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Sozialhilfequote sinkt auf den tiefsten Stand seit zehn Jahren

Die Glarner Sozialhilfequote ist auf 1,8 Prozent gesunken. Das entlastet auch die Kasse des Kantons. Für die sinkende Zahl der Sozialhilfebezüger macht der Kanton neben Förderprogrammen auch Härte verantwortlich.

Ueli
Weber
19.12.17 - 04:30 Uhr
Politik
Die Zahl der Sozialhilfefälle sank in allen Glarner Gemeinden.
Die Zahl der Sozialhilfefälle sank in allen Glarner Gemeinden.

Die Sozialhilfe ist das letzte Rettungsnetz für alle, die nicht genug zum Leben haben. Der Anteil der Bezüger bewegte sich im Glarnerland von 2008 bis 2014 zwischen 2,2 und 2 Prozent. Bis Ende letzten Jahres ist die Sozialhilfequote auf 1,8 Prozent gesunken. Gleichzeitig sind auch die Ausgaben des Kantons gefallen. Im vergangenen Jahr kostete die Sozialhilfe den Kanton knapp fünf Millionen Franken.

2014 waren es noch 6,6 Millionen Franken. 722 Menschen waren im vergangenen Jahr auf Sozialhilfe angewiesen. Mit einer Quote von 1,8 Prozent liegt das Glarnerland deutlich unter dem Landesmittel von 3,2 Prozent. «Das ist nicht selbstverständlich», sagt Andreas Zehnder, der die Hauptabteilung Soziales beim Kanton Glarus leitet. «Wir setzen auf die Strategie Fördern und Fordern», erklärt er.

Dazu gehöre etwa eine Fachstelle, die Jugendliche und junge Erwachsene ohne Ausbildung unterstützt. Gerade bei dieser Bevölkerungsgruppe sank die Sozialhilfequote deutlich. 2016 machten junge Erwachsene zwischen 18 und 25 Jahren noch 9,4 Prozent aller Sozialhilfebezüger aus. Andererseits sei der Kanton streng, wenn sich jemand unkooperativ zeige, sagt Zehnder: «Wenn Sozialhilfebezüger nicht bereit sind, sich zu engagieren, kürzen wir Leistungen.»

«Asylbereich im Auge behalten»

Die Gemeinde Glarus hat mit 2,2 Prozent eine höhere Quote als ihre beiden Nachbargemeinden, deren Quoten bei 1,7 Prozent liegen. Die Zahl der Sozialhilfefälle sank in allen Gemeinden. Im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen sind Geschiedene und Ausländer besonders häufig von Sozialhilfe abhängig.

Ausländer machen etwas über 40 Prozent der Sozialhilfebezüger aus. Der abnehmende Trend werde sich nicht von alleine fortsetzen, warnt Zehnder. «Wir müssen den Flüchtlingsbereich dringend im Auge behalten», sagt er. Denn der Bund übernimmt die Sozialhilfe für anerkannte und vorläufig aufgenommene Flüchtlinge nur während fünf oder sieben Jahren. Dann bezahlt der Kanton.

Der Regierungsrat hat kürzlich ein Programm verlängert, das Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt integrieren soll. Die Massnahme zeigte Erfolg: Die Erwerbsquote von anerkannten Flüchtlingen liegt im Kanton Glarus bei 38,4 Prozent, höher als in allen anderen Kantonen.

Ueli Weber ist stellvertretender Redaktionsleiter der «Glarner Nachrichten». Er hat die Diplomausbildung Journalismus am MAZ absolviert und berichtet seit über zehn Jahren über das Glarnerland. Mehr Infos

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"Dort müsste dementsprechend die Richtlinien auf juristischer Ebene nachgebessert werden!"

Was heisst das? Die Schrauben noch mehr anziehen?
Wie wäre es mal mit Ursachenbekämpfung?
Die Wirtschaft jammert über die hohen CH Löhne, die Leute mit tiefen und tieferen Löhnen könnte man ja mal entlasten, indem man günstigen Wohnraum schafft, statt lauter Luxus, Spekulations- und Renditeobjekte zu bauen. Zudem schreitet Automatisierung und Digitalisierung voran, das kostet halt manchen Arbeitsplatz, damit wird man zukünftig Leben müssen und dann auch mehr Sozialfälle einkalkulieren.
Zudem würde helfen, einmal das Geldsystem zu begreifen, z.B wie Prof. Dr. Mathias Binswanger es erklärt:

https://www.akb.ch/documents/30573/89695/wie-banken-geld-schaffen.pdf/4…

Er erklärt, wie Geld entsteht und es funktioniert. Vielleicht würde dann bewusst, dass Geld welches in die Sozialhilfe oder AHV IV Rentner zu gute kommt sich nicht ins Nirwana auflöst?

Nein, du hast meine Aussage falsch interpretiert. Es geht nicht um die Schraube mehr an zu ziehen, sondern vielmehr darum, das wir mehr „Rechte bekommen“. In dem Sinne, dass sich Arbeitgeber (kein Einsatzprogramm) verpflichten sollten eine Anzahl von Langzeitarbeitslose in ihrem Betrieb auf zu nehmen und dadurch ihnen eine Chance auf dem Arbeitsmarkt gewähren. Die Ursache ist das eine, die Ausführung das andere. Warum hat man keine Chance auf dem Arbeitsmarkt, weil man vielleicht keine Lehrstelle absolviert hat. Oder weil einem Zeugnisse etc. fehlen. Klar gibt es andere die zu faul sind, aber dann haben sie selber schuld. Nicht alle habe die selbe „Lebens-Einstellung“ oder „Arbeitsmoral“. Dies gilt aber auch für „normal Arbeitnehmer“!

Nicht zu vergessen, die Menschen-Rechte, die Würde die einem als Sozialhilfeempfänger genommen wird.
Bist du mal ausgesteuert hast du danach keine gleichen Rechte mehr als wie ein „Arbeitender“.
Geschweige dann Mitsprache-Recht, dies alles wird dir als Sozialhilfebezüger genommen und du darfst dich nicht einmal dagegen zur Wehr setzen. Deswegen auch meine Aussage „auf juristischer Ebene“. Den einen Anwalt kannst du dir nicht leisten, somit wird die Situation gleich ausgenutzt. Und wenn du dein Fall vor Gericht bringen willst, musst gleich mal CHF 1500.- als Kaution hinterlegen. Wie willst du das bezahlen, wenn dein Einkommen gerade mal das Existenzminimum von +- 900.- beträgt?

Mag sein das die Quote leicht rückgängig ist, was zu einem positiven Ergebnis führt.
Doch das gilt nur für diejenigen die sich keine Jahren auf dem Sozialamt aufhalten müssen.
Allerdings gilt das nur für die Kurzzeit der Sozialfälle. Schaut man sich jedoch die Langzeit Sozialfälle an, hat sich kaum was geändert. Dort müsste dementsprechend die Richtlinien auf juristischer Ebene nachgebessert werden!

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