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Farben statt Beton – die Jugend will Chur beleben

Mehr Raum für Strassenkunst, ein bunteres und lebendigeres Stadtbild, Internet im Stadtbus und mehr Sensibilität für Mobbing in der Schule: Das sind die Forderungen des Jugendparlaments der Stadt Chur.

Gion-Mattias
Durband
20.11.17 - 04:30 Uhr
Politik
Weniger Grau-in-Grau: Martin (links) und Ramun von der Gruppe «Graffiti» wünschen sich ein bunteres Stadtbild.
Weniger Grau-in-Grau: Martin (links) und Ramun von der Gruppe «Graffiti» wünschen sich ein bunteres Stadtbild.
YANIK BÜRKLI

Am Samstag übernahm die Jugend das Zepter in den altehrwürdigen Hallen des Churer Rathauses. Wo sonst Stadt- und Gemeinderäte ihren Geschäften nachgehen, gab das Jugendparlament der Stadt Chur den Ton an. Ein knappes Dutzend Schülerinnen und Schüler formulierte Anliegen zu den Themen Strassenkunst, öffentlicher Verkehr und Mobbing in der Schule.

Drei der fünf Beschlüsse widmen die Jugendlichen der Strassenkunst, darunter die Petition «Mehr Raum für Graffiti». Darin fordert das Jugendparlament weitere öffentliche Wände zur freien Gestaltung, wie es sie heute bei der Unterführung Giacomettistrasse gibt. Ein Angebot, das der Nachfrage bei Weitem nicht gerecht wird, wie die Jugendlichen feststellten. Das Ziel: mehr Raum für kreative Gestaltung und eine Belebung «wenig genutzter und kahler Orte».

«Macht Chur bunter!»

Zur Förderung der Graffitikunst schlägt das Jugendparlament zudem die Durchführung regelmässiger Workshops vor, um Interessierten den Einstieg in diese Kunstform zu erleichtern. Das Jugendparlament will aber noch höher hinaus: Die vielen grauen, «tristen Betonblöcke» namentlich im Rheinquartier sollen nach Möglichkeit künstlerisch aufgewertet werden, fordert die Jugend in ihrer Resolution «Macht Chur bunter!». Damit soll nebst der lokalen Kunstszene auch das Image Churs als moderne und vitale Stadt gefördert werden, was nicht zuletzt auch den Tourismus ankurbeln dürfte. «Zeigen wir der Welt das junge Gesicht der ältesten Stadt der Schweiz!», halten die Jungpolitiker in ihrer Begründung fest.

An der sechsten Session des Jugendparlaments gab es sogar kleine Indiskretionen vom Stapi zu hören.

«Es ist wie in einer Familie», sagte der Churer Stadtpräsident Urs Marti am Samstagmorgen zu Beginn der sechsten Session des Churer Jugendparlaments. «Auch in der Politik geht es darum, gemeinsam Spielregeln festzulegen.» Wie dies in der demokratischen Familie vonstatten geht, konnten die zehn Jugendlichen im Churer Rathaus gleich selbst erfahren. In drei Gruppen wurden Vorschläge zu den Bereichen Graffiti, öffentlicher Verkehr und Mobbing in der Schule erarbeitet. Begleitet wurde die Gruppenarbeit von Vorstandsmitgliedern des Jugendparlaments. Auch externe Experten wurden eingeladen, bei der Gruppe «Graffiti – Kunst im öffentlichen Raum» etwa der Churer Graffitikünstler Claudio Viola sowie zwei Kunstvermittlerinnen des Bündner Kunstmuseums. 

Was ist Graffiti? Was ist Kunst?

In den Gruppen galt es erst, das Thema abzustecken und die Möglichkeiten des Jugendparlaments zu erläutern. Auch in der Diskussionsrunde der Gruppe «Graffiti» wurde es bald grundsätzlich: Ist jedes Graffiti Kunst? Wo ist die Grenze zum Vandalismus? Darf der Hausbesitzer alleine entscheiden, wie seine Fassage aussieht – oder gibt es auch ein öffentliches Interesse? Selbst Stapi Urs Marti hatte offene Fragen. Was denn nun Kunst sei, konnten und wollten aber auch die Kunstvermittlerinnen Simone Flüeler und Alexa Giger nicht klären. 

Waren in den drei Gruppen die Meinungen einmal gemacht und in Form gebracht, ging es in die Debatte, wo die Jugendlichen gegenseitig ihre Vorstösse vorstellten, kritisierten und verteidigten. Nebst den drei Beschlüssen der Gruppe «Graffiti» wurde schliesslich die Resolution «Für ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis beim Stadtbus Chur» überwiesen. Die Forderungen: freier Internetzugang in allen Bussen und eine Verlängerung der Gültigkeitsdauer der Tickets auf eine Stunde. Weiter wurden Gemeinde- und Stadtrat aufgefordert, zur Mobbing-Situation an Churer Schulhäusern Stellung zu nehmen und mögliche Präventions- und Interventionsmassnahmen zu eruieren.

Haben Sie Platz für etwas Farbe?

Ob die «politische Familie» ihre Kinder auch ernst nimmt, wird sich zeigen, wenn der Gemeinderat im Dezember die Vorstösse behandelt. Aber nicht nur die Politik ist gefragt. Haben Sie freie Wände, die etwas Farbe und Strassenkunst vertragen würden? Melden Sie sich! Schreiben Sie eine E-Mail an info@jupa-chur.ch. 

 

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