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Zehn Gruppen, ein Ziel

Über die Fair-Food-Initiative der Grünen wird in gut fünf Wochen abgestimmt. In Glarus hat sich dazu ein Komitee gebildet, das sich für ein Ja einsetzt. Gestern stellte es sich an einer Medienkonferenz vor.

Marco
Häusler
15.08.18 - 19:29 Uhr
Politik
Passend: Die Medienkonferenz des Glarner Ja-Komitees findet in der Markthalle statt, in der jeden Mittwoch vor allem regionale Produkte verkauft werden.
Passend: Die Medienkonferenz des Glarner Ja-Komitees findet in der Markthalle statt, in der jeden Mittwoch vor allem regionale Produkte verkauft werden.
SASI SUBRAMANIAM

Kurz vor 9 Uhr standen in der Glarner Markthalle bereits alle Köpfe des Ja-Komitees bereit, um sich und ihre Anliegen den Medienvertretungen zu präsentieren. Noch mehr Köpfe lagen; hinter ihnen, zum Verkauf bereit: Salatköpfe.

Nichts Despektierliches ist an dieser Verknüpfung, weil das Komitee den Ort für seine Präsentation ganz bewusst gewählt habe, wie Priska Müller Wahl gleich nach ihrer Begrüssung erklärte: «Wir haben uns für die Markthalle entschieden, weil man hier frische Produkte von hoher Qualität und vor allem aus der Region verkauft.»

Die Präsidentin des Glarner Ja-Komitees, Landrätin und Co-Präsidentin der Glarner Grünen musste – ohne Mikrofon und Lautsprecher – etwas schreien, um gehört zu werden. Aber auch das passte ja durchaus zu einem Markt. Zu jenem in Glarus passe die Fair-Food-Initiative, weil mit dieser gefördert werde, dass Gutes auf den Tellern lande. «Statt im Müll», wie Müller Wahl mehrfach betonte.

Denn mit der Initiative soll unter anderem auch «Food Waste» bekämpft werden. «Der Bund trifft Massnahmen zur Eindämmung der Lebensmittelverschwendung», lautet die Passage dazu im Initiativtext.

Fair zu Mensch und Tier

«Regional statt eingeflogen», «Tierwohl statt Tierfabriken», «fairer Handel statt Ausbeutung» und «Artenvielfalt statt Monokultur» lauten die übrigen Slogans, die der Initiative zum Durchbruch verhelfen sollen. Fair behandelt werden sollen bei einem Ja zu dieser schliesslich Mensch und Tier, wie nicht nur Müller Wahl betonte.

«Als Konsument ist es extrem schwierig herauszufinden, unter welchen Arbeitsbedingungen ein Produkt hergestellt wurde», sagte beispielsweise SP-Landrätin Zarina Friedli. «Der Bund begünstigt eingeführte Erzeugnisse aus fairem Handel und bodenbewirtschaftenden bäuerlichen Betrieben», heisst es denn auch im Initiativtext zu den Importen.

Für die Herstellung inländischer landwirtschaftlicher Produkte werden faire Arbeitsbedingungen natürlich ebenfalls vorausgesetzt. Weiter soll das Angebot an Lebensmitteln gestärkt werden, «die von guter Qualität und sicher sind» und «umwelt-, ressourcenschonend» und «tierfreundlich» erzeugt werden. Reduziert werden sollen zudem «die negativen Auswirkungen des Transports und der Lagerung von Lebens- und Futtermitteln auf Umwelt und Klima».

Beitrag zum Klima-Abkommen

Müller Wahl stellte die Ziele der Fair-Food-Initiative und die Menschen vor, die sich im Glarner Ja-Komitee zusammengefunden hatten. Sie vertreten drei politische Parteien, vier Umweltorganisationen, zwei bäuerliche Gruppen und die Gemeinschaft Glarus weltoffen, die auch von den Landeskirchen unterstützt wird.

Für den Glarner Fischereiverband unterstrich Präsident Dominic Hartmann die Wichtigkeit der Initiative aus seiner Sicht, weil Schweizer Fische im Vergleich zu importierten immer noch zu selten gekauft würden.

In eine ähnliche Richtung zielten die Argumente der Landrätin und zweiten Co-Präsidentin der Glarner Grünen. «Regionales Essen hat die beste Öko-Bilanz», erklärte Regula N. Keller. Es in der Schweiz zu bevorzugen, leiste auch einen Beitrag an das Pariser Klima-Abkommen.

Und Barbara Sulzer fasste als Geschäftsführerin von Bio Glarus noch einmal zusammen, dass «Fair Food» auch Fairness für Tiere bedeute, «auch für importierte».

Aus unterschiedlichen Gründen konnten nicht alle Vertretungen der verschiedenen Organisationen an der Präsentation teilnehmen. Trotzdem waren neun Personen in die Markthalle gekommen. Sie gingen nach dem Anlass vermutlich nach Hause oder ihrer Arbeit nach. Und nach und nach gingen auch die Salatköpfe; über den Tresen, zu durchaus fairen Preisen.

 

Marco Häusler ist Dienstchef der Zeitungsredaktion «Glarner Nachrichten». Er absolvierte den zweijährigen Lehrgang an der St. Galler Schule für Journalismus und arbeitete bei der ehemaligen Schweizerischen Teletext AG und beim «Zürcher Unterländer», bevor er im Februar 2011 zu Somedia stiess. Mehr Infos

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