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Es braucht Kreativität und kritisches Denken

Alle sollen von der Digitalisierung profitieren. Das fordert die SP Graubünden in ihrem Positionspapier. Die Basis steht dahinter. Im April soll ein Vorstoss erfolgen.

Südostschweiz
12.03.18 - 04:30 Uhr
Politik
Diskutieren den digitalen Fortschritt: Gesprächsleiterin Susanne Lebrument und Podiumsteilnehmer Jon Erni, Jeannine Pilloud und Peter Peyer (von links).
Diskutieren den digitalen Fortschritt: Gesprächsleiterin Susanne Lebrument und Podiumsteilnehmer Jon Erni, Jeannine Pilloud und Peter Peyer (von links).
THEO GSTÖHL

Von der Digitalisierung sprechen alle. Die SP Graubünden bezieht Position. Sie hat deshalb ein Papier zum digitalen Fortschritt erarbeitet (Ausgabe vom 27. Februar). Und an ihrem Parteitag am Samstag in der Aula der HTW Chur mit der Parteibasis und an einem Podium darüber diskutiert.

Bei den Parteimitgliedern kam das Positionspapier gut an. Es wurde ohne lange Debatte durchgewunken und einstimmig angenommen. Am Podiumsgespräch unter der Leitung von Susanne Lebrument, Geschäftsleitung Somedia, wurde indes deutlich, dass der technologische Wandel Verunsicherung auslöst und nicht auf Kosten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gehen darf.

«Die Digitalisierung hinterlässt mehr Angst als Hoffnung», stellte Gastredner und Podiumsteilnehmer Jon Erni fest. Der Mitinitiant der Plattform Mia Engiadina meinte deshalb weiter: «Es muss uns gelingen, die Digitalisierung in den Dienst der Menschen zu stellen.»

Jeannine Pilloud, SBB-Delegierte für die ÖV-Branchenentwicklung, prognostizierte, dass zwar durch den digitalen Fortschritt neue Arbeitsstellen entstünden, dies jedoch hauptsächlich Managerstellen und Billigjobs seien. «Der ganze Mittelbau fällt weg», sagte Pilloud. Umso wichtiger sei es, den Umbau aktiv anzugehen und die Ängste der Arbeitnehmer aufzufangen. «Darum müssen wir uns kümmern.»

Keine Jobs ohne Sozialeistungen

Auch SP-Regierungsratskandidat Peter Peyer sprach die Risiken der Digitalisierung an: Sowohl der Schutz der persönlichen Daten wie der Schutz der Arbeitnehmenden stelle eine Herausforderung dar. «Wir wollen keine Scheinselbstständigen und Freelancer ohne geregelte Sozialleistungen, auf die zusätzlich noch das unternehmerische Risiko abgewälzt wird», meinte er. «Das ist keine Perspektive für Arbeitnehmende.» Und auch die 24-Stunden- Erreichbarkeit als Arbeitszeitmodell dürfe sich nicht durchsetzen. Man müsse deshalb über neue Arbeitsmodelle reden. Die Produktionsgewinne müssten gerecht verteilt werden, damit alle profitierten. «Zum Beispiel mit kürzeren Arbeitszeiten.» Für den Ferien- und Freizeitkanton Graubünden biete dies eine wirtschaftliche Chance.

Mehr Kreativität und Verstand

Der digitale Fortschritt eröffne aber auch Möglichkeiten, hielt Peyer fest. Gerade für die Randregion und die Dreisprachigkeit. «Dank schnellen Leitungen in die ganze Welt werden Randregionen zu Zentren.» Ländliche Spitäler etwa könnten so erhalten bleiben und die Abwanderung gestoppt werden. Und dank dem leichteren Austausch zwischen den Sprachgebieten könnten diese gestärkt werden.

Es brauche im Zeitalter der künstlichen Intelligenz auch keine Fokussierung auf die sogenannten Mint- Fächer, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, ist Peyer überzeugt, sondern eine Stärkung der Kreativität und des kritischen Denkens. «Es braucht also gesunden Menschenverstand.»

Eine zentrale Forderung im SP-Positionspapier lautet: Die Hälfte des 80-Millionen-Topfs für sogenannte «systemrelevante Infrastrukturen» sei umzulagern in einen «Digitalisierungsfonds». Peyer kündigte an, dass bereits in der Aprilsession des Grossen Rates dazu ein Vorstoss eingereicht werde.

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