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Kirchenknatsch im Albulatal geht weiter

Die Katholische Kirchgemeinde Albula kommt nicht zur Ruhe. Kirchgemeindemitglieder sind verunsichert, der Vorstand zerstritten, und sogar das deutsche Benediktinerkloster Beuron mischt sich ins Geschehen ein. Nun soll es die höchste Instanz richten.

16.01.18 - 04:30 Uhr
Politik
Die Katholische Kirchgemeinde Albula kommt nicht zur Ruhe.
Die Katholische Kirchgemeinde Albula kommt nicht zur Ruhe.
SYMBOLBILD PIXABAY

Neues Jahr, neue Sorgen. Der Konflikt um die Schmittner Glaubensgemeinschaft «Quell des Lebens» sorgt weiterhin für Zündstoff. Den bei vielen beliebten fünf Patres, die als Seelsorger und Religionslehrer angestellt gewesen waren, war Ende November auf Anraten des Davoser Dekans Kurt Susak gekündigt worden (Ausgabe vom 12. Dezember). Ein gespaltener Vorstand und erzürnte Eltern waren die Folge davon.

Erzabt suspendiert Pater

Nun schaltete sich kürzlich auch die deutsche Erzabtei Beuron, das Ursprungskloster zweier Brüder, in die Debatte ein. Pirmin Mayer, ein Mitbruder der Schmittner Patres Stephan Petzolt und Johannes Schmuck, wandte sich in einem mit Vorwürfen über den «Quell des Lebens» gespickten Mail an die Medien. Deren Engagement im Albulatal nannte Mayer «ein buntes Treiben», ihre Lebensart sei nicht eremitisch, da sie mehrere Autos besitzen würden. Was er bedaure, sei ihre seelsorgerische Zurückgezogenheit.

Mit seinem Mail schickte Mayer ein vom Erzabt unterschriebenes Dokument mit. Dort steht, dass aus kirchenrechtlichen Gründen vorläufig Pater Johannes Schmuck per sofort von allen kirchlichen Weihediensten suspendiert ist. Bis ihn ein Benediktinerkloster oder eine bischöfliche Diözese un-ter die Fittiche nimmt, darf er keine Messe mehr lesen und kein kirchliches Amt mehr übernehmen. Nach der Exkommunikation ist dies die zweithöchste Strafe der Katholischen Kirche.

Keine Bange bei Glaubensbrüdern

Beim «Quell des Lebens» gibt man sich erstaunt über das Mail aus Beuron. «Ich weiss nicht, warum sich unser Mitbruder Mayer hier einschaltet», sagt Stephan Petzolt mit ruhiger Stimme. Die Zukunft seiner Glaubensgemeinschaft sieht Petzolt nicht in Gefahr. Weder durch die Suspension von Pater Johannes Schmuck aus dem Kirchendienst noch durch die Ablehnung der Gemeinschaft durch einen Teil des Kirchenvorstandes. «Wenn wir nicht mehr als Patres oder Religionslehrer tätig sein dürfen, dann machen wir halt einfach etwas anderes. Wir haben alle fünf noch andere Talente. Und sind nun mit unserer Spiritualität im Stillen aktiv», meint Petzolt. «Für uns ist momentan einfach alles offen und in der Schwebe.»

Im Albulatal wird gar gemunkelt, dass Susak selber hinter dem Mail aus Beuron stecke. Susak selbst war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Wie steht es um den zerrissenen Kirchenvorstand, der zur Hälfte hinter dem «Quell des Lebens» und zur anderen hinter Susak steht? Kann dieser überhaupt noch agieren? Ausser der Erklärung, dass die Sache noch nicht abgeschlossen sei, ist vonseiten der Kirchengemeinde nichts zu erfahren.

«Für uns ist momentan einfach alles offen und in der Schwebe.»

Und was meint Bischof Vitus Huonder selber zur Angelegenheit? Dieser wurde zum einen von der Gemeinschaft «Quell des Lebens» angefragt, ob sie auch in Zukunft mit seinem Segen rechnen könne. Zum anderen wünschen sich aber auch einige Kirchgemeindemitglieder, die ungenannt bleiben wollen, dass der Bischof sich ins Geschehen einmischt. Man befürchtet jedoch, dass die Anliegen der Mitglieder, die sich für den «Quell des Lebens» einsetzen, gar nicht bis zum Bischof vordringen würden.

Giuseppe Gracia, Sprecher von Bischof Huonder, will keine Stellung zum Zwist beziehen. Er erklärt lediglich, dass der Bischof vorletzte Woche beschlossen habe, Dekan Kurt Susak für ein weiteres Jahr als Mit-Administrator im Albulatal einzusetzen.

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