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Jugendliche machen erste Schritte in die Politik

Fünf Jugendliche haben kürzlich die Gemeindeversammlung in Landquart besucht. Und gemerkt: Politik ist gar nicht so weit weg.

Simone
Zwinggi
20.06.18 - 04:30 Uhr
Politik

Landquarts Gemeindepräsident Sepp Föhn durfte an der letzten Gemeindeversammlung (GV) eine Gruppe von Ehrengästen begrüssen: Flurina Schütz, Lina Hoch, Claudia Aumente, Liza Iablonschi und Maria Gucanin sind noch nicht stimmberechtigt, aber durchaus interessiert am politischen Geschehen. Die fünf Mädchen besuchen die Oberstufe in Landquart und engagieren sich in ihrer Freizeit in der offenen Jugendarbeit.

Begleitet wurden die fünf Jugendlichen von der Jugendarbeiterin Wiebke Schwing. Diese freut sich riesig über das politische Interesse der Mädchen. «Dass die Mädchen an der GV teilgenommen haben, ist ein grosser Erfolg. Es brauchte viel Zeit, ihnen aufzuzeigen, dass die Politik interessant ist und ihr direktes Lebensumfeld betrifft.» Bei der GV ging es um den Bau der Dreifachturnhalle. Und das betrifft die Mädchen in ihrem schulischen Alltag.

Gut Ding will Weile haben

Bei ihrer Arbeit mit den Jugendlichen geht es Schwing darum, ihnen die politischen Instrumente und das politische System näher zu bringen. Kürzlich hatten sie Besuch von Tamara Gianera erhalten, der Leiterin der kantonalen Stabsstelle für Chancengleichheit von Frau und Mann. «Dabei schlug Gianera den Mädchen vor, doch einmal an einer GV teilzunehmen», erklärt Schwing, «vom Gemeindevorstand wurde diese Idee sehr positiv aufgenommen.» Sie seien vom Gemeindevorstand zuvorkommend behandelt worden. Vor der GV habe sie gar einen Anruf des Gemeindeschreibers erhalten, so Schwing. «Er wollte wissen, ob wir noch etwas spezielles brauchen.»

Auf lokaler Ebene hätten sie viele positive Reaktionen auf den Besuch an der GV erhalten. «Die Wertschätzung ist gross, denn auch die Lokalpolitiker wollen das Interesse der Jugendlichen an der Politik fördern», sagt Schwing. Auf kantonaler Ebene werde die offene Jugendarbeit von jugend gr, dem Dachverband für Kinder- und Jugendförderung Graubünden, unterstützt. «Aber es fehlen die gesetzlichen Grundlagen zur ausserschulischen Jugendarbeit. Deshalb gibt es auf kantonaler Ebene noch Handlungsbedarf in Sachen politischer Aufklärung für Jugendliche», erklärt Schwing.

Noch viele Schritte zu gehen

Schwings längerfristiges Ziel ist, dass die Jugendlichen ihren Anliegen und Interessen politisches Gehör verschaffen können. «Hier stehen wir aber noch ganz am Anfang.» Derzeit ist Schwing in engem Austausch mit dem Gemeindevorstand. Gemeinsam möchten sie einen Weg für die Jugendlichen finden, ihre Anliegen politisch umzusetzen.

Dass ihre «Polit-Gruppe» nur aus Mädchen besteht, hat für Schwing verschiedene Ursachen. «Jungs können in diesem Alter nicht so viel mit langfristiger Projektorganisation anfangen», stellt sie fest. «Und in der Jugendarbeit in Landquart fehlt eine männliche Bezugsperson, die regelmässig vor Ort ist.» Zudem hätten die Mädchen einen Vorsprung, weil sie sich schon seit längerer Zeit für andere Mädchen einsetzen. Wie man ein Thema aufgreife, Ideen sammle und deren Umsetzung plane, das hätten sie schon öfter gemacht, so Schwing.

Simone Zwinggi ist Redaktorin bei Zeitung und Online. Nach einem Sportstudium wendete sie sich dem Journalismus zu. Sie ist hauptberuflich Mutter, arbeitet in einem Teilzeitpensum bei der «Südostschweiz» und hält Anekdoten aus ihrem Familienleben in regelmässigen Abständen im Blog Breistift fest. Mehr Infos

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