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BDP bringt Regierungsrat definitiv auf Hundekurs

Im Kanton Glarus müssen Hundehalter mit ihren Vierbeinern auch künftig einen Hundekurs absolvieren. Per 1. August gilt das für alle mit mehr als einem Hund oder einem Hund mit erhöhtem Gefährdungspotenzial. Doch dabei soll es nicht bleiben. Später soll der Kurs auch für alle Ersthundehalter wieder obligatorisch sein.

Marco
Häusler
07.07.17 - 05:00 Uhr
Politik
Hund
Gioia von Runggaletsch wäre es vermutlich völlig egal, wenn sie in einen Kurs müsste; sie ist in Trimmis (GR) zu Hause.
THEO GSTÖHL

«Sachkundenachweis» (SKN) heisst das Papier, das sich alle Hundehalterinnen und Hundehalter in der ganzen Schweiz seit 2008 mit einer obligatorischen Ausbildung verdienen mussten. Eingeführt wurde es über eine Motion im Bundesparlament, nachdem ein sechsjähriger Bub Ende 2005 in Oberglatt (ZH) auf dem Weg in den Kindergarten von drei Pitbull-Terriern getötet worden war.

Seit Anfang Jahr gilt dieses nationale Hundekurs-Obligatorium aber nicht mehr. Abgeschafft hat es der Bundesrat ebenfalls aufgrund einer Motion, in der das gefordert wurde, und die der National- und Ständerat angenommen hatten. «Der Bundesrat erachtet freiwillige Hundekurse als sinnvoll», hatte er in seinem Beschluss aber noch festgehalten, «besonders für Personen, die zum ersten Mal einen Hund halten». Den Kantonen stellte es der Bundesrat denn auch frei, Hundekurse weiterhin als obligatorisch zu erklären. Genau das macht die Glarner Regierung nun.

1. Tranche in eigener Kompetenz

Im Glarnerland hatte die BDP-Landratsfraktion den Stein ins Rollen gebracht, indem sie Anfang Dezember 2016 eine Interpellation zur Fortführung der Hundekurse eingereicht hatte. Schon in seiner Antwort auf diese parlamentarische Anfrage hatte der Regierungsrat signalisiert, dass die Partei mit ihrem Anliegen bei ihm offene Türen einrenne. Denn auch wenn der Nutzen des Kurs-Obligatoriums nicht mit statistischen Zahlen belegt werden könne, habe der Erwerb des SKN aus seiner Sicht «zu Fortschritten und durchwegs positiven Erfahrungen» geführt.

«Bei den bewilligungspflichtigen Hundehaltungen kann der Regierungsrat den Besuch eines entsprechenden Lehrgangs auf Verordnungsstufe in eigener Kompetenz vorschreiben», stand bereits Ende Februar in der Antwort auf die Interpellation. «Es ist geplant, die entsprechende Änderung der Veterinärverordnung im ersten Halbjahr 2017 vorzunehmen.»

Das geschieht jetzt. Mit dem Nationalfeiertag tritt diese Verordnung in Kraft, wie im gestrigen Bulletin des Regierungsrates steht.

«Kal 1» kostet 240 Franken

Laut der neuen Verordnung müssen «Personen, die einen Hund mit erhöhtem Gefährdungspotenzial oder mehr als einen Hund pro Haushalt halten» den neuen kynologischen Ausbildungslehrgang (KAL) belegen,

der den SKN ablöst. Zusammengestellt wurde dieser mit verschiedenen SKN-Instruktoren und dem Bündner Amt für Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit (ALT), das seit März 2016 auch die Hundegesetze im Kanton Glarus vollzieht.

Das Programm umfasst die Lehrgänge KAL 1 und KAL 2, wobei nur KAL 1 obligatorisch wird. Er kostet 240 Franken und enthält

sechs Lektionen, die jeweils 45 bis 60 Minuten dauern, zwei davon sind theoretische, vier praktische. Dabei seien die Ziele so gewählt, «dass die wichtigsten Punkte für eine gesellschaftstaugliche, tierschutzkonforme Hundehaltung genannt werden und der Anreiz und das Interesse für eine weitergehende freiwillige Ausbildung geschaffen wird».

2. Tranche vor die Landsgemeinde

In die Pflicht nehmen will die Glarner Regierung neben den Haltern von sogenannten «Listenhunden» und Mehrfach-Hundehaltern aber auch alle, die sich zum ersten Mal eines Hundes annehmen. Die Kursbesuchspflicht für Ersthundehalter müsse aber im kantonalen Tierschutz- und Tierseuchengesetz festgeschrieben werden, hiess es schon in der Interpellationsantwort. «Der Regierungsrat beabsichtigt, eine entsprechende Gesetzesänderung zuhanden der Landsgemeinde 2018 auszuarbeiten.»

Für die Vernehmlassung verabschiedet hat er sie nun in seiner gestrigen Sitzung.

Marco Häusler ist Dienstchef der Zeitungsredaktion «Glarner Nachrichten». Er absolvierte den zweijährigen Lehrgang an der St. Galler Schule für Journalismus und arbeitete bei der ehemaligen Schweizerischen Teletext AG und beim «Zürcher Unterländer», bevor er im Februar 2011 zu Somedia stiess. Mehr Infos

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