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BDP will zweiten Sitz nicht kampflos abtreten

Entgegen ersten Äusserungen sucht die BDP Graubünden nun doch einen Ersatz für Andreas Felix. Es finden Gespräche mit Parteimitgliedern statt – auch mit Frauen.

Olivier
Berger
30.04.18 - 04:30 Uhr
Politik
BDP-Interimspräsident Bernhard Niggli (links) sucht nun doch nach einer Ersatzkandidatur für den zurückgetretenen Andreas Felix.
BDP-Interimspräsident Bernhard Niggli (links) sucht nun doch nach einer Ersatzkandidatur für den zurückgetretenen Andreas Felix.
YANIK BÜRKLI

Noch an der Delegiertenversammlung der nationalen Mutterpartei schien alles klar zu sein. Nach dem Rückzug von Andreas Felix gehe es nun nur noch darum, den verbleibenden Regierungsratskandidaten, Volkswirtschaftsdirektor Jon Domenic Parolini «ins beste Licht zu rücken». Das sagte Wahlkampfleiter Gian Michael vor den Delegierten in Seewis. Michael hatte schon einen Tag zuvor auf Anfrage erklärt, die Suche nach einem Felix-Ersatz sei parteiintern kurz diskutiert worden, aber «kein Thema».

Mögliche Kandidaten kontaktiert

Inzwischen hat die BDP ihre Haltung in dieser Frage offensichtlich geändert. «Ja, wir prüfen eine zweite Kandidatur neben jener von Jon Domenic Parolini», bestätigte Grossrat Bernhard Niggli, interimistischer Präsident der BDP Graubünden, gestern auf Anfrage. Es seien in diesem Zusammenhang auch schon erste Parteimitglieder kontaktiert worden.

«Wir haben auch Frauen kontaktiert.»

Ob sich die BDP doch noch für ein Zweierticket entscheidet, ist laut Niggli noch offen. «Es hängt auch davon ab, wer sich für eine Kandidatur zur Verfügung stellen würde.» Es sei aber auch klar, dass die Suche schwierig sei. «Eine Kandidatur baut man nicht von einem Tag auf den anderen auf», sagte Niggli gestern.

Eine Frau als Chance?

Die grössten Aussichten auf Erfolg hätte die BDP wohl, wenn sie an Felix’ Stelle eine Frau ins Rennen um den heutigen Sitz von Finanzdirektorin Barbara Janom Steiner schicken würde. Immerhin würde sie in diesem Fall als einzige Partei eine Frauenkandidatur anbieten. Niggli wollte dieses Szenario gestern nicht kommentieren. «Wir haben auch Frauen kontaktiert», liess er sich aber immerhin entlocken.

Der Entscheid, ob die BDP einen Ersatz für Felix nominiert und um wen es sich dabei handelt, soll bereits in den nächsten Tagen fallen. «Die Wahlen sind bereits in sechs Wochen», betonte Niggli. Allerdings werde man intern auch noch gewisse strategische Fragen diskutieren. Sollte sich die Parteispitze nachträglich doch noch für eine Felix-Ersatzkandidatur entscheiden, hätte das laut dem Interimspräsidenten einen klaren Grund. «Wir wollen unseren zweiten Sitz nicht gerade kampflos aufgeben.»

Ohnehin unter Druck

Einfach wird die Suche nach einer Kandidatin oder einem Kandidaten für die BDP allerdings nicht. Unter den insgesamt 33 Kandidatinnen und Kandidaten der BDP für den Grossen Rat finden sich lediglich sechs Frauen. «Ich bin nicht stolz auf diese Quote», hatte Wahlkampfleiter Michael schon an der Delegiertenversammlung vom Samstag gesagt.

Auch unabhängig von der Geschlechterfrage und den aktuellen Ereignissen steht die BDP bei den Wahlen vom Juni unter Druck. 14 ihrer heute 27 Grossrätinnen und Grossräte treten bei dem Urnengang nicht wieder an; die entsprechenden Sitze müssen verteidigt werden. Zum Vergleich: Vor vier Jahren waren es gerade einmal drei Rücktritte gewesen.

Olivier Berger wuchs in Fribourg, dem Zürcher Oberland und Liechtenstein auf. Seit rund 30 Jahren arbeitet er für die Medien in der Region, aktuell als stellvertretender Chefredaktor Online/Zeitung. Daneben moderiert er mehrmals jährlich die TV-Sendung «Südostschweiz Standpunkte». Mehr Infos

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