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Mindestens 22 Tote bei Anschlägen von Extremisten in Kabul

Gut eine Woche nach dem blutigen Doppelanschlag in Kabul mit 25 Toten sind bei zwei neuen Anschlägen von islamistischen Extremisten auf Polizeiwachen in der afghanischen Hauptstadt mindestens 22 Menschen ums Leben gekommen, darunter auch neun Täter.

Agentur
sda
09.05.18 - 18:44 Uhr
Politik
Sicherheitskräfte in Kabul während der Explosion einer zweiten Bombe (Aufnahme vom Doppelanschlag am 30. April 2018).
Sicherheitskräfte in Kabul während der Explosion einer zweiten Bombe (Aufnahme vom Doppelanschlag am 30. April 2018).
KEYSTONE/AP/MASSOUD HOSSAINI

Unter den Todesopfern der zeitlich kurz aufeinander folgenden Bombenexplosionen und anschliessenden Gefechte mit Sicherheitskräften waren zudem fünf Polizisten, ein Wachmann und sieben Zivilisten, wie Polizeisprecher Haschmatullah Stanakzay am Mittwochabend sagte.

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannte sich zu dem Anschlag auf die Polizeiwache im Schiitenviertel Dascht-e Bartschi im Westen Kabuls, die Taliban zu dem Angriff im zentralen Stadtteil Schar-e Naw. Beide Organisationen rivalisieren miteinander.

Die Angriffe und Bombenexplosionen vom Mittwoch, bei denen es auch mindestens 17 Verletzte gab, waren der neunte grössere Zwischenfall in Kabul seit Jahresbeginn. Die Taliban-Attacke in Schar-e Naw sei sieben Stunden nach ihrem Beginn um 18 Uhr (Ortszeit) beendet und alle fünf Angreifer seien getötet worden, bestätigte Polizeisprecher Stanakzay.

Fehlgeleiteter Luftangriff

Ebenfalls am Mittwoch wurden bei einem anscheinend fehlgeleiteten Luftangriff in der Provinz Badghis im Westen des Landes sechs Polizisten getötet. Der Angriff habe wohl den Taliban gegolten, sagte ein Mitglied des Provinzrates der Deutschen Presse-Agentur. Unklar war zunächst, ob es sich um ein Flugzeug des US-Militärs oder der afghanischen Luftwaffe handelte.

Die USA und Afghanistan haben ihre Luftangriffe auf Extremisten verstärkt, seit US-Präsident Donald Trump im vergangenen August eine neue Strategie für das Land verkündet hatte und die dort stationierten Truppen aufstocken liess.

Seit dem Ende der Nato-Kampfmission Ende 2014 verüben vor allem die Taliban Anschläge auf afghanische Regierungsziele oder Sicherheitskräfte, um ihre Macht wieder auszuweiten. Sie hatten bis zur US-geführten Intervention 2001 sechs Jahre lang weite Teile Afghanistans unter ihrer Kontrolle.

Sunnitische Fanatiker gegen schiitische Minderheit

Doch auch die sunnitischen Fanatiker vom so genannten Islamischen Staat (IS) haben längst Fuss gefasst in dem Land. Die Terrormiliz erklärte sich am Mittwoch über ihr Propagandaorgan Amak verantwortlich für den Anschlag auf die Polizeiwache in Dascht-e Bartschi.

Zwei IS-Mitglieder hätten sich nahe der Wache in die Luft gesprengt, zwei weitere seien bei Gefechten von Sicherheitskräften getötet worden, sagte Innenminister Wais Ahmad Barmak live im Fernsehen. Das Viertel wird mehrheitlich von der Minderheit der Hasara bewohnt. Diese gehören überwiegend dem schiitischen Islam an und sind Hassobjekte für die sunnitische IS.

Mit einem Selbstmordattentäter begann auch der Anschlag der Taliban im Viertel Schar-e Naw. In der Nähe des Eingangs zu einer Polizeiwache sprengte er sich in die Luft, wie Stanakzay sagte. Anschliessend seien vier weitere Extremisten in einem Auto vorgefahren, hätten sich in einem leerstehenden Gebäude verschanzt und begonnen, auf umliegende Gebäude zu schiessen.

Die Gegend wurde abgeriegelt, Zivilisten sollten auf Geheiss von Sicherheitskräften Schutz suchen. In dem Viertel befinden sich auch Gebäude der Afghanistan International Bank, der Telekommunikationsfirma Etisalat sowie privater Organisationen und eines Reisebüros, das indische Visa für Afghanen ausstellt.

Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid erklärte, die Taliban-Kämpfer hätten «zahlreiche feindliche Beamte und Belegschaft» getötet.

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