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Wildbiologen raten von Fütterung geschwächter Tiere ab

Den Wildtieren machen die grossen Schneemengen und kalten Witterungsbedingungen zu schaffen. Trotzdem rät der Arbeitskreis Bündner Wild- und Fischereibiologen davon ab, die geschwächten Tiere zu füttern.

Südostschweiz
09.03.18 - 10:23 Uhr
Politik

Zwar erscheine die Fütterung von Wildtieren auf den ersten Blick als einfache und sinnvolle Massnahme zur Überwindung harter Winter, heisst es in einer Mitteilung vom Freitag. Bei näherer Betrachtung ergäben sich durch die Fütterung aber erhebliche Probleme.

So würden Wildtiere aus ihren natürlichen Winterlebensräumen in Siedlungsnähe gelockt. Dies erhöhe den sozialen Stress zwischen den Wildtieren, wobei davon insbesondere rangniedrige Individuen betroffen seien. In Siedlungsnähe ergebe sich zudem ein erhöhtes Risiko zur Übertragung von Krankheiten zwischen Nutz- und Wildtieren.

Die Wildtierbiologen kommen deshalb zum Schluss: «Aus ökologischer, aber auch aus epidemiologischer Sicht macht ein Fütterungsverbot, wie es seit diesem Winter im Kanton Graubünden in Kraft getreten ist, Sinn.» Allfällige Notfütterungen seien als Ausnahmen gedacht und hätten das Ziel, die Wildtiere in ihren natürlichen Winterlebensräumen zu halten.

«Die natürliche Auslese führt zur bestmöglichen Anpassung an die vorherrschenden Umweltverhältnisse», schreiben die Wildtierbiologen. Ausgewachsene, erfahrene und gut konditionierte Tiere besässen die grössten Überlebenschancen. Jungtiere, Unerfahrene und schlecht Konditionierte hingegen hätten naturgemäss geringere Überlebenschancen.

Ende Januar hat der Kanton Graubünden entschieden, im Sinne einer Notmassnahme das Füttern von Wildtieren in gewissen Regionen zu erlauben. So werden seither vom Bündner Patentjägerverband, vom Forstdienst und von der Wildhut sogenanntes Prossholz gefällt und Heu angeboten. In Graubünden lebten Anfang 2017 über 63'000 Wildtiere: 16'500 Hirsche, 16'000 Rehe, 24'000 Gamsen und 6600 Steinwild. (sda/so)

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Der Trend ist: Möglichst zurückfahren der Kulturlandschaft. Ergo auch Zurückfahren der anteilnehmenden und fürsorglichen Hegemassnahmen durch die einheimische Bevölkerung, wie sie seit Jahrhunderten praktiziert wurde. Ihnen verdankte manch geschwächtes und hungerleidendes Wildtier sein Überleben im Bergwinter. Was sie nun wollen und als "naturgemäss" der Bevölkerung unter Strafandrohung mehr oder weniger aufzwingen, ist der kalte und brutale Überlebenskampf in einer glorifizierten Natur, die sich selbst reguliere. Survival of the fittest, nennt sich das. Ich habe nichts gegen Darwin, aber die Seelenanteile der immer noch in den Bergtälern lebenden Bevölkerung und ihr Kampf um den Erhalt der Kulturlandschaft, inklusive Anteilnahme am Schicksal notleidender Wildtiere, ist für mich nicht nichts - wie für manche.

Bitte benennen Sie die im Beitrag zitierten Wildbiologen namentlich und überprüfen Sie deren Approbation,
denn „Wild im Winter verrecken lassen ist besser als füttern – Ahnungslose Journalisten und Politiker glauben so etwas Absurdes sogar“
(Quelle: R. R. Hofmann „Gegendarstellung zu den Gutachten Wotschikowsky und Brosi“).

So lange der Mensch den Lebensraum der Tiere immer mehr verkleinert, sie laufend das ganze Jahr über stört mit Trubel und Sport am Boden und in der Luft, sie jagt und plagt, auch am abgelegensten Ort, soll er sie auch unterstützen mit Futter in einem solchen Winter. Das muss ja nicht in Ortsnähe sein, sondern da, wo die Tiere sind. Das Füttern der Vögel im Winter bereitet ja auch keine Probleme. Noch besser ist es, mehr Wildruhezonen auszuscheiden und das auch zu kontrollieren - es hat genug Idioten, die mit Snowboard, Bike usw. durch alle Wälder rasen.

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