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Lebenslanges Lernen soll Ältere vor Erwerbslosigkeit bewahren

Ein Berufsleben lang lernen: Dieses Rezept empfiehlt die vierte Nationale Konferenz zum Thema ältere Arbeitslose, um die Generation «50plus» im Arbeitsmarkt zu halten. Ältere werden wegen der alternden Bevölkerung immer wichtiger für den Arbeitsmarkt.

Agentur
sda
26.04.18 - 15:19 Uhr
Politik
"Wir tun das Machbare": Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann informiert über die Ergebnisse der Nationalen Konferenz zur Lage der älteren Arbeitnehmer.
"Wir tun das Machbare": Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann informiert über die Ergebnisse der Nationalen Konferenz zur Lage der älteren Arbeitnehmer.
Keystone/MARCEL BIERI

Werden sie allerdings arbeitslos, brauchen sie länger, um eine neue Stelle zu finden als Jüngere. Ihre Situation diskutierte am Donnerstag ein Runder Tisch in Bern. Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann, Vertreter der Kantone und der Sozialpartner verabschiedeten eine gemeinsame Schlusserklärung.

Anstieg bei Sozialhilfe

Ältere sind im Vergleich zu Jüngeren weniger oft arbeitslos, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) im Grundlagenpapier zur Konferenz schrieb. Doch von den neusten konjunkturellen Verbesserungen profitieren Jüngere eher als Ältere.

Das Risiko, kein Geld der Arbeitslosenversicherung mehr zu erhalten, ist für Ältere höher. Laut Seco fanden von 2010 bis 2016 45 Prozent der 55- bis 59-Jährigen und noch 30 Prozent der 60- bis 64-Jährigen im ersten Jahr nach ihrer Aussteuerung wieder einen Job. Die Quote für alle Ausgesteuerten lag bei 51 Prozent.

Der Anteil der Sozialhilfebezüger ist bei Älteren zwar kleiner als bei Jüngeren, ist aber in Prozentpunkten stärker gestiegen. «Die anspruchsvollen Arbeitsmarktbedingungen der letzten Jahre könnten (...) durchaus auch zum überdurchschnittlichen Anstieg der Sozialhilfequote bei den 56-65-Jährigen beigetragen haben», heisst es dazu im Papier des Seco.

Alle in der Pflicht

Die den Medienvertretern vorgelegte Schlusserklärung zur Konferenz fokussiert auf lebenslangem Lernen und nimmt alle in die Pflicht: Die Arbeitnehmenden selbst haben sich aktiv mit ihren beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten auseinanderzusetzen und diese zu optimieren.

Die Arbeitgeber sollen nach ihren Möglichkeiten dafür sorgen, dass ihre Angestellten arbeitsmarktfähig bleiben. Mit den Arbeitsbedingungen sollen sie die berufliche Entwicklung ihres Personals unterstützen und «ein günstiges Umfeld für Bildung im Betrieb» schaffen.

Bund und Kantone sollen den Zugang für Erwachsene zu Aus- und Weiterbildung sowie zu Beratungen gewährleisten. Das Seco überprüft - auf Wunsch von Sozialpartnern und Betroffenen-Organisationen - die Beratung der Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) für Ältere und unterstützt die Kantone gegebenenfalls bei Verbesserungen.

«In der Sozialhilfe am falschen Ort»

Auch die steigende Sozialhilfequote von Menschen kurz vor dem Rentenalter wurde besprochen. Die Schlusserklärung hält dazu fest, dass Bund, Kantone und Sozialpartner «Vorschläge prüfen, mit denen finanzielle und soziale Problemen von älteren Arbeitslosen verhindert werden können.»

«Diese Leute sind in der Sozialhilfe am falschen Ort», sagte der Basler Regierungsrat Christoph Brutschin, Präsident der Konferenz Kantonaler Volkswirtschaftsdirektoren (VDK). Sie müssten weiterhin zu RAV-Angeboten Zugang haben. Noch geregelt werden müsse allerdings die Finanzierung dieses Angebots.

Unversöhnlich sind die Positionen beim Schutz der Älteren vor einer Entlassung: Gewerkschaftsbund-Präsident Paul Rechsteiner bemängelte, dass an der Konferenz für den Kündigungsschutz für langjährige ältere Mitarbeitende «einmal mehr nichts erreicht» worden sei.

Dank an Sozialpartner

Der Arbeitgeber- und der Gewerbeverband dagegen verwahrten sich gegen gesetzliche Regulierungen zugunsten der Älteren. Bundesrat Johann Schneider-Ammann plädierte für Beratung, Sozialpartnerschaft und den Grundsatz «Vertrag vor Gesetz».

«Wenn jemand mit über 50 Jahren den Arbeitsplatz verliert, dann wird es problematisch. Das wissen wir», sagte Schneider-Ammann. Er habe sich selbst einiger Betroffener angenommen und dabei erfahren, wie schwierig die Stellensuche für Ältere sei.

Zum Vorwurf, der Bundesrat negiere das Problem, sagte er: Man tue das Machbare, das Realistische auf Grund der Sozialpartnerschaft. Immerhin seien seit 2010 in der Schweiz rund 45'000 Menschen über 50 Jahren in die Beschäftigung aufgenommen worden. «Das kommt nicht von nirgends», sagte Schneider-Ammann und dankte den Sozialpartnern.

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Mit der Aufkündigung der PFZ (Abstimmung ist bereits lanciert) wird sich das Thema schnell positiv entwickeln. Die Probleme mit den 350000 Grenzgängern, der Ü50-Problematik, dem Lohndumping usw. werden für die CH-Arbeitnehmer schnell gelöst und die AG müssten die Inländer wieder anständig behandeln und ihnen wie früher (vor 2002) orts.- u. branchenübliche Löhne zahlen. Nix mehr mit Jobs auf Abruf oder Pseudo-Praktikumsstellen...
Übrigens: Auch das Wachstum der Millionäre würde sich sicher auch wieder verlangsamen oder sogar kehren.

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