Windkraftanlagen Linthgebiet: Gegner reichen Antrag ein
700 Meter Mindestabstand von Windenergieanlagen zu Wohnbauten fordert ein Antrag zuhanden der nächsten Gemeindeversammlung von Glarus Nord. Er ist das Resultat eines Informationsanlasses des Vereins Linth-Gegen-Wind in Bilten.
700 Meter Mindestabstand von Windenergieanlagen zu Wohnbauten fordert ein Antrag zuhanden der nächsten Gemeindeversammlung von Glarus Nord. Er ist das Resultat eines Informationsanlasses des Vereins Linth-Gegen-Wind in Bilten.
Zehn Minuten vor Beginn des Anlasses an diesem Freitagabend ist der Singsaal des Schulhauses Bilten fast voll. Die Vertreter des einladenden Vereins Linth-Gegen-Wind tragen zusätzliche Bänke rein. «Wir sind überwältigt», sagt Vorstandsmitglied Luzia Vogt in der Begrüssung der mehr als 100 Anwesenden. Ziel der Veranstaltung sei es, sachliche Informationen weiterzugeben, über Nachteile aufzuklären und eine offene Diskussion zu ermöglichen.
Gekommen sind laut einem Insider vor allem Leute aus Bilten, dazu solche aus Schänis oder von weiter her. Nicht nur Gegner der Windkraftanlagen, sondern auch Befürworter. Und vor allem Leute, die sich informieren wollen, wie die angeregte Diskussion zeigt.
Der Verein ist vor knapp fünf Monaten gegründet worden. Er spürt laut Präsident Elias Meier und Vorstandsmitglied Siegfried Hettegger «grosse Unterstützung in der Bevölkerung», soll aber noch mehr regional verankert werden.
Wie Atomkraft ersetzen?
Elias Meier, der auch Präsident des Verbandes Freie Landschaft Schweiz ist, wirft zunächst einen Blick auf die nationale Perspektive mit der Energiestrategie 2050. Windkraft ist für ihn keine Lösung: Sie ersetzt maximal einen Fünftel der Atomkraft, erfordert einen totalen Umbau des Stromnetzes, ist nicht regulierbar und erzeugt nach 20 Jahren Sondermüll.
Was denn die Lösung sei, fragt ein Zuhörer. Gemäss einer ETH-Studie sei dies Einsparen, so Elias Meier. «Die Diskussion muss in Gang kommen, sie fehlt im Land.» Windkraft müssten wir haben, aber in der Linthebene sei sie vom Bild her nicht am richtigen Ort, meint ein anderer Diskussionsteilnehmer.
Martin Jäger von der Interessengemeinschaft Sezner-Umsu-Grenerberg (Surselva) stellt das von der IG bekämpfte Projekt «Parc da vent Lumnezia» vor. Geplant sind 23 Windkraftanlagen auf einer Gratlänge von vier Kilometern, jede 200 Meter hoch. Jäger verweist zudem auf den Begriff «Vorbelastete Landschaften» am Beispiel von Calandawind mit Hochspannungsleitungen, Kieswerk und dergleichen. «Bleiben Sie dran, man muss sich mit dem Thema befassen und es diskutieren», appelliert er an die Versammlung. Gelächter löst ein Mann aus, der Martin Jäger erinnert, dass die Leitungen in Bilten schon seit Jahrzehnten stünden. «Die kommen von Euch herab», sagt er.
Keine windreiche Region
«Braucht Glarus Windräder?», fragt Siegfried Hettegger zu Beginn seiner Ausführungen zum Thema «Windkraftanlagen in der Linthebene? Sachliche Informationen zum SAK-Projekt Linthwind, die Sie von den Betreibern nicht erhalten.» Der Kanton sei sozusagen «ein Musterknabe», da er Strom ausschliesslich aus erneuerbarer Energie produziere. Und zwar mit 960 GWh/Jahr viel mehr, als er verbrauche. «Glarus muss keinen Windstrom produzieren, und er gehört auch nicht zu den windreichen Regionen», so der Referent. Überhaupt sei die Schweiz kein Windland.
Die fünf bei Bilten geplanten «gigantischen Windräder, jedes 200 Meter hoch», würden gemäss Planung nur einen Drittel des von der KVA Linth produzierten Stroms ergeben. Es gäbe aber eine gravierende Beeinträchtigung des Landschaftsbildes, Lärmemissionen, Schattenwurf, Lebensgefahr durch Eiswurf im Winter sowie Todesfallen für Vögel und Fledermäuse.
Zudem sei die Wirtschaftlichkeit nicht gegeben. Die «massiven Subventionen» müssten die Verbraucher bezahlen. «Der Gewinn steht in keinem Verhältnis zum Schaden. Deshalb Nein zu Linthwind», so Siegfried Hettegger.
Schlüsselfaktor sei der Abstand der Windenergieanlagen zu bewohntem Gebiet. Der glarnerische Richtplan sieht eine Entfernung von 300 Metern zu Wohnzonen vor. Der Verein hat nun einen Antrag an den Gemeinderat Glarus Nord zuhanden der nächsten Gemeindeversammlung ausgearbeitet und rechtlich überprüfen lassen. Der Antrag fordert einen Mindestabstand von 700 Metern, «um die Gesundheit und Lebensqualität der Anwohner zu schützen». 34 Einwohner von Glarus Nord haben ihn am Freitagabend in Bilten unterzeichnet. Knapp 20 sind zudem dem Verein neu beigetreten.
Hinweis: Die Sanktgallisch-Appenzellische Kraftwerke AG (SAK) informiert im Rahmen einer Veranstaltungsreihe über ihr Projekt Linthwind. Erster Abend: Dienstag, 23. Januar, 20 Uhr, Mensa der Berufsschule Ziegelbrücke.
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Die Gegner von Linth-Wind…
Die Gegner von Linth-Wind sollten sich ein Beispiel aus der Bevölkerung der Gemeinde Haldenstein. Nach Informationen des seinerzeitgen Gemeindepräsidenten gab es seitens der heimischen Bevölkerung keine Einwände. Später haben sich Bewohner aus dem Unterland - welche in Arosa eine Zweitwohnung haben -, dass sie die Anlage in Haldenstein störe. Bei der Info-Veranstaltung am Samstag, 17.02.2018 vor Ort hat der Landwirt, welcher die Flächen um das Windkraftwerk bewirtschaftet erklärt, er habe noch nie einen toten Vogel gefunden, seit das Windkraftwerk in Betrieb ist. der gegenständliche Medienbericht ist wieder - wie auch schon die Veranstaltung vom 12.01.2018 in Bilten - von Unwahrheiten geprägt. So ist z.B. nicht zutreffend, dass die fünf Windräder nur 1/3 des Stromes von der KVA produzieren. Tatsächlich ist die Leistung der Windräder - vorläufig ca. 25MW - mehr als das doppelte von der KVA - ca. 11MW -. Auch der Einwand des Schattenwurfes ist völlig daneben. Durch die Erddrehung verändert sich ständig der Schattenwurf und ist durch die Entfernungsverhältnisse ist der eventuelle Schattenwurf nur punktuell und zeitlich begrenzt, abhängig auch von den Witterungsverhältnissen. Bevor die Gegner weiterhin unqualifiziert "ihren Mund aufmachen" sollten sie sich vor Ort - in Haldenstein - einen Eindruck über die tatsächliche Situation bei einem Windkraftwerk machen. Ich habe die Informationsveranstaltung in Bilten ohnehin als "Desinformationsveranstaltung" empfunden.