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Es wird auch weiterhin gereinigt im Spöl

60 Meter vom Spöl-Bach im Schweizerischen Nationalpark konnten bisher vom Bauschadstoff PCB erfolgreich gereinigt werden. Auch mehr als ein Jahr nach der Verunreinigung sucht die Taskforce nach Lösungen.

15.03.18 - 04:30 Uhr
Politik
Wieder sauber: Der erste Abschnitt ab Punt dal Gall ist PCB-frei.
Wieder sauber: Der erste Abschnitt ab Punt dal Gall ist PCB-frei.
OLIVIA ITEM

Die erste positive Meldung im Zusammenhang mit dem PCB-Vorfall im Spöl ist bereits vor drei Wochen an der Generalversammlung der Engadiner Kraftwerke (EKW) AG verkündet worden: Das mit dem Bauschadstoff belastete Tosbecken direkt unterhalb der Staumauer Punt dal Gall konnte erfolgreich gereinigt werden. Rund 60 Meter lang ist das Becken. Es war der Bereich, der am stärksten mit PCB belastet war.

Für eine angemessene Reinigung des ebenfalls mit PCB belasteten Bachbetts konnte bis am vergangenen Dienstag noch kein Entscheid gefällt werden, obwohl seit dem Unfall schon mehr als ein Jahr vergangen ist (siehe Kasten unten). Nun ist aber klar, dass es tatsächlich ein technisches Verfahren gibt, um auch die Sanierung des Bachbetts in Angriff zu nehmen.

2,9 Kilometer mit PCB belastet

Das kantonale Amt für Natur und Umwelt (ANU) hatte nach dem PCB-Vorfall eine umfangreiche Messkampagne gestartet. Sie hatte eine Taskforce gebildet, die sich aus Mitarbeitern der EKW, des Schweizerischen Nationalparks, Vertretern des Bundes und des Kantons, der italienischen Behörden sowie aus externen Fachberatern zusammensetzt. Aufgabe der Taskforce war unter anderem zu prüfen, ob und wie das freigesetzte PCB bestmöglich aus der Umwelt entfernt werden kann.

Am Dienstag hat sich die Taskforce in Chur getroffen. Im Vordergrund der Sitzung stand dabei laut Remo Fehr, Vorsteher ANU, die Ermittlung des Schadenausmasses. Die gesammelten Ergebnisse aus dem Spöl sind umfangreich. Sie ergeben heute ein detailliertes Bild. «Wir können jetzt sagen, dass es 2,9 Kilometer sind, bei denen man im Sediment des Spöls zu hohe PCB-Werte gemessen hat», erklärt Fehr. Ausgegangen sei man zu Beginn von einer Strecke von bis zu fünf Kilometern. Doch seien 2,9 Kilometer immer noch eine lange Strecke. «Und es geht in eine Tiefe von bis zu einem halben Meter», sagt Fehr.

Es gibt eine technische Lösung

An der Sitzung sind auch die Pilotsanierungen besprochen worden. Bei der Sanierung des Tosbeckens im vergangenen Sommer konnte man gemäss Fehr technisch relativ einfach vorgehen. «Das ist ein Bereich mit felsigem Untergrund und man konnte den abgelagerten Schlamm mit herkömmlichen Mitteln abtragen», erklärt er. In zwei weiteren Pilotprojekten im vergangenen Jahr testete man Verfahren, wie das PCB aus dem Flussbett entfernt werden kann. Eines der Verfahren hat sich dabei als wirksam herausgestellt. 90 Prozent vom PCB im Sediment konnte mithilfe von Baggern und Saugvorrichtungen entfernt werden. Damit hat die Taskforce die schwierigste Hürde –- ein geeignetes technisches Verfahren zu finden – überwunden.

Die Sanierung wird fortgeführt

Am Dienstag hat sich die Taskforce klar dafür ausgesprochen, dass auch eine Sanierung des Bachbetts notwendig ist. «Kostenmässig müsste sie aber im Verhältnis zum Erfolg stehen, sodass sie auch vertretbar ist», meint Fehr. Eine grobe Kostenschätzung geht von acht bis 14 Millionen Franken aus, je nachdem, wie weit im Bach saniert werden soll. Sanieren ja, aber nur, wo die Belastung hoch ist, lautet die Devise. Die Belastungen werden mit zunehmender Entfernung zu Punt dal Gall kleiner. Geplant sind Sanierungsarbeiten während zwei Bausaisons, voraussichtlich ab 2019.

«Es geht auch darum, dass möglichst wenige Eingriffe im Gewässer-Ökosystem vorgenommen werden», betont Fehr. Diese Eingriffe seien immerhin reversibel. Das heisst: In ein paar Jahren sollte die Natur wiederhergestellt sein, im Gegensatz zum PCB, welches über Jahrzehnte ein Problem bleiben würde.

Eine grobe Kostenschätzung geht von acht bis 14 Millionen Franken aus, je nachdem, wie weit der Bach saniert werden soll.

PCB im Spöl – was bisher geschah
Es war Anfang November 2016, als die EKW erhöhte Werte des Bauschadstoffs Polychloriertes Biphenyle (PCB) im darunterliegenden Spöl-Bach feststellte und der Polizei meldete. Grund war eine Panne bei den Sanierungsarbeiten an der Staumauer Punt dal Gall. Wahrscheinlich wurde das PCB während Korrosionsarbeiten an einer mangelhaft geschützten Arbeitsstelle freigesetzt. Die Staatsanwaltschaft Graubünden leitete gegen das betroffene, für derartige Arbeiten spezialisierte Unternehmen eine Voruntersuchung ein. Das am stärksten mit PCB belastete, 60 Meter lange Tosbecken direkt unterhalb der Staumauer Punt dal Gall konnte inzwischen erfolgreich gereinigt werden. Weitere Untersuchungen sind im Gange. (fh) 

Fadrina Hofmann ist als Redaktorin für die Region Südbünden verantwortlich. Sie berichtet über alle gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Themen, die in diesem dreisprachigen Gebiet relevant sind. Sie hat Medien- und Kommunikationswissenschaften, Journalismus und Rätoromanisch an der Universität Fribourg studiert und lebt in Scuol im Unterengadin. Mehr Infos

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