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Kantonsräte fordern zwei Kanti-Standorte

Die Regierung soll prüfen, ob die bestehende Kantonsschule Wattwil künftig nicht auf die Standorte Wattwil und Rapperswil-Jona verteilt werden könnte. Zehn Kantonsräte aus der Region haben eine entsprechende Interpellation eingereicht.

Südostschweiz
16.06.18 - 17:46 Uhr
Politik
Umstritten: Der alleinige Kanti-Standort Wattwil wird von Kantonsräten aus dem Linthgebiet erneut hinterfragt.
Umstritten: Der alleinige Kanti-Standort Wattwil wird von Kantonsräten aus dem Linthgebiet erneut hinterfragt.

2014 entschied die St. Galler Regierung, den Standort der Kantonsschule in Wattwil nicht in das Linthgebiet zu verlegen. Politiker aus See-Gaster hatten die Kantonsschule neu im Linthgebiet ansiedeln wollen. Ohne Erfolg.

Die Regierung hält auch heute an ihrem Standort-Entscheid fest. Noch in diesem Jahr will das Baudepartement eine Vorlage zur Sanierung der Schule präsentieren. 2019 soll darüber an der Urne abgestimmt werden.

Mitten in der Planungsphase fachen nun zehn Kantonsräte aus dem Linthgebiet die Diskussion um den Kanti-Standort erneut an. In einer Interpellation fordern sie von der Regierung, eine Dezentralisierung der Mittelschule an den Standorten Wattwil und Rapperswil-Jona zu prüfen. An der Spitze der Interpellanten stehen die CVP-Kantonsräte Peter Göldi aus Gommiswald und Yvonne Suter aus Rapperswil-Jona sowie FDP Kantonsrat Thomas Rüegg aus Rapperswil-Jona.

Sie stützen ihre Interpellation auf aktuelle Schülerzahlen. 41 Prozent der Schüler, die in Wattwil nach den Sommerferien mit dem Gymnasium oder der Fachmittelschule starten, stammten aus Rapperswil-Jona. Diese Zahl entspreche einem neuen Rekordwert, so die Interpellanten. Insgesamt stammten 74 Prozent der Schüler aus dem Linthgebiet, 26 Prozent aus dem Toggenburg. Aus diesen Zahlen lasse sich ein klarer Trend ablesen. Im Hinblick auf die kantonale Standort-Strategie für Kantonsschulen werfe dies diverse Fragen auf, die zu beantworten seien, bevor der Kantonsrat und schliesslich das Stimmvolk über ein Neubauvorhaben mit Kosten in hoher zweistelliger Millionenhöhe zu befinden hätten und über einen Standort, der über Jahrzehnte hinaus Gültigkeit hätte.

Die Interpellanten sind der Auffassung, dass im Kanton sowohl in ländlichen als auch städtischen Gebieten ein angemessenes Mittelschulangebot bestehen soll. Das heutige Bild mit den Kantonsschul-Standorten St. Gallen, Wil, Heerbrugg, Sargans und Wattwil weise allerdings eine grosse Lücke im Linthgebiet auf. Fragwürdig erscheine auf jeden Fall ein zentralisiertes Angebot am Standort Wattwil: Die Anzahl der Schüler soll mit einem Neubau auf rund 700 bis 750 erhöht werden, obwohl die Nachfrage aus den nahegelegenen Gemeinden seit Jahren sinke.

Entscheid für 50 Jahre

Vor diesem Hintergrund falle auf, dass eine Zwei-Standorte-Lösung von der Regierung bisher noch nie eingebracht worden sei, obwohl sie sich sowohl aufgrund der zu erwartenden demografischen Entwicklung am Standort Wattwil als auch in der Region Zürichsee-Linth geradezu anbiete, heisst es in der Interpellation. Bisher sei ausschliesslich eine «Entweder Wattwil oder See-Gaster»-Diskussion geführt worden. Dadurch seien unnötig Fronten geschaffen worden.

Die Schliessung «der klaffenden Lücke im Bildungsangebot in der Region Zürichsee-Linth unter gleichzeitigem Festhalten am bestehenden Standort Wattwil könnte jedoch diesen Knoten lösen». Die bisherige Kanti in Wattwil könnte bestehen bleiben auch bei einem Neubau am Standort Rapperswil-Jona. Anstelle einer Gross-Kanti im Toggenburg würden zwei Schulen mit 350 bis 450 Schülern geführt.

Ihr Angebot würde sich optimal ergänzen. Sowohl inhaltlich wie auch geografisch. Das Bildungsdepartement plant in Wattwil einen Schulcampus, welcher die neue Kantonsschule und die Berufsschule zusammenfassen soll. Eine solche Campus-Idee für Mittel- und Berufsschule wäre auch in Rapperswil-Jona im Zusammenhang mit dem dortigen BWZ realisierbar. Für die Aufteilung der Fächer in zwei Cluster liege ebenfalls eine sinnvolle Lösung auf der Hand, meinen die Interpellanten. Für den Standort Rapperswil-Jona würden sich aufgrund des Kompetenzschwerpunkts mit der HSR die sogenannten Mint-Fächer anbieten, für die sogenannten Phil-I.- und musischen Fächer sowie die Fachmittelschule der Standort Wattwil.

Wie die Interpellanten betonen, ist es ihnen ein grosses Anliegen, dass die Zeichen der Zeit erkannt und weitsichtige Entscheide gefällt werden. «Eine Standort-Strategie für Mittelschulen muss klare Trends wie die demografische Entwicklung und die Dezentralisierung von Mittelschulangeboten berücksichtigen. Was heute entschieden wird, ist eine scharfe Weichenstellung für die nächsten 50 Jahre und damit für mehrere Generationen junger Schüler», heisst es. Die Regierung ist nun aufgefordert, eine Reihe von Fragen zur Idee einer Zwei-Standorte-Lösung zu beantworten.

 

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