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Das Projekt «La Sassa» steht in den Startlöchern

Das Projekt «La Sassa» in Tschierv wird konkret. Am Freitag ist die Bevölkerung der Val Müstair über den neusten Stand informiert worden. Wenn alles planmässig verläuft, erfolgt 2019 der Baustart.

02.07.18 - 04:30 Uhr
Politik
Ein Ensemble, das einen Dorfplatz bilden soll: So sieht das neue Ferienresort «La Sassa» in Tschierv aus.
Ein Ensemble, das einen Dorfplatz bilden soll: So sieht das neue Ferienresort «La Sassa» in Tschierv aus.
PRESSEBILD

Gerade mal halb voll war die Mehrzweckhalle von Tschierv an der Informationsveranstaltung von Freitagabend. Dabei handelt es sich bei «La Sassa» um ein Projekt von grosser Bedeutung für die Val Müstair. Es basiert auf drei Pfeilern: einem Ferienresort, einer neuen Zubringerbahn ins Skigebiet Minschuns sowie der Beschneiung der Talabfahrt und deren Wasserversorgung. Im Februar 2017 hatte der Souverän mit über 60-prozentiger Zustimmung an der Urne die Weichen für das Gesamtprojekt La Sassa/Minschuns gestellt. Seither haben zahlreiche Fachpersonen am Projekt gearbeitet.

Die Projektumsetzung erfordert unter anderem die Anpassung der Nutzungsplanung der Gemeinde sowie des kantonalen und regionalen Richtplans. Laut Gemeindepräsident Rico Lamprecht haben Bund und Kanton «kleinere Korrekturen» verlangt und Empfehlungen für die Überarbeitung abgegeben. «Sogenannte No-Gos wurden keine festgestellt», betonte Lamprecht einleitend. Die Vorlagen wurden nach der Prüfung angepasst und ergänzt. Es handelt sich unter andere um Massnahmen für den Schutz von Flora und Fauna. Ab dem 5. Juli bis zum 5. August sind alle Pläne öffentlich aufgelegt.

30 Millionen Franken

Die Idee einer Zubringerbahn nach Minschuns kam bereits Ende der 1960er-Jahre auf, doch die Rahmenbedingungen liessen eine Realisierung nicht zu. «Die Familie Domenig glaubt an das touristische Potenzial der Val Müstair und investiert rund 30 Millionen Franken ins Ferienresort ‘La Sassa’», sagte Lamprecht. Die geplanten warmen Betten sind die Grundlage für den Bau der Zubringerbahn und der Beschneiungsinfrastruktur durch die Sportanlagen AG Val Müstair. «Der Gemeindevorstand bekennt sich im Masterplan 2050 klar zu einer nachhaltigen Entwicklung. Dabei ist uns die Schaffung eines Vier-Jahreszeiten-Angebots ein zentrales Anliegen», erläuterte der Gemeindepräsident. Bei den technischen Erläuterungen zur Zubringerbahn und zur Beschneiungsanlage betonte Daniel Pitsch von der Sportanlagen AG Val Müstair mehrmals die Umweltverträglichkeit. So sind zum Beispiel die fünf Masten für die Gondelbahn nicht höher als 15 Meter wegen der Greifvögel. Pitsch erwähnte auch die Ersatzmassnahmen zugunsten der Natur, wie der Rückbau eines Parkplatzes. Zudem kann die Alp da Munt künftig nicht mehr mit dem Auto erreicht werden. Dank der Beschneiungsanlage entsteht nebst der Schneesicherheit im Skigebiet neu eine Abfahrtspiste von 3,5 Kilometer bis nach Tschierv. «Theoretisch könnten wir bei sehr guten Verhältnissen auf sechs Kilometer während 150 bis 180 Stunden einschneien, womit wird unter normalen Umständen ab 10. Dezember parat für die Skifahrer wären», erläuterte Pitsch. Die Zubringerbahn wird vier Millionen Franken kosten, die Beschneiungsanlage 1,5 Millionen Franken und das Wasserreservoir 500 000 Franken. Finanziert wird das Gesamtpaket von Bund, Kanton und Gemeinde und mit dem Aktienkapital der Sportanlagen.

Naturnahes Ferienresort

Mit dem Resort «La Sassa» bekommt die Val Müstair ein neues, ganzjähriges Beherbergungsangebot. «Zusammen mit der Talbevölkerung wollen wir das erste 4-Stern-Hotel in der Val Müstair bauen», sagte Roman Pitsch von Domenig Architekten. Zielgruppe seien Familien, Natur- und Kulturfreunde. Im Winter können die Gäste mit den Ski bis vor die Hoteltüre fahren. In einer ersten Etappe werden 190 Betten geschaffen, in einer zweiten 120 und die letzte Etappe umfasst 60 Betten.

«Es ist ein ausgereiftes Projekt entstanden, ökologisch und architektonisch sehr interessant», meinte Architekt Jon Domenig. Die Gebäude werden nach Minergie-Standard erstellt. «Verwendet werden einheimische Materialen», sagte er. Die Naturelemente werden auch in der Gestaltung des Resorts einfliessen. «Die Bauten sollen mit der Natur verschmelzen», betonte Domenig. So werden zum Beispiel die Dächer begrünt.

Geplant sind weiter ein Sportgeschäft, ein Spezialitätenladen, ein Spa-und Wellnessbereich und ein öffentliches Restaurant. Das Ensemble soll gemäss Domenig ein Dorfplatz bilden, wo alle Dienstleistungen vereint werden. Das Ferienresort wird durch die Domenig Immobilien AG Chur geplant, finanziert und gebaut.

Fadrina Hofmann ist als Redaktorin für die Region Südbünden verantwortlich. Sie berichtet über alle gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Themen, die in diesem dreisprachigen Gebiet relevant sind. Sie hat Medien- und Kommunikationswissenschaften, Journalismus und Rätoromanisch an der Universität Fribourg studiert und lebt in Scuol im Unterengadin. Mehr Infos

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"La Sassa" in Tschierv als beste Zukunftsversion?
Umgeben von Talabfahrt, Loipe, Bergbahntalstation, grossem oberirdischem Parkplatz und Ofenpassstrasse (eine quasi Autobahn, insbesondere dezibelexzessive Motorräder, weil Logis an Strassen generell mehr Wert sind oder weniger?)
https://www.kurtmetz.ch/mittelpunkt/projekte/la-sassa-projekt/
Leute, ich finde das bloss fantasielos/altbacken, zudem auch noch die Beschneiungsarmada-Sackgasse:
https://www.suedostschweiz.ch/ereignisse/2018-06-13/darum-wird-die-tige…
Siehe Kommentare:
https://www.suedostschweiz.ch/news/2018-06-12/die-tigermuecke-hat-im-mi…
https://www.suedostschweiz.ch/aus-dem-leben/2018-06-22/der-kanton-lockt…
https://www.suedostschweiz.ch/ereignisse/2018-04-01/doch-keine-exotisch…
Domenig darf dort nur schon für die "erste Phase" 25 Millionen investieren.
Oje.

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