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Neue Fachhochschule Ostschweiz: Rapperswil winkt das Rektorat

Die Regierungen aus sechs Kantonen und Liechtenstein geben grünes Licht für die Fachhochschule Ostschweiz. Die Details sind noch offen – auch für den Standort Rapperswil. Der St. Galler Bildungschef will den Rektor dort ansiedeln.

Südostschweiz
14.04.18 - 02:00 Uhr
Politik
Einer von drei Standorten: Durch eine Fusion der St. Galler Fachhochschulen verliert die Hochschule Rapperswil ihre Unabhängigkeit.
Einer von drei Standorten: Durch eine Fusion der St. Galler Fachhochschulen verliert die Hochschule Rapperswil ihre Unabhängigkeit.
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Nicht nur in der Wirtschaft kommt es zu Fusionen, sondern auch im Bildungswesen: Die Hochschule Rapperswil (HSR) soll mit der Fachhochschule St. Gallen und der Hochschule für Technik Buchs zu einer neuen Fachhochschule Ostschweiz zusammengeschlossen werden (die «Südostschweiz» berichtete mehrfach).

Dem scheint nun nichts mehr im Wege zu stehen: Wie die St. Galler Regierung gestern mitteilte, haben sich die Träger der neuen Institution auf die Eckpunkte für ein Konkordat geeinigt. Dieses werde noch im laufenden Jahr definitiv ausgehandelt. Daran beteiligt sind die Kantone St. Gallen, Thurgau, Schwyz, die beiden Appenzell, Glarus und das Fürstentum Liechtenstein.

St. Gallen übernimmt den Lead

Ein Eckpunkt des Konkordats besteht darin, dass die politische Führung bei einer Trägerkonferenz liegen soll. Vorgesehen ist, dass diese aus den Bildungsdirektoren der einzelnen Träger besteht. In den Kompetenzbereich der Konferenz sollen strategische Fragen wie das Studienangebot fallen. Als oberstes Organ der Schule wird nach dem Willen der beteiligten Regierungen ein Hochschulrat aus 15 Mitgliedern eingesetzt, von denen der Kanton St. Gallen acht bestimmen soll. Für den Kanton Thurgau sind zwei Sitze vorgesehen, für die übrigen Träger je einer. Der Standortkanton St. Gallen wird auch 85 Prozent der Mittel beisteuern.

Der St. Galler Bildungschef Stefan Kölliker (SVP) ist mit der getroffenen Vereinbarung «sehr zufrieden», wie er sagt. Durch die Trägerkonferenz werde die Entscheidungsfindung vereinfacht: «Wenn die politische Führung bei den Regierungen läge, wären die Wege länger.» Erfreut zeigt sich Kölliker auch darüber, dass die zunächst zurückhaltenden Kantone Thurgau und Schwyz nun doch dem neuen Konkordat beitreten wollen.

Weitergekommen sind die Träger auch beim Organisationsmodell für die neue Fachhochschule, wie Kölliker weiter ausführt. Im Fokus stehe ein Departementsmodell, bei dem die Fachbereiche an einzelnen Standorten zusammengefasst werden. «Dieses Modell ist bei allen Beteiligten auf grosse Zustimmung gestossen», berichtet der Bildungschef. Es habe «beste Chancen», umgesetzt zu werden.

Rapperswil steht für Informatik

Kölliker erklärt das Modell an einem Beispiel. Auch wenn noch nichts entschieden sei, dränge sich Rapperswil für das Departement Informatik auf. Dies würde bedeuten, dass die HSR in diesem Bereich zum Kompetenzzentrum werde und etwa im Raum St. Gallen einen neuen Studiengang Informatik anbieten könne, was dort ein ausgewiesener Bedarf sei.

Noch nicht entschieden ist, wo der Rektor der fusionierten Fachhochschule seinen Sitz haben soll. Wie Kölliker frühere Aussagen gegenüber der «Südostschweiz» bekräftigt, kann er sich ein Rektorat in Rapperswil «sehr gut vorstellen»: «Ich werde mich in den zuständigen Gremien dafür stark machen», verspricht er.

Für Margit Mönnecke, die Rektorin der HSR, ist die gestern kommunizierte Einigung ein «wichtiges Signal»: «Für uns ist das ein Commitment, dass die Träger an einer starken Fachhochschule Ostschweiz interessiert sind.» Zum neuen Organisationsmodell will sich Mönnecke nicht äussern, weil noch keine Entscheide gefallen seien.

HSR pocht auf Autonomie

Für die HSR-Rektorin steht und fällt vieles mit dem Gestaltungsspielraum, den die Trägerschaft den einzelnen Instituten lässt: «Unser Markenzeichen in Rapperswil ist die enge Zusammenarbeit mit Firmen und der öffentlichen Hand in der Region», betont sie. Dies bedinge eine ausreichende Autonomie.

CVP-Kantonsrätin Yvonne Suter aus Rapperswil-Jona stösst ins gleiche Horn. Auch sie wehrt sich gegen eine Zentralisierung der Entscheidungsgewalt: «Die einzelnen Institute müssen vor Ort gemanagt werden, damit ihre Innovationskraft nicht einer schwerfälligen Bürokratie zum Opfer fällt.»

Über den Beitritt zum neuen Konkordat wollen die Fachhochschulträger bis 2019 entscheiden. Geplant ist, dass die vereinigte Fachhochschule im Herbst 2020 startet. Begründet wird das Fusionsprojekt mit einem neuen Anerkennungsverfahren für Fachhochschulen des Bundes. Dieses muss bis 2022 abgeschlossen sein. Gleichzeitig versprechen sich die Träger mehr Wettbewerbsfähigkeit. Auch nach der Fusion wäre die Fachhochschule Ostschweiz immer noch die zweitkleinste der Schweiz.

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