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Uznach sucht «keine Quotenfrau»

Nach dem Rücktritt von Alex Rutz aus dem Uzner Gemeinderat wird ein Nachfolger oder eine Nachfolgrein gesucht. Viele sähen gern eine Frau auf dem Posten – aktuell ist der Rat nur mit Männern besetzt. Bis Anfang 2018 können Personen vorgeschlagen werden. Eine Partei stellt bereits eine Kandidatur in Aussicht.

Christine
Schibschid
22.12.17 - 04:30 Uhr
Politik
Der Uzner Gemeinderat: David Jud (SP), Alex Rutz (parteilos), Stefan Kühne (CVP), Christian Holderegger (Präsident, FDP), Mario Fedi (Schreiber, parteilos), Felix Schnyder (CVP), Michael Rütsche (FDP) und Felix Bretscher (SVP) (von links).
Der Uzner Gemeinderat: David Jud (SP), Alex Rutz (parteilos), Stefan Kühne (CVP), Christian Holderegger (Präsident, FDP), Mario Fedi (Schreiber, parteilos), Felix Schnyder (CVP), Michael Rütsche (FDP) und Felix Bretscher (SVP) (von links).
ERIKA HÜSS

Ende April 2018 wird in Uznach ein Platz im Gemeinderat frei. Der parteilose Alex Rutz tritt nach rund vier Jahren zurück. Ihm wird die Tätigkeit zu viel, da er in seiner regulären Anstellung beim Bildungsdepartement mehr arbeitet als früher und auch noch eine Familie hat.

Daher wird nun ein Nachfolger gesucht. Vorschläge können bis zum 3. Januar bei der Gemeindekanzlei eingereicht werden. Der erste Wahlgang findet am 4. März statt. Laut Uznachs Gemeindepräsident Christian Holderegger hat sich bis jetzt noch niemand gemeldet. Holderegger geht aber davon aus, dass es bis Anfang Januar mindestens eine Kandidatur geben wird. «Die Parteien suchen mit Hochdruck.»

Parteizugehörigkeit zweitrangig

Wie der Gemeindepräsident sagt, ist die Parteizugehörigkeit zweitrangig. «Die Eignung ist das Wichtigste.» Natürlich wollten die Parteien den Sitz aber für sich gewinnen – manche mehr, manche weniger. Aktuell sitzen nur Männer im Gemeinderat. Holderegger wünscht sich daher eine Frau auf dem Posten. «Es soll aber keine Quotenfrau sein, sondern eine, die durch ihre Qualifikation überzeugt.» Soweit er wisse, sei aktuell keine Kandidatin im Gespräch.

«Am idealsten wäre eine Frau, die durch ihre Qualifikation überzeugt.»

SVP möchte Platz ergattern

Die SVP würde gern jemanden ins Rennen schicken: «Wenn möglich, stellen wir für jede Wahl einen geeigneten Kandidaten oder eine Kandidatin auf», sagt Ortspräsident Roger Widmer. «Wir wollen aber nicht auf Biegen und Brechen jemanden nominieren.» Die SVP wolle keinen Kandidaten «verheizen», also jemanden ins Rennen schicken, der am Ende nicht wählbar sei oder von den anderen Parteien keine Unterstützung erhalte.

«Die anderen Parteien müssen eingestehen, dass wir angesichts unseres Wähleranteils einen zweiten Sitz im Gemeinderat zugute hätten», sagt Widmer. Die SVP habe bereits jemanden im Auge, der eine Kandidatur erwäge, führt Widmer aus. «Die Zusage dieser Person hängt davon ab, wie die Gespräche mit den anderen Parteien laufen.»

Persönlich fände es SVP-Ortspräsident Widmer wünschenswert, dass künftig wieder eine Frau im Gemeinderat sässe. «Es könnte aber schwierig werden, geeignete Kandidatinnen zu finden, weil Frauen sich erfahrungsgemäss leider nicht so sehr für Politik interessieren. Und ein Gemeinderatsamt benötigt viel Rückgrat», sagt Widmer. 

CVP gibt sich gelassen

Bei der CVP scheint man keinen grossen Wert darauf zu legen, den Platz mit jemandem aus der Partei zu besetzen. «Wir haben schon zwei Sitze im Gemeinderat und müssen nicht zwingend einen Kandidaten stellen», sagt Ortspräsident Sandro Lendi. Die CVP warte ab, ob eine andere Partei jemanden nominiere. «Wir sind offen für alles, würden uns aber eine Frau auf dem Posten wünschen», so Lendi. Die Wahl sei eher eine Kopf- als Parteienwahl. «Es geht um die Frage, was eine Person mitbringt.» Gespräche mit anderen Parteien und potenziellen Kandidaten liefen. 

In Absprache mit anderen Parteien befindet sich auch die FDP, wie Ortspräsident Michael Rütsche sagt, der selbst im Gemeinderat sitzt. «Es wäre schön, wenn ein FDP-Kandidat den Platz bekäme, es ist aber nicht zwingend.» Insgesamt sei es nicht so, dass die Kandidaten für den Job Schlange stünden. «Es ist schwierig, jemanden zu finden», sagt Rütsche. Wer das Amt übernehmen wolle, müsse offen und am Gemeindegeschehen interessiert sein. Die Tätigkeit bringe einen «rechten Zeitaufwand» mit sich. «Die Entschädigung steht nicht im Verhältnis.» Als Gemeinderat stehe man in der Öffentlichkeit. Leider sei die Bevölkerung teils nicht sehr freundlich zu Inhabern öffentlicher Ämter, so Rütsche. 

SP schickt Frau ins Rennen

Bei der SP, die bisher mit David Jud einen Sitz im Gemeinderat innehat, ist man schon einen Schritt weiter als bei den anderen Parteien. «Es wird von unserer Seite eine Kandidatur einer Frau geben», kündigt Ortspräsident Kurt Hollenstein an. Inwieweit die anderen Parteien die Personalie unterstützten, sei noch offen. «Den Namen können wir noch nicht nennen», so Hollenstein. Auch er betont, dass nicht die Parteizugehörigkeit, sondern die Qualifikation eines Kandidaten am wichtigsten sei. «Wenn noch eine Partei einen Kandidaten nominiert, wird die Bürgerschaft entscheiden, wen sie für qualifizierter hält», sagt Holenstein.

«Es wird von Uzner SP-Seite eine Frauenkandidatur für das vakante Amt im Gemeinderat geben.»

Ein Tag Arbeit pro Woche

Was die Arbeitsbelastung angeht, muss der neue Gemeinderat alle zwei bis drei Wochen bis zu drei Stunden für die Sitzungen einplanen. Dazu kommt die Vorbereitung. «Diese beansprucht ebenso viel oder sogar etwas mehr Zeit», sagt Holderegger. Der weitere Zeitaufwand richte sich danach, welche Aufgaben der neue Gemeinderat sonst noch übernehme. Pro Gemeinderatssitzung erhalten die Ratsmitglieder eine Pauschale. Wie hoch diese ist, will Holderegger nicht verraten.

Der geeignete Kandidat oder die valable Kandidatin sollte laut dem Gemeindepräsidenten Freude an Politik haben. «Ich würde mir jemanden mit breitem Wissen und viel Erfahrung wünschen, eher einen Allrounder als einen hoch spezialisierten Experten», sagt Holderegger. 

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