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«Das Vertrauen weitergeben ist für mich das A und das O»

Kaspar Becker ist Banker bei der Glarner Kantonalbank – wohl auch «mit Liib und Seel», wie der Wahlslogan des Landrates lautet. Mit diesem will er jetzt aber den Sitz der BDP im Regierungsrat verteidigen.

Marco
Häusler
12.01.18 - 04:30 Uhr
Politik
«Das Vertrauen weitergeben ist für mich das A und das O»
Kaspar Becker möchte das Vertrauen weitergeben.
SASI SUBRAMANIAM

Wie stellen Sie sich den üblichen Tagesablauf eines Regierungsrates vor – marschiert man als solcher einfach von einem Apéro zum nächsten?
Böse Zungen behaupten es. Aber ernsthaft: Den Tagesablauf kann ich mir noch zu wenig vorstellen. Beim Jahresablauf gehe ich aber davon aus, dass man sich zu ungefähr einem Drittel wirklich in den politischen Mühlen bewegen kann, ein Drittel dürfte auf Führungsaufgaben entfallen und ein Drittel auf themenspezifische Departementsarbeit.

Was ist die wichtigste Voraussetzung, die ein Regierungsrat für dieses Amt mitbringen muss?
Bestimmt muss er eine Führungsfunktion wahrnehmen können. Alle Leute, die ihm in seinem Departement zur Verfügung gestellt werden, müssen richtig ausgesucht und eingesetzt werden. Man muss ihnen genug Freiheiten geben, aber trotzdem darauf achten, dass die Fäden bei einem selbst zusammenlaufen. Das Vertrauen weitergeben, ist für mich das A und das O.

Und welches wäre Ihr Wunschdepartement, wenn Sie es frei wählen könnten?
Wenn ich ganz frei wählen könnte, wäre es ganz klar das Departement Finanzen und Gesundheit. Aber da muss man wohl realistischerweise sehen, dass es nicht frei wird.

Wahrscheinlicher ist, dass mit dem einzigen Rücktritt Ihres Parteikollegen Robert Marti dessen Departement Bau und Umwelt frei wird.
Darauf hatte mich auch meine Frau angesprochen. «Was», fragte sie, «du willst Baudirektor werden? Du kannst ja keinen Nagel gerade einschlagen.» Worauf ich antwortete: «Ich meine, dafür haben sie jemand anderes.» Wahrscheinlich ist es in allen Departementen ähnlich: Zwei Drittel sind Politik und Führung, und beim letzten Drittel muss man sich einleben.

Würden Sie als Bauvorstand etwas anders machen als Ihr Vorgänger? Ich denke da vor allem an seine Absicht, im öffentlichen Verkehr Buslinien zu streichen, was – wie soll ich das formulieren? – nicht gerade feinfühlig kommuniziert wurde.
Genau, Sie sagen es. Denn vielleicht gibt es noch ein «viertes Drittel», das aus Kommunizieren besteht – so ehrlich wie möglich. Ich weiss das auch von meinem Job in der Bank: Man kann nicht immer alles allen erzählen. Doch die Kommunikation ist ganz wichtig, aber auch sehr heikel. Und da passieren vielleicht einmal Fehler.

Wenn Sie – auch als Landrat – auf die auslaufende Legislaturperiode zurückblicken: Wo lagen die Höhen und Tiefen im Baudepartement?
Ich glaube, dass bei verschiedenen Projekten Fortschritte erzielt wurden. Wenn man zum Beispiel an die Umfahrung Näfels denkt: Da wurden starke Zeichen gesetzt, mit denen man die Umsetzung nun angehen kann. Auch mit dem Tiefbauprogramm, das wir im Landrat behandelt haben, wurden Weichen gestellt, um nun an die Umsetzung schreiten zu können.

«Ich bin ein Fan des Glarnerlandes. Und wenn ich von etwas begeistert bin, gebe ich Vollgas.»

Aber – das wird Robert Marti zumindest immer wieder einmal vorgeworfen – die Fortschritte wurden wohl eher gemächlich erzielt.
Darüber kann man sich streiten. Was man wirklich wie schnell machen kann, wird der Nachfolger im Baudepartement dann wohl zeigen müssen – vielleicht also ich selbst oder Christian Büttiker. Gut ist aber sicher, dass nun vieles für die Umsetzung parat ist. Noch schöner wäre es vielleicht gewesen, am einen oder anderen Ort schon einen Schritt weiter zu sein. Sicher wurde das aber sehr genau vorbereitet.

Das könnte man vielleicht auch vom ganzen Regierungsrat sagen, oder? Es gab zwar keine wirklichen Tiefen, aber auch keine Höhepunkte.
Das hört man oft, dass die Regierung als Ganzes vor allem als Verwaltung wahrgenommen werde. Aber selbst wenn man so denkt: Es wurde viel vorbereitet, und es gab auch Höhepunkte oder Positives. So konnte sich der Kanton zum Beispiel auf der finanziellen Seite sehr gut behaupten.

Also: Es wurde verwaltet und es wurde gespart. Aber neue Ideen oder sogar etwas Bahnbrechendes wurden nicht entwickelt.
Ich kann Ihnen nicht das Gegenteil beweisen. Aber wenn wir jetzt sinnvoll und geschickt einsetzen können, was in den – soweit ja guten Jahren – gespart wurde, dann wird davon auch etwas zurückkommen.

Gibt es ein Mitglied des Regierungsrates, das Sie in der laufenden Legislaturperiode am stärksten beeindruckt hat?
Ich schätze die Zusammenarbeit mit Finanzvorstand Rolf Widmer sehr. Aber das hat auch mit meinem Job und meiner Funktion im Landrat als Präsident der Finanzaufsichtskommission zu tun.

Im fünfköpfigen Regierungsrat ist Marianne Lienhard die einzige Frau. Wie hoch müsste der Frauenanteil Ihrer Ansicht nach sein?
Ich bin sehr froh, dass wir wenigstens Marianne Lienhard in der Regierung haben. Wenn es ein reines Männergremium wäre, wären meine Wahlchancen deutlich geringer. Und eine Geschlechtsumwandlung stand für mich nicht zur Diskussion. Aber korrekt wäre das Verhältnis natürlich mit zwei zu drei – auf welche Seite auch immer.

Nun hat sich gerade die BDP der Frauenförderung verschrieben. Ich verstehe Ihre Weigerung, sich umwandeln zu lassen. Aber warum kandidiert keine Frau für die BDP?
Ganz ehrlich: Wir haben zurzeit einfach keine geeignete Kandidatin. Wir sind auch im Landrat eine reine Männerfraktion und nicht stolz darauf. So suchen wir zurzeit auch für diese Wahlen noch Kandidatinnen.

Gar nicht mehr vertreten sind auch die Sozialdemokraten. Aber eigentlich bräuchte es die SP doch in der Regierung, oder sind Sie da anderer Meinung?
Ja , natürlich bin ich anderer Meinung. Es sind Gesamterneuerungswahlen, und wir verteidigen unseren Sitz. Ich sehe mich auch nicht als Gegenspieler von jemandem. Wir sind die drittstärkste Fraktion und der Meinung, dass wir als solche Anspruch auf einen Sitz anmelden dürfen.

Wofür braucht es denn die BDP im Regierungsrat?
Ich glaube, dass die BDP mit ihren Themen und Projekten als Partei der Mitte einen grossen Teil der Stimmberechtigten vertritt. Was sich jeweils auch bei den Abstimmungsresultaten zeigt.

Und wofür braucht es Sie?
Ich würde die Arbeit als Regierungsrat mit viel Engagement und voll motiviert angehen – wirklich getreu meinem Slogan «mit Liib und Seel». Ich bin ein Fan des Glarnerlandes. Und wenn ich von etwas begeistert bin, dann gebe ich ziemlich viel Gas.

Wie hoch schätzen Sie Ihre eigene Wahlchance ein?
Auf über 50 Prozent. Sonst würde ich nicht kandidieren.

Und wie geht es für Sie weiter, falls Sie nicht gewählt werden?
Da habe ich ein Riesenglück, dass ich mit der Kantonalbank die Vereinbarung treffen durfte, bei einer Nichtwahl weiter für sie tätig sein zu dürfen. Denn eigentlich müsste ich mit Blick auf den 4. März im Fall einer Wahl ja bereits gekündigt haben.

Marco Häusler ist Dienstchef der Zeitungsredaktion «Glarner Nachrichten». Er absolvierte den zweijährigen Lehrgang an der St. Galler Schule für Journalismus und arbeitete bei der ehemaligen Schweizerischen Teletext AG und beim «Zürcher Unterländer», bevor er im Februar 2011 zu Somedia stiess. Mehr Infos

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