×

Parteien kritisieren Stadtrat und wollen Kulturbeiz retten

Die Parteien bedauern das Scheitern einer Kulturbeiz im alten Feuerwehrdepot in Rapperswil-Jona. Sie fordern weiter einen Betrieb mit kulturellem Inhalt im Depot. Im Raum steht die Lancierung einer Volksmotion, um auf diese Weise dem Füürwehrklub doch noch eine Chance zu geben.

Südostschweiz
13.09.18 - 04:30 Uhr
Politik
Zankapfel: Welche Art von Betrieb im ehemaligen Feuerwehrdepot einziehen soll, darüber gehen die Meinungen weit auseinander.   Bild Manuela Matt
Zankapfel: Welche Art von Betrieb im ehemaligen Feuerwehrdepot einziehen soll, darüber gehen die Meinungen weit auseinander. Bild Manuela Matt

Dem Stadtrat von Rap-perswil-Jona ist eine Kulturbeiz im ehemaligen Feuerwehrdepot zu teuer. Deswegen will er das Depot Interessenten aus dem Gastrobereich übergeben (Ausgabe vom Samstag). Das kommt bei den Parteien in Rapperswil-Jona schlecht an.

Die SP wirft dem Stadtrat zweierlei vor: Die lange Dauer der Verhandlungen und einmal mehr die «unzureichende Informationspolitik». Die Sozialdemokraten fragen sich, warum das Scheitern der Verhandlungen als wichtige Neuigkeit nicht gleich an der Bürgerversammlung mitgeteilt worden war, sondern erst am Morgen danach. «Warum die Geheimnistuerei um die neuen Bewerber?», fragt die Partei in einer Medienmitteilung: «Das Feuerwehrdepot fügt sich in eine Reihe aufwendiger und dann doch abgeblasener Projekte der jüngsten Zeit ein – wie zum Beispiel das Visitor-Center oder der erste Lido-Versuch.»

«Rat vernachlässigt Kultur»

Die UGS ist empört über das Verhalten des Rats: «Der neue Stadtrat hat nur Interesse für Sport, aber kaum für Kultur», sagt Elisabeth Beer Schuler, Co-Präsidentin der UGS. Es sei sehr schade, dass der Rat einen Betrieb von jüngeren Leuten abwürge, die einer «anderen Kultur» Raum geben wollen. «Es ist stossend, dass der Stadtrat nicht bereit ist, einen alternativen Kulturbetrieb zu subventionieren. Gleichzeitig gibt er für Prestigeobjekte wie das Kunstzeughaus viel Geld aus», konstatiert Beer Schuler.

Es sei absehbar, dass niemand in der Lage sei, Kosten in Höhe von 2,35 Millionen Franken selber zu amortisieren, die für die Sanierung des Gebäudes notwendig sind. Die UGS zeigt sich offen, gemeinsam mit anderen Parteien und Gruppierungen eine Volksmotion zu lancieren, auf dass eine Kulturbeiz im ehemaligen Feuerwehrdepot doch noch möglich werde.

«Fadenscheinige Argumente»

GLP-Vizepräsident Tobias Uebelhart spricht von einem Trauerspiel, das der Stadtrat biete: «Der Rat hat mit seinem Zickzackkurs und seinen fadenscheinigen Argumenten ein gutes Projekt des ehemaligen Ebärklubs verhindert.» Darin zeige sich auch, dass der Stadtrat ehrenamtliche Arbeit nicht anerkenne und wertschätze. «Was auch nicht zur Glaubwürdigkeit des Stadtrats beiträgt, ist sein Vorgehen beim ‘Kreuz’ in Jona – hier muss der Pächter auch nicht die gesamten Kosten der baulichen Erneuerung übernehmen», sagt Uebelhart. Er hält es für denkbar, dass die Grünliberalen eine allfällige Volksmotion zur Rettung des Projekts des Füürwehrklub unterstützen würden.

Bei den Liberalen fällt der Tenor derweil anders aus: «Die Bedingungen waren den Betreibern der Kulturbeiz von Anfang an klar», sagt FDP-Präsident Markus Gisler. «Sie haben gewusst, dass sie den Innenausbau selber finanzieren müssen und dass es keine zusätzlichen Subventionen von der Stadt gibt.» So sei vom Füürwehrklub zu hören gewesen, dass er zwei Millionen Franken für die Sanierung stemmen könne.

Möglicherweise sei das Ganze dann gescheitert, weil Investoren abgesprungen seien oder der Kulturklub nicht ausreichend breit abgestützt gewesen sei. «Jetzt ist es an der Zeit, dass der Stadtrat vorwärtsmacht und das Gespräch mit den beiden Interessenten aus dem Gastrobereich aufnimmt, die einen Betrieb im Depot starten möchten», führt Gisler aus. Wichtig sei, dass das Gebäude der Bevölkerung zugänglich gemacht werde.

«Konzept hat überzeugt»

«Der Ebärklub bietet höchst lebendige und attraktive Kultur für eine breite Bevölkerungsschicht – nicht nur für eine kleine, elitäre Gruppe», sagt Barbara Keller-Inhelder, Präsidentin der SVP. «Die Grundidee des Konzepts hatte den Stadtrat ja überzeugt – ich hoffe, dass es dabei bleibt und dass das Füürwehrdepot letztlich doch noch ein lebendiger Ort für Einheimische wird.» Für CVP-Präsident Thomas Hofstetter ist es noch zu früh, um bereits zum jetzigen Zeitpunkt Stellung zum Feuerwehrdepot nehmen zu können.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Politik MEHR