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Medizin und «Big Data»: «Untätigkeit ist keine Option»

Über Schrittzähler und andere Health-Apps übermitteln die Menschen immer mehr Daten über ihre Gesundheit. Der Chefredaktor der «Revue médicale suisse», Bertrand Kiefer, warnt in diesem Zusammenhang vor «unserer haarsträubenden Naivität gegenüber »Big Data«».

Agentur
sda
25.11.17 - 20:46 Uhr
Politik
Unlängst hatten auch die Datenschützer vor den Fitnessarmbändern der Krankenkassen gewarnt. Die Kunden lieferten sich damit "nackt" aus, ohne eine echte Gegenleistung zu erhalten, sagte der Datenschutzbeauftragte des Kantons Wallis, Sébastien Fanti. …
Unlängst hatten auch die Datenschützer vor den Fitnessarmbändern der Krankenkassen gewarnt. Die Kunden lieferten sich damit "nackt" aus, ohne eine echte Gegenleistung zu erhalten, sagte der Datenschutzbeauftragte des Kantons Wallis, Sébastien Fanti. …
Keystone/GAETAN BALLY

Im Interview mit der Westschweizer Zeitung «Tribune de Genève» vom Samstag erwähnt er als Beispiel die Positionsbestimmung über die Smartphones: Nur wenige Menschen wüssten, dass dadurch zum Beispiel der Anfang einer Depression erkannt werden könne, weil sich die Menschen weniger und langsamer bewegten.

Für Kiefer ist das Sammeln, Aufbewahren und Analysieren der medizinischen Daten «das Öl von morgen». Um jedoch den grossen Unternehmen die Stirn bieten zu können, müsse schnell gehandelt werden. Untätigkeit sei keine Option.

Es sei wichtig, ein Aufbewahrungssystem für Daten und künstliche Intelligenz aufzubauen, sagte Kiefer. Daran müssten sich mehrere Akteure, wie die Universitäten und das Gesundheitssystem, beteiligen. Ein Projekt in diesem Umfang könnte zum Beispiel vom Bund getragen werden.

«Es bringt nichts, in Tunnel oder Kampfflugzeuge zu investieren, wenn all unsere Daten bei Google liegen», sagte Kiefer. Der Arzt gibt zwar zu, dass die Gesundheits-Apps und -programme auf grosses Interesse stossen. Ihre positive Wirkung sei zwar nicht bewiesen. Doch sie gäben den Menschen ein Gefühl der Kontrolle, und verringere die Angst vor der Unsicherheit.

Trotzdem ist Kiefer überzeugt, dass die Technologie auch zu Fortschritten führen kann. So würden die Patientendaten nicht mehr in den Händen der Ärzte und der Spitäler liegen, sondern den Patienten folgen. Das wiederum erlaube die Entwicklung der Pflege zu Hause. «Der Patient könnte damit in der Zukunft zu einem Co-Therapeuten seiner selbst werden», sagte Kiefer.

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