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Regierung drückt bei Repower beide Augen zu

Der Kanton hat wegen der Turbulenzen bei Repower Hunderte Steuermillionen verloren. Fehler sind beim Stromkonzern aber keine passiert – findet die Bündner Regierung. Das wird noch zu reden geben.

Südostschweiz
25.10.17 - 04:30 Uhr
Politik
Repower GV
Die Turbulenzen bei der Repower sind nicht Schuld an den Verlusten von Steuergeldern, findet die Bündner Regierung.
YANIK BÜRKLI

Nein, der Urheber des Vorstosses ist nicht zufrieden. «Ich finde das fast schon skandalös», sagt der Domleschger SP-Grossrat Johannes Pfenninger über die Antwort der Bündner Regierung auf eine Fraktionsanfrage seiner Partei. Pfenninger und die SP hatten der Exekutive eine Reihe von Fragen zum Stromkonzern Repower gestellt.

In Schieflage geraten

Tatsächlich hat Repower schwierige Jahre hinter sich. Sinnbildlich dafür steht der Aktienkurs: Innert gut zehn Jahren stieg dieser von rund 400 auf über 750 Franken. Spätestens im Jahr 2011 war aber Schluss mit den Höhenflügen; bis Repower seine Papiere im April 2016 von der Börse nahm, war der Wert der Aktie auf rund 50 Franken gefallen.

Dazu kamen immer neue Verluste. Die 13 Millionen Franken aus dem vergangenen Geschäftsjahr nehmen sich diesbezüglich bescheiden aus: Noch 2015 musste der Konzern einen Reinverlust von 136 Millionen Franken beklagen; 2014 waren es 108 Millionen Franken gewesen.

Das Malaise beim grössten Bündner Energieversorger bekam auch der Kanton zu spüren. Allein die kumulierten Abschreibungen auf den vom Kanton gehaltenen Repower-Aktien summierten sich am Ende auf über eine Viertelmilliarde Franken.

Persilschein für die Chefs

Trotzdem stellt die Regierung den Chefs von Repower ein gutes Zeugnis aus. Sie teile die Auffassung der SP nicht, «wonach die ‘unerfreulichen Ergebnisse’ massgeblich von Fehleinschätzungen der operativen Leitung herrühren», schreibt sie in ihrer Antwort auf die Anfrage. Hauptursache für die Situation seien «die aktuellen Probleme der Branche». Folgerichtig will die Regierung weder die Zusammensetzung der Repower-Spitze noch deren Entlöhnung hinterfragen.

«Das stösst mir sauer auf», sagt Pfenninger zu dieser Antwort. Er habe zwar Verständnis für die schwierige Lage der Stromwirtschaft. «Ich hätte mir von der Regierung aber den Mut zu einer harten Analyse und zu den entsprechenden Konsequenzen gewünscht.»

Noch ein Punkt der Antwort lässt Pfenninger aufhorchen. «Die Regierung schliesst offenbar nicht aus, dass Stellen von Poschiavo nach Landquart verlagert werden», betont er. Tatsächlich: Ein klares Bekenntnis zum Puschlav findet sich in dem Papier nicht.

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Es ist natürlich im Interesse von Regierungsrat Mario Cavigelli (und seines Amtsvorgängers Stefan Engler), so zu tun, als ob gar keine grossen Fehler gemacht wurden. Denn zu den ganz grossen Fehlern gehörten die strategische Vorgabe und die Auswahl der Verwaltungsräte. Die Vorgabe wurde aber von der Geschäftsleitung überrissen angegangen, sowohl bezüglich der Zahl als auch der Art der Projekte. Ausserdem hat die GL für manche Projekte haarsträubende Summen ausgeben. Eine Aufstellung der Wertberichtigungen bis 1. HJ 2015 gibt es hier: http://bit.ly/selbstverschuldet
Wie die in der Politik verantwortlichen — oder besser gesagt, die Verantwortungslosen in Graubündens Politik — agierten, ist in diesem Artikel beschrieben: http://bit.ly/organisierte-verantwortungslosigkeit
Dass Kurt Bobst und Fabio Bocchiola weiterhin im Amt sind, ist in der Schweizer Stromwirtschaft einmalig und für mich absolut unverständlich. Genauso unverständlich ist, dass Cavigelli für seine Fellleistungen und seine anhaltende Gleichgültigkeit nicht zur Verantwortung gezogen wird. Alles ist ein zweifelhafter Erfolg des Prinzips der Organisierten Verantwortungslosigkeit, das in Graubünden besonders eindrücklich gelebt wird.

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