×

Zwei grosse Projekte kommen an die Urne

Die Bürgersammlung in Rapperswil-Jona befürwortet zwei grosse Bauprojekte mit einer Gesamtsumme von rund 36 Millionen Franken – allerdings nicht ohne kritische Fragen. Ein Antrag des Stadtrats wurde gar klar abgeschmettert.

Südostschweiz
07.09.18 - 04:30 Uhr
Politik
Ein Projekt weckt die Fantasie: Bei der Lido-Badi in Rapperswil soll es neue Elemente geben.
Ein Projekt weckt die Fantasie: Bei der Lido-Badi in Rapperswil soll es neue Elemente geben.
VISUALISIERUNG STADT

Einfach war es für den Stadtrat von Rapperswil-Jona an der Bürgerversammlung nicht. Gleich das erste Traktandum – die Neuordnung für Investitionen der Stadt – wurde von den rund 400 anwesenden Stimmbürgern vehement abgelehnt. Dafür überzeugten die folgenden Geschäfte: Sowohl beim Projekt zur Erneuerung des Schwimmbads Lido wie auch beim Vorhaben eines Neubaus des Pflegezentrums Schachen gabs nur wenige Gegenstimmen.

Viel Goodwill für Projekte

Beim Lido-Projekt entzündete sich allerdings die Fantasie der Stimmbürger. Zahlreiche Votanten wünschten sich etliche zusätzliche Elemente. So möchten sie gerne eine Sauna, eine Solaranlage und sogar ein zusätzliches öffentliches Hallenbad. Schliesslich genehmigten die Stimmbürger aber das Projekt mit rund 28 Millionen Franken. Damit kommt das Lido-Schwimmbad zur Urnenabstimmung.

Selbiges gilt für das neue Pflegezentrum, das für rund 65 Millionen Franken im Schachen gebaut werden soll. Auch dieses Projekt stiess grundsätzlich auf sehr viel Goodwill. Offene Fragen gab es bezüglich der Erschliessung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sowie hinsichtlich des Finanzierungsmodells. Wobei der letzte Punkt gar für etwas Verstimmung zwischen zwei Politikern sorgte.

In der Umfrage waren das Fahrverbot für Velos auf dem Strandweg und der Standort einer zweiten Entsorgungsstelle Thema. Zu konkreten Anträgen kam es nicht. Zuvor hatte der Schulpräsident Thomas Rüegg die Gelegenheit genutzt, um zu verkünden, dass er gestern in einem Jahr zurücktreten wird.

Lido-Projekt verlockt zu Wunschkonzert

Das Projekt für die Erneuerung des Schwimmbades Lido in Rapperswil-Jona für knapp 28 Millionen Franken wird an der 
Bürgerversammlung grundsätzlich befürwortet. Allerdings gibt es dazu zahlreiche Ergänzungsanträge – und eine Frage.

Es war ein happiger Brocken, das Traktandum zur Erneuerung des Schwimmbades Lido. 27,5 Millionen Franken hatte der Stadtrat dafür veranschlagt. Klar ist, dass das Projekt aufgrund dieses Finanzrahmens zwingend eine Urnenabstimmung erfordert. Gleichwohl wollte der Stadtrat an der gestrigen Bürgerversammlung im Joner «Kreuz» prüfen, wie die Stimmung hinsichtlich des Projekts ist. «Es macht keinen grossen Sinn, das Projekt an die Urne zu bringen, wenn es heute keine Mehrheit findet», meinte Stadtpräsident Martin Stöckling.

Sorgfältige Erklärung

Insofern war es nur verständlich, dass Bauchef Thomas Furrer das Lido-Projekt detailliert erläuterte. Wobei er zuerst auf das gescheiterte Vorgängerprojekt einging, dass der Stadtrat vor gut einem Jahr beerdigt hatte, da die Kostenschätzung immer mehr nach oben korrigiert werden musste.

Das jetzige Projekt bezeichnete Furrer als vergleichsweise bescheiden. Wobei er betonte, dass die Neugestaltung des Seezugangs neben dem Schwimmbad beim neuen Projekt nicht mehr dazugehöre. Ebenso habe man jetzt darauf verzichtet, eine Eistrainingshalle in das Projekt zu integrieren.

Wie bei einem Wunschkonzert

Bei der folgenden Fragerunde wähnte man sich eher an einem Wunschkonzert, als an einer Politveranstaltung: Als erstes wünschte sich Valentin Faust von den Jungen Grünen eine Anlage zur Produktion von Solarstrom und Wärme auf dem Dach der Badi. «Den Einwand des Stadtrates, durch den Schattenwurf der Lido-Eishalle sei eine solche nicht zu betreiben, lasse ich nicht gelten.» Rapperswil-Jona habe den Anspruch, eine vorbildliche Energiestadt zu sein, deshalb solle der Stadtrat seinen Antrag prüfen.

Der Applaus nach seinem Vorschlag beeindruckte auch den Stadtpräsidenten. Er könne den Antrag heute zwar nicht zur Abstimmung bringen, da man nicht wisse, wie teuer eine solche Anlage sei. «Aber der Stadtrat möchte den Antrag prüfen und das Ergebnis an der nächsten Bürgerversammlung im Dezember präsentieren.»

Der nächste Redner war Ruedi Bertschi vom Fischereiverein Rappers-
wil-Jona: «Ich möchte wissen, ob die Anzahl der Bootsplätze reduziert wird.» Bauchef Furrer versicherte, es bleibe bei den heutigen 38 Plätzen.

Sauna wird gewünscht

Ein anderer Redner schlug vor, in das Projekt auch eine Sauna zu integrieren. Er wisse nicht, wie teuer eine Sauna komme, antwortete Stöckling. «Aber wir werden den Antrag an dieser Versammlung zur Abstimmung bringen.»

Weiter ging es mit dem Wunsch nach einem Hallenbad. Hierzu machte Stöckling klar, dass eine solche Ergänzung des Projekts den Rahmen völlig sprengen würde. Zugleich verwies er auf die «Bäderstrategie» der Stadt, die auf ein öffentliches Hallenbad verzichtet. Schliesslich wurde abgestimmt: Für eine Sauna konnte sich nur eine Minderheit erwärmen. Anders das Lido-Projekt: Mit nur zwei Gegenstimmen sagten die Anwesenden Ja zu einer Urnenabstimmung.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Politik MEHR