehende Netzwerk verbessern. Dazu benötige man mehr personelle und finanzielle Ressourcen, sagte er.

Wichtig sei nun, dass die Fussballclubs, die Stadt Zürich und die Strafverfolgungsbehörden am gleichen Strick ziehen und eng zusammenarbeiten würden. «Gemeinsam sind wir stärker», betonte GC-Präsident Stephan Anliker. «Das Schwarzpeterspiel zwischen allen Beteiligten hat ein Ende», sagte FCZ-Präsident Ancillo Canepa.

Wieso genau zu diesem Zeitpunkt die beiden Vereinspräsidenten, drei Stadtratsmitglieder sowie der Städtische Polizeikommandant vor die Medien traten, um im Grunde einzig den Zusammenschluss von zwei Arbeitsgruppen zu kommunizieren, konnten die Beteiligten nicht schlüssig beantworten.

Einen direkten Zusammenhang mit der im November anstehenden Stadtzürcher Abstimmung über die Zukunft des Hardturm-Areals - und damit eines neuen Fussballstadions - verneinten sie.

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