Die Unterengadiner Jugend muss jetzt im Tirol feiern
Am Wochenende ist die letzte Party in der Disco «Gallaria» in Scuol über die Bühne gegangen. Damit ist das Nachtleben im Unterengadin ganz eingeschlafen. Neue Ideen sind gefragt.
Am Wochenende ist die letzte Party in der Disco «Gallaria» in Scuol über die Bühne gegangen. Damit ist das Nachtleben im Unterengadin ganz eingeschlafen. Neue Ideen sind gefragt.

Seit Montag gibt es eine neue öffentliche Gruppe auf Facebook. Innerhalb kürzester Zeit waren 630 Mitglieder beigetreten. «Nouva Disco a Scuol» nennt sich die Gruppe. Ins Leben gerufen hat sie Not Carl, Mitinitiant von Mia Engiadina. «Es kann nicht sein, dass die grösste Gemeinde der Schweiz keine einzige Disco mehr hat. Nun sind wir alle gefragt, Jung und Alt», lautet sein Appell.
Mia Engiadina hat eine Stiftung ins Leben gerufen, um junge Menschen im Tal zu unterstützen. Langfristiges Ziel ist es, die Abwanderung der Jungen zu stoppen. Carl möchte mit Kontakten und dem Netzwerk von Mia Engiadina helfen. «Bringt Ideen», schreibt er. Bis Ende Jahr wollen wir der Gemeinde Vorschläge einreichen, damit Scuol schon nächstes Jahr wieder über eine Disco verfügt», heisst es im Post.
19 Jahre lang hat Jon Corradin die Disco «Gallaria» an der Hauptstrasse von Scuol geführt. Nun geht er in den Ruhestand. «Wir sind immer noch dran, eine Nachfolgelösung zu suchen», sagte Corradin gegenüber «Radio Südostschweiz». Immerhin, einen Interessenten gebe es für das Kaufobjekt. Konkret sei aber noch nichts vereinbart worden. Sollte nicht bald eine Lösung gefunden werden, bleibt den Einheimischen nichts anderes übrig, als ins nahe Tirol oder Südtirol auszugehen. Im Winter sind noch die Discos in Samnaun oder St. Moritz eine Option. Auf alle Fälle müssten die Jungen weite Strecken mit dem Auto fahren, um sich amüsieren zu können.
Neues Projekt in Aussicht
Gemäss Gemeindepräsident Christian Fanzun laufen seit der Fusion vor zwei Jahren Verhandlungen mit den Jugendvereinen für ein neues Angebot für die junge Generation. «Es ist noch zu früh, um mit den Ergebnissen dieser Treffen an die Öffentlichkeit zu gehen», sagt Fanzun. Noch in diesem Frühling soll die Entscheidung fallen, ob das Projekt weiterverfolgt wird oder nicht. Bei den Gesprächen sei auch ein lokaler Unternehmer involviert.
Einer der sich stark im lokalen Jugendverein engagiert, ist Riet Fanzun. «Im Moment müssen die Jungen ins Ausland flüchten, um sich zu vergnügen. Das muss sich ändern», sagt er. Es gebe schon ein konkretes Konzept, welches die Jugendvereine gemeinsam mit der politischen Gemeinde erarbeitet haben. Die Vorstudie sieht eine Disco, eine Bar und eine Bowlinghalle im Gewerbegebiet beim Bahnhof vor. Es gehe darum, eine Mietfläche in einem Gebäude auszubauen, das voraussichtlich auf diesem Areal entstehen wird. «So besteht auch eine Chance, dass sich die Gemeinde finanziell an dieses neue Angebot beteiligen kann», sagt Riet Fanzun. (fh)
Fadrina Hofmann ist als Redaktorin für die Region Südbünden verantwortlich. Sie berichtet über alle gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Themen, die in diesem dreisprachigen Gebiet relevant sind. Sie hat Medien- und Kommunikationswissenschaften, Journalismus und Rätoromanisch an der Universität Fribourg studiert und lebt in Scuol im Unterengadin. Mehr Infos