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Gefälschte Medikamente sollen dank Datenbank-System auffliegen

Um dem Handel mit gefälschten Medikamenten einen Riegel zu schieben, haben Schweizer Hersteller und Vertreiber einen Verband zur Überprüfung von rezeptpflichtigen Arzneimitteln gegründet. Künftig soll eine Datenbank-Abfrage Auskunft über deren Echtheit geben.

Agentur
sda
19.04.18 - 17:09 Uhr
Politik
Fälschung oder nicht? Künftig soll eine europaweite Datenbank Auskunft über die Echtheit von verschreibungspflichtigen Medikamenten geben.
Fälschung oder nicht? Künftig soll eine europaweite Datenbank Auskunft über die Echtheit von verschreibungspflichtigen Medikamenten geben.
Keystone/GAETAN BALLY

Ziel der freiwilligen Initiative ist es zu verhindern, dass gefährliche Medikamentenfälschungen über die legale Lieferkette zu den Patienten vordringen können. Der neugegründete «Schweizerische Verband für die Verifizierung von Arzneimitteln» (SMVO) will dieses Ziel in die Praxis umsetzen, wie der Verband am Donnerstag mitteilte.

Konkret sollen künftig verschreibungspflichtige Medikamente vor der Abgabe in Apotheken oder Spitälern auf ihre Echtheit überprüft werden.

Dazu müssen die Unternehmen bereits bei der Herstellung der Arzneimittel dafür sorgen, dass deren Verpackung nicht unbemerkt wiederbenutzt werden kann. Möglich macht dies eine Kodierung, welche die Verpackung einzigartig macht (Datamatrix-Code).

In einem weiteren Schritt sollen die Medikamente im Europäischen Prüfsystem EMVS erfasst werden. Ein Abgleich mit der dazugehörigen europäischen Datenbank soll es Apothekern und Ärzten in der Schweiz und in Liechtenstein künftig erlauben, zu prüfen, ob es sich beim Medikament um ein geprüftes Originalpräparat handelt oder nicht.

Das Projekt soll im Februar 2019 betriebsbereit sein. Für die Kosten müssen die Hersteller aufkommen.

Nur Einzelfälle

An der Initiative beteiligt sind die Wirtschaftspartner des schweizerischen Gesundheitswesens. Dazu zählen nebst mehreren Pharma-Verbänden auch der Ärzteverband FMH, der Spitalverband H+ und der Apothekerverband pharmasuisse.

Im Vordergrund stehe die Erhöhung der Patientensicherheit und der Image-Schutz für die Marktteilnehmer, sagte der SMVO-Geschäftsführer Nicolas Florin auf Anfrage. Der Sicherheit werde damit künftig die gleiche Bedeutung zukommen wie in der EU und den EWR-Ländern. Der wirtschaftliche Verlust durch Fälschungen stehe nicht an erster Stelle.

Zudem sind laut SMVO in der Schweiz bisher nur Einzelfälle bekannt, in denen in der offiziellen Vertriebskette gefälschte Arzneimittel auftauchten. Viel stärker betroffen vom Handel mit gefälschten und illegalen Heilmitteln seien Lateinamerika, Südostasien und Afrika.

Online-Handel nicht im Visier

Nicht im Visier der freiwilligen Kontrollmassnahme ist der illegale Import von Medikamenten in die Schweiz, welche beispielsweise über das Internet bestellt und zu den Kunden direkt nach Hause geliefert werden. Dieser Handel scheint allerdings zunehmend zu florieren.

2017 stellte die Eidgenössische Zollverwaltung rund 1'060 Sendungen mit illegal importierten Arzneimitteln sicher - darunter viele Potenzsteigerungs- und Schlankheitsmittel.

«Medicrime»

Mit der Gründung des «Schweizerischen Verbands für die Verifizierung von Arzneimitteln» soll ein zentraler Teil des sogenannten Medicrime-Übereinkommens des Europarats umgesetzt werden. Diese Konvention ist das erste internationale Übereinkommen mit dem Ziel, eine Gefährdung der Gesundheit der Menschen durch gefälschte Heilmittel zu verhindern.

Im Herbst 2017 sprach sich das Eidgenössische Parlament für eine Genehmigung und Umsetzung der Konvention aus.

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