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Werden Bündner Kindergärtnerinnen diskriminiert?

Der Verband Lehrpersonen Graubünden zieht zusammen mit der Frauenzentrale Graubünden und Einzelklägerinnen vor Gericht. Es geht um den Lohn von Kindergartenlehrerinnen, der diskriminierend sei. Im Fokus stehen drei Bündner Gemeinden.

Südostschweiz
25.09.17 - 11:47 Uhr
Politik
Kindergarten, Kindsgi, Kinder, Klasse, Unterricht,
Bündner Kindergärtnerinnen kämpfen für mehr Lohn.
SYMBOLBILD

Beim Berufseinstieg verdient eine Bündner Kindergartenlehrerin 60'000 Franken pro Jahr. Abgeschlossen hat sie ein Bachelorstudium an der Pädagogischen Hochschule. Vom ersten Arbeitstag an übernimmt sie die volle Verantwortung für die Kinder. und erfüllt die Aufgaben, welche im Schulgesetz festgelegt sind.

Im Vergleich zu männlichen Berufen mit vergleichbarer Ausbildung, Belastung und Verant­wortung ist in diesem Frauenberuf der Lohn deutlich tiefer. Die Verbände gehen deshalb davon aus, dass das Schweizerische Gleichstellungsgesetz verletzt wird. Zusammen mit betroffenen Einzelklägerinnen haben sie deshalb beim Verwaltungsgericht Klage eingereicht. Involviert sind der Verband Lehrpersonen Graubünden (LEGR),  die Frauenzentrale Graubünden (fg), der Schweizerischer Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD), die Gewerkschaft im Service public sowie Einzelklägerinnen.

Das Verwaltungsgericht wird nun prüfen, ob die Gemeinden glaubhaft darlegen können, das Gleichstellungs­gesetz nicht zu verletzen. Ziel der Kläger ist, dass die Kindergartenlehrpersonen mehr Lohn erhalten. Konkret soll die Differenz wischen den kantonalen Mindestlöhnen und den diskriminierungsfreien Löhnen ausbezahlt werden.

Drei Bündner Gemeinden im Fokus

Die Diskriminierungsklage wurde gegen drei Gemeinden eingereicht. Laut den Klägern gelten sie als vorbildliche Arbeitgeberinnen mit einer guten Schule. Es gehe bei der Klage nicht um sie, sondern um die Kindergartenlöhne im ganzen Kanton, schreiben die Kläger in einer Mitteilung. Die Verbände und die Klägerinnen verzichten deshalb auf eine Rückwirkung der Klagen.

Andere Verwaltungsgerichte unterstützten Kindergärtnerinnen

In verschiedenen anderen Kantonen wurde erfolgreich gegen die Diskriminierung aufgrund der tiefen Kindergartenlöhne geklagt. Diese wurden in der Folge denn auch in verschiedenen Kantonen erhöht, nicht aber in Graubünden. Die Löhne der Bündner Kindergartenlehrpersonen sind mit Abstand die tiefsten Löhne für Lehrpersonen in der Schweiz.

Kindergartenlöhne seien aus historischen Gründen, und weil es sich um einen typischen Frauenberuf handelt (ähnlich wie Pflegeberufe), besonders tief, so die Kläger. Das sei angesichts der heute geltenden Bedingungen bei Ausbildung und Anforderungen stossend, insbesondere auch, weil mit der Einführung des Lehrplans 21 (ab 2018 in Graubünden) Kindergarten und Unterstufe unter denselben Zyklus fallen und somit als gleichwertig gelten.

 

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