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Bad Ragaz hebelt Solidarität in der Tektonikarena aus

Das Jubiläumsjahr «10 Jahre IG Tektonikarena Sardona» beginnt mit einem Paukenschlag der negativen Art: Die Gemeinde Bad Ragaz will die aus 13 Gemeinden in drei Kantonen bestehende Organisation verlassen.

Südostschweiz
11.04.18 - 04:30 Uhr
Politik
Für Diskussionsstoff ist gesorgt: Geschäftsführer Harry Keel (Mitte) gibt an der Delegiertenversammlung der IG Tektonikarena Sardona Auskunft über das Verhalten der Gemeinde Bad Ragaz.
Für Diskussionsstoff ist gesorgt: Geschäftsführer Harry Keel (Mitte) gibt an der Delegiertenversammlung der IG Tektonikarena Sardona Auskunft über das Verhalten der Gemeinde Bad Ragaz.
LEO CORAY

Von Leo Coray

Wie Präsident Fritz Marti-Egli aus Matt an der 16. Delegiertenversammlung der Interessensgemeinschaft (IG) Unesco-Welterbe Tektonikarena Sardona am Montagabend in Wangs bekannt gab, zahlt Bad Ragaz den Jahresbeitrag von nur 2000 Franken seit sieben Jahren nicht mehr. In dieser Zeit seien mehrere Gespräche darüber mit der Gemeinde und dem Kanton St. Gallen ergebnislos verlaufen. Die Bad Ragazer Behörden argumentierten, der Flächenanteil von Bad Ragaz am Welterbegebiet sei nur klein und der touristische Nutzen nicht vorhanden.

Das Unverständnis unter den Delegierten über das Verhalten der Bad Ragazer war gross. So erwähnte Präsident Marti, dass kleine Glarner Gemeinden mit 200 bis 300 Einwohnern vor der Gemeindefusion solidarisch gewesen seien und den Jahresbeitrag ohne Murren bezahlt hätten. Als Vertreter der Bündner Gemeinden sagte der Flimser Gemeindepräsident Adrian Steiger, Bad Ragaz könnte sehr wohl touristisch von der Tektonikarena profitieren, denn das aus der Welterberegion stammende Thermalwasser und die dazugehörige Geologie passten gut zusammen. Er hoffe, dass der Gemeinderat die Sache nochmal überdenke oder die Bevölkerung gegen das unverständliche Verhalten des Rates protestiere.

Er vermisse die Solidarität der finanzstärksten Gemeinde in der IG, erklärte Ruedi Menzi aus Filzbach, Gemeinderat von Glarus Nord und Vertreter der Glarner Gemeinden. Mit Blick auf Austrittsbestrebungen in Flums sagte er: «Wenn das Beispiel Schule macht, stirbt das Projekt.»

Gerade Bad Ragaz habe in den letzten Wochen von der Solidarität unter den Nachbargemeinden stark profitiert, betonte Jürg Stopp aus Sargans, Präsident der Talgemeinschaft Sarganserland-Walensee. Damit sprach er das Rettungspaket von 3,2 Millionen Franken für die finanziell angeschlagenen Pizolbahnen an, wofür die umliegenden Gemeinden 2,1 Millionen Franken bewilligten. Stopp kündigte an, mit den Bad Ragazer Behörden das Gespräch zu suchen.

Zahlreiche Jubiläumsanlässe

Im Jubiläumsjahr 2018 sind zahlreiche Anlässe geplant, mit denen die Einzigartigkeit der Tektonikarena aufgezeigt werden soll. Wie Projektleiter Patric Collet aus Chur mitteilte, sollen damit nicht nur geologieinteressierte Personen, sondern auch die lokale Bevölkerung und Gäste sowie Kinder die Werte der Tektonikarena erfahren.

Neben verschiedenen Messeauftritten findet am 10. August in Glarus das Jubiläumsfest statt. An den Welterbetagen im Juni wird der Jubiläumsbildband vorgestellt, an zwölf Sonntagen im Sommer und Herbst gibt es an zwölf Standorten Geo-Brunches. Ferner sind der Erlebnislauf Sardona und oder ein Lehrmittel für die Primarschule, ein Kinderbuch und viele weiter Anlässe geplant.

Für diese Vorhaben sind im Budget 2018 total 509 000 Franken vorgesehen. Insgesamt wird bei einem Umsatz von 1,1 Millionen Franken mit einem Fehlbetrag von 91 000 Franken gerechnet, der aus den Reserven und Rückstellungen gedeckt werden kann.

2017 schloss die Rechnung bei einem Ertrag von 923 000 Franken mit einem Überschuss von 12 000 Franken. Das Eigenkapital stieg auf 171 000 Franken, und die Rückstellungen für das Jubiläum betrugen 65 000 Franken.

Weltweit einzigartig

Aufgabe der Interessensgemeinschaft Tektonikarena
Sardona sind Erhaltung, Pflege, Forschung und sanfte touristische Nutzung des weltweit
einzigartigen Unesco-Welterbes Tektonikarena Sardona, in der sich zwischen Flims, dem
Glarner- und Sarganserland vor Jahrmillionen ältere Gesteine über jüngere geschoben haben. Ihr gehören bisher aus den
Kantonen Graubünden, St. Gallen und Glarus die 13 Gemeinden Flims, Laax, Trin, Tamins, Pfäfers, Bad Ragaz, Vilters-Wangs, Mels, Flums, Quarten, Glarus Süd,
Glarus und Glarus Nord an.
Geschäftsführer ist Harry Keel. Finanziert werden die Tätigkeiten vom Bund sowie den beteiligten Kantonen und Gemeinden.

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