Postplatz soll seinen Namen behalten
Trotz des Rückzugs der Post – der Stadtrat will den grössten und bekanntesten Churer Platz nicht umbenennen.
Trotz des Rückzugs der Post – der Stadtrat will den grössten und bekanntesten Churer Platz nicht umbenennen.

Überall im Land werden Poststellen abgebaut. Graubünden muss seit Jahren einen Leistungsabbau hinnehmen, und auch in Chur hat sich die Post jüngst aus dem historischen Postgebäude mitten in der Stadt verabschiedet.
So nicht, tönte es im Juni aus dem Churer Stadtparlament. 13 Gemeinderäte unterschrieben den Auftrag «Umbenennung Postplatz». Die Unterzeichner seien der Ansicht, «dass ein Unternehmen, welches dermassen Leistungen abbaut, es nicht verdient hat, dass der grösste und bekannteste Platz in der Stadt nach ihm benannt bleibt», heisst es im Vorstoss, der am 5. Oktober im Churer Gemeinderat behandelt wird.
Nachteile überwiegen
Der Stadtrat beantragt dem Parlament, den Auftrag abzulehnen. In seinem Bericht an den Gemeinderat kommt er zum Schluss, dass die Risiken einer Umbenennung die Chancen überwögen. Zwar erkennt auch der Stadtrat die günstige Möglichkeit, mit der Umbenennung eine öffentliche Debatte über den Leistungsabbau anzustossen. Ausserdem könnte mit einem neuen Namen eine verdienstvolle Person geehrt oder eine historische Begebenheit aufgenommen werden, wobei der Platz nach der Neugestaltung auch gleich noch eine neue Identität erhalten würde. Die Poststrasse und der Postplatz entstanden 1860 durch den Bau der Post am heutigen Standort der Graubündner Kantonalbank.
Kontinuität und Identität
Die besseren Argumente sprechen gemäss Stadtrat aber für eine Beibehaltung des Platznamens. Die Stadtregierung streicht dabei den Aspekt der «Kontinuität und Identität» hervor. Die Bevölkerung habe ein Interesse an gleichbleibenden, einfachen und akzeptierten Namen. Das gelte auch für Plätze und Orte, deren Namen wie etwa beim Postplatz nicht mehr direkt mit einer Nutzung oder einem Gebäude zusammenhingen. Der Stadtrat verweist in seinem Bericht auf andere Strassennamen in der Altstadt, die ihre ursprüngliche Bedeutung ebenfalls verloren hätten, wie etwa die Klostergasse, Kupfergasse, Goldgasse, Pfistergasse, Bankstrasse, Grabenstrasse oder auch der Kornplatz. Bei einer Umbenennung wäre nach Ansicht des Stadtrates ausserdem mit einer Übergangszeit zu rechnen, in der der Postplatz umgangssprachlich weiterhin Postplatz heissen würde, was entsprechend für Verwirrung sorgen könnte.
Rechtlich wäre eine Namensänderung möglich. Gemäss einer Verordnung des Bundes dürfen geografische Namen aus öffentlichem Interesse geändert werden. Ein solches ist unter anderem gegeben, wenn ein Platzname, wie im vorliegenden Fall reklamiert, negativ konnotiert sei.
Churer als Namensgeber
Gemeinderat Romano Cahannes (CVP) hält als Erstunterzeichner weiterhin an seinem Auftrag fest, wie er gestern auf Anfrage erklärte. Zumal im Vorstoss angeregt wird, dass die Bevölkerung bei einer allfälligen Namenssuche via Wettbewerb einbezogen werden könnte. Wenn sich dabei tatsächlich zeigen sollte, dass die Churer am Namen Postplatz festhielten, hätte man wenigstens eine Antwort, meinte Cahannes. «Wir wollen nichts am Volk vorbei entscheiden.»