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Aus für den Churer See

Die Pläne für den Bau einer Seenlandschaft auf dem Churer Waffenplatz Rossboden werden über kurz oder lang begraben.

Dario
Morandi
13.07.18 - 04:30 Uhr
Politik
Hier wird sich nichts ändern. Der See kommt nicht.
Hier wird sich nichts ändern. Der See kommt nicht.
MARCO HARTMANN

Der Traum von einer Seenlandschaft auf dem Churer Rossboden ist ausgeträumt. Der Churer Seeverein steht vor seiner Auflösung, weil auch die grössten Fans der künstlichen Seenlandschaft inzwischen an deren Machbarkeit zweifeln. Als 2004 eine Handvoll Idealisten den Förderverein aus der Taufe hob, waren alle noch voller Zuversicht. Dementsprechend ambitioniert wurde der Vereinszweck umschrieben. Und zwar mit «der Verwirklichung eines künstlichen Sees und ökologischer Lebensräume als Naherholungsgebiet und Freizeitanlage für die Churer Bevölkerung und ihre Gäste».

So hätte der See dereinst aussehen sollen. MONTAGE SEEVEREIN
So hätte der See dereinst aussehen sollen. MONTAGE SEEVEREIN

Selbst die frühere Gemeinderatspräsidentin Anna Ratti glaubt nicht mehr an die Realisierung eines Churer Sees, wie sie gegenüber der Zeitung «Südostschweiz» erklärt. Die einstige Churer SP-Politikerin, die heute im Bergell wohnt, gehört zum engsten Kreis der Seefreunde. Selbst wenn die Armee abziehen und das Schiessplatzgelände auf dem Rossboden für den Bau einer künstlichen rund 100 Millionen Franken teuren Seenlandschaft freigeben würde: Ratti sieht kaum mehr eine Möglichkeit, am Stadtrand mit Wasser aus dem Rhein einen See aufzustauen. «Es wäre ein schönes Projekt gewesen», sagt sie mit Wehmut in der Stimme. «Aber im Laufe der Zeit ist das Vorhaben immer komplexer geworden.» Inzwischen sei man sich bewusst geworden, dass der Verein den Bau der Wasserlandschaft nicht mehr stemmen könne. Ausserdem habe es seitens der Stadt und des Kantons bisher keinerlei Unterstützung gegeben.

Wie Ratti weiter ausführt, sind die Aktivitäten des Seevereins so gut wie erloschen. «Es werden nicht einmal mehr Mitgliederbeiträge erhoben», stellt sie fest. Dass die Wasserlandschaft gescheitert ist, führt Ratti aber auch auf die «Trägheit von Chur» zurück. Grosse Würfe hätten in dieser Stadt eben immer einen schweren Stand gehabt, weiss sie aus ihrer Zeit im Stadtparlament.

Niemand hat vorgesprochen

Auch im Rathaus hat man festgestellt, dass das Seeprojekt sanft entschlafen ist. Stadtpräsident Urs Marti wundert das jedoch kaum. Die Armee habe sich vor einiger Zeit zum weiteren Betrieb des Waffenplatzes Chur bekannt und danach viel Geld in dessen Sanierung investiert. Abwanderungs- gelüste könnten deshalb ausgeschlossen werden. Ausserdem seien keinerlei finanziellen Mittel für eine Realisierung der Wasserlandschaft vorhanden, betont er.

Den unterschwelligen Vorwurf der Vereinsverantwortlichen, wonach die Stadt das Vorhaben bisher nicht unterstützt habe, weist Marti zurück. Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2012 sei in dieser Angelegenheit niemand an den Stadtrat herangetreten.

Engi&Candinas haben auch einmal von einem Churer See geträumt ...

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